# taz.de -- USA sucht Edward Snowden: Der „Verräter“ ist verschwunden
> Die US-Regierung erklärt Edward Snowdens Pass für ungültig und droht
> Ländern, die ihm helfen. Verschwunden ist er trotzdem.
IMG Bild: Scheint sich ganz gut mit konspirativem Verhalten auszukennen: Edward Snowden.
WASHINGTON taz | Es ist eine komplizierte Reise nach Amerika: Edward
Snowden, der Whistleblower, der die Telefon- und Internetschnüffelei sowie
das internationale Hacking des US-Geheimdienstes NSA und britischer
Nachrichtendienste enthüllt hat, beantragt politisches Asyl in Ecuador. Die
Regierung in Quito prüft den Antrag wohlwollend, Kuba gestattet einen
Transit – aber das mächtigste Land des Kontinents versucht, die Reise
verhindern.
Zwar hatte Washington bis Montag Abend keinen internationalen Haftbefehl
ausgestellt, aber Snowdens Pass wurde für ungültig erklärt. Und die USA
drohen Regierungen, die dem Flüchtling behilflich sind, mit „Konsequenzen
für die bilateralen Beziehungen“. Bislang betroffen: Hongkong, Peking und
Moskau. In einem Atemzug mit diesen zählen US-Verantwortliche die
Organisation Wikileaks auf, die Snowden unterstützt.
Mit der „Gefahr der Verfolgung“ in den USA hat Snowden den Asylantrag
begründet, den er an Ecuadors Präsidenten Rafael Correa geschickt hat. In
einer Videokonferenz aus Hanoi las Außenminister Ricardo Patiño am Montag
aus dem Schreiben vor, fügte hinzu, dass es um Fragen der Meinungs- und der
persönlichen Freiheit gehe – und dass Ecuador Snowdens Wunsch „analysiert“
und „erwägt“.
Gleichzeitig saßen mehrere Reporter in einem Aeroflot-Flugzeug von Moskau
nach Havanna. Sie hatten geglaubt, der Whistleblower würde, nachdem er am
Sonntag von Hongkong nach Moskau geflogen war, über Kuba weiterreisen. Das
schien folgerichtig: Einen direkten Flug Moskau–Quito gibt es nicht und auf
den meisten anderen Zwischenstationen auf dem Weg nach Ecuador würde
Snowden riskieren, verhaftet und nach Washington ausgeliefert zu werden.
## Verpasste Gelegenheit
Aber die Journalisten reisten ohne Snowden in die Karibik. Wo sich der
30-Jährige am Montag aufhält – und ob er noch in Moskau ist oder bereits
auf einer anderen Route gen Ecuador fliegt – ist unbekannt.
Dianne Feinstein, demokratische Politikerin aus Kalifornien und als
Vorsitzende des Geheimdienstausschusses des Senats besonders gut
informiert, erklärt am Sonntag in einem CBS-Interview, sie befürchte, dass
der Whistleblower noch heiklere Informationen habe, als er bereits enthüllt
hat. Sie habe erfahren, dass er „über 200 einzelne Dinge“ habe. Bei
derselben Gelegenheit erklärt Feinstein, China habe eine „Gelegenheit“
verpasst, seine Beziehungen zu den USA zu verbessern. Der demokratische
Senator Charles Schumer übernahm es, die russische Regierung zu schelten.
Auf CNN sagt er, es mache ihn „wütend“, dass Wladimir Putin Snowden bei der
Flucht helfe.
Bei der demokratischen Basis kommt der Kurs der Regierung Obama nicht gut
an. Das bekam Nancy Pelosi, Chefin der demokratischen Fraktion im
Repräsentantenhaus, am Samstag in Kalifornien zu spüren. Bei einem Treffen
mit Parteiaktivisten sagte sie, es sei „unfair“, Obamas zweite Amtszeit als
„die vierte von George W. Bush“ zu bezeichnen, und die USA bräuchten
„sowohl Sicherheit als auch Privatheit“ – Pelosi wurde ausgebuht.
24 Jun 2013
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DIR Dorothea Hahn
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