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       # taz.de -- Polizei über Blockupy-Berichterstattung: Ein Fall von Propaganda
       
       > Nach dem harten Polizeieinsatz in Frankfurt greift die Gewerkschaft der
       > Polizei die „Frankfurter Rundschau“ und die „taz“ an.
       
   IMG Bild: GdP Digital: Polizisten "verhielten sich durchweg korrekt".
       
       Rund 200 verletzte Demonstranten, darunter diverse Journalisten, 20
       verletzte Polizisten, viele Festnahmen, mehrere Anzeigen gegen
       Demoteilnehmer und Polizeikräfte. Bei den Blockupy-Protesten Anfang Juni in
       Frankfurt lief so ziemlich alles schief. Die Taktik der Polizei, 900
       Demonstranten einzukesseln und stundenlang festzuhalten, endete für viele
       mit einem Krankenhausbesuch.
       
       Als sich zwei Tage nach der Demo Frankfurter Polizeiverantwortliche und der
       hessische Innenminister Boris Rhein verteidigten, schrieb sogar die Bild
       [1][(Link)], dass sich Journalisten bei einer Pressekonferenz im
       Polizeipräsidium selten so einig gewesen seien wie an diesem Tag in
       Frankfurt: Alle prangerten die Gewalt durch die Ordnungshüter an. Selbst
       die Organisation zur Entwicklung und Zusammenarbeit in Europa (OSZE)
       kritisierte die Behinderung von Journalisten.
       
       ## Schwere Vorwürfe
       
       Doch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Baden-Württemberg scheint das
       anders zu sehen. Für sie gibt es am Verhalten der Polizisten vor Ort nichts
       zu kritisieren, dafür umso mehr an der Berichterstattung der Frankfurter
       Rundschau (FR) und (nachrangig) der taz, für die Timo Reuter, der Coautor
       dieses Textes, von den Protesten berichtet hatte.
       
       Die Rundschau betreibe eine „pausenlose und ständige Verzerrung in der
       Berichterstattung, die nicht selten an pure Lüge grenzt und einzig in
       politischen Motiven begründet ist“, heißt es in der Gewerkschaftszeitung
       [2][GdP digital vom 12. Juni]. „Die FR ist einmal mehr im Bunde mit linken
       bis linksextremen Organisationen und betreibt eine Kampagne in deren
       Namen“, geht der Artikel weiter.
       
       Und der Text, den die GdP digital von der rechtskonservativen Internetseite
       „blu-News“ übernahm, haut ordentlich auf die Kollegen in Frankfurt drauf:
       „Spätestens jetzt sollte sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)
       gehörig dafür schämen, dieses linksradikale Propagandablatt vor dem
       verdienten Bankrott gerettet zu haben.“
       
       ## Verdienter Bankrott?
       
       Linksradikales Propagandablatt? Verdienter Bankrott? Arnd Festerling,
       Chefredakteur der Rundschau, kann über „solche Diffamierungen“ nur den Kopf
       schütteln. Dennoch versucht er, die Wogen zu glätten: „Die Rundschau tritt
       seit jeher für die Pressefreiheit ein – egal wie abwegig sie ist. Dies ist
       ein solcher Fall.“ Allerdings sei es absurd, die FR als linksradikal zu
       bezeichnen.
       
       „Im Nachhinein habe ich mich auch gefragt, ob man das so eins zu eins
       übernehmen kann“, sagt Thomas Mohr, GdP-Kreisgruppenvorsitzender in
       Mannheim und verantwortlicher Redakteur bei GdP digital. Er entschied, den
       „blu-News“-Artikel in der Gewerkschaftszeitung aufzugreifen, dessen
       Grundtenor er auch noch immer für richtig hält.
       
       Die Berichterstattung in den Medien habe sich nicht gedeckt mit dem, was
       ihm Kollegen berichteten, die vor Ort eingesetzt waren.
       
       ## Fragwürdige Quellen
       
       Doch musste für diese Erkenntnis die Onlineplattform „blu-News“ als Quelle
       herhalten? „Blu-News“, deren Herausgeber der ehemalige bayerische
       Landesvorsitzende der rechtspopulistischen Partei „Die Freiheit“, Christian
       Jung, ist, fällt hauptsächlich durch Hetze gegen den Islam und Linke sowie
       durch Homophobie auf.
       
       Für FR-Chef Festerling gibt es an der Sicht seines Blattes nichts zu
       korrigieren: „Die Einschätzung des Polizeieinsatzes während Blockupy
       unterscheidet sich von der FR über die taz bis zur FAZ kaum, dies ist sehr
       selten der Fall“, sagt er, „so viel zum Vorwurf des Linksradikalismus.“
       
       GdP-Redakteur Mohr will die Passage mit dem „linksradikalen
       Propagandablatt“ in der nächsten Ausgabe des Gewerkschaftsmagazins
       richtigstellen. „Von diesem Passus wollen wir uns als GdP distanzieren.“
       
       24 Jun 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.bild.de/regional/frankfurt/frankfurt-am-main/polizei-wuerde-es-wieder-so-machen-30678248.bild.html
   DIR [2] http://www.gdp.de/gdp/gdpbw.nsf/id/DE_GdP-Digitl-Nr-14-2013?open&l=DE&ccm=200018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Timo Reuter
   DIR Jürn Kruse
       
       ## TAGS
       
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