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       # taz.de -- Eklat im EU-Budgetstreit: Parlamentarier fühlen sich verarscht
       
       > Im Milliarden-Streit um die Finanzierung der EU verkündet die irische
       > Ratspräsidentschaft eine Einigung, die keine ist. Ein CDU-Mann schmeißt
       > hin.
       
   IMG Bild: Die Parlamentarier wollen kein Stimmvieh sein.
       
       BRÜSSEL taz | Dicke Luft im Europaparlament: Wegen einer angeblichen
       Einigung zum EU-Budget für 2014 bis 2020 ist es am Donnerstag in Brüssel
       zum Eklat gekommen. Der für die Budgetverhandlungen zuständige
       Berichterstatter Reimer Böge, ein CDU-Mann, hat unter Protest sein Amt
       niedergelegt – er spricht von „Lüge“ und „Manipulation“.
       
       Was war passiert? Am Mittwochabend hatte der irische Außenminister und
       aktuelle EU-Ratspräsident Eamon Gilmore überraschend verkündet: „Wir haben
       die Verhandlungen über den mehrjährigen Finanzrahmen abgeschlossen.“ Die
       frohe Botschaft ging sofort als Eilmeldung über die Ticker der
       Nachrichtenagenturen.
       
       Endlich, so schien es, war der monatelange Streit über das rund eine
       Billion Euro schwere EU-Budget beendet. Der Haken an der Sache: Die Meldung
       stimmte so nicht. Das Parlament habe keineswegs die Vorschläge des
       Ministerrats abgenickt, so Böge. Im Gegenteil: Die Verhandlungen wurden
       beendet, weil man sich nicht einigen konnte.
       
       Das Europaparlament fordert mehr Flexibilität bei der Nutzung der
       EU-Mittel, eine Revision des Budgets 2017 sowie den Einstieg in die
       Eigenfinanzierung der EU etwa durch die geplante Finanztransfersteuer.
       
       ## Abbruch statt Einigung
       
       Doch der Ministerrat – hinter dem vor allem Deutschland und Großbritannien
       stehen, die das neue Budget ausgehandelt hatten – blockte ab. Deshalb kam
       es zum Abbruch.
       
       Doch Irland und die EU-Kommission stellten es so dar, als sei das Parlament
       eingeknickt – ein klarer Affront gegen die Volksvertreter. Böge sprach von
       einer „ziemlich üblen Manipulation“. Der Chef der Sozialdemokraten, Hannes
       Swoboda, nannte das irische Manöver „Erpressung“. Und die Linke kritisierte
       eine „vorsätzliche Manipulation“.
       
       Der Protest geht also von der CDU bis zur Linken – ein ziemlich einmaliger
       Vorgang im Europaparlament. Die Abgeordneten fühlten sich zwar schon oft
       vom Ministerrat übergangen, der die 27 EU-Staaten vertritt. Doch einen so
       heftigen Affront ausgerechnet zu Budgetfragen hat es noch nie gegeben.
       
       Wenn die Abgeordneten stur bleiben, könnten sie sogar das geplante neue
       Programm für Wachstum und Jobs gefährden, das die EU bei ihrem Gipfel
       nächste Woche beschließen will. Denn ohne eine Einigung im Budgetstreit ist
       dafür kein Geld da. Bundeskanzlerin Angela Merkel könnte es dann noch
       leidtun, dass ihr Parteifreund Böge am Donnerstag in Brüssel die Brocken
       hingeworfen hat.
       
       20 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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