URI: 
       # taz.de -- Reaktionen auf die Wahl im Iran: Hohe Erwartungen an den Neuen
       
       > Der Westen bekräftigt den Wunsch nach Normalisierung der Beziehungen zum
       > Iran. Doch Hassan Ruhani strebt keinen radikalen Wechsel in der Außen-
       > und Atompolitik an.
       
   IMG Bild: Erstmal den Zeigefinger heben: der zukünftige Präsident Hassan Ruhani (r.)
       
       TEHERAN dpa | Nach [1][seinem Überraschungssieg] bei der iranischen
       Präsidentenwahl hat der moderate Kleriker Hassan Ruhani eine deutliche
       politische Kurskorrektur angekündigt. „Ich freue mich, dass im Iran endlich
       wieder die Sonne der Vernunft und der Mäßigung scheint“, sagte Ruhani nach
       seinem Wahlsieg.
       
       Der 64-Jährige hatte die Wahl auf Anhieb mit 50,7 Prozent der Stimmen
       gewonnen. Er tritt die Nachfolge des international umstrittenen Staatschefs
       [2][Mahmud Ahmadinedschad] an. Zehntausende feierten in Teheran den Sieg
       des Reformkandidaten. „Ahmadi (Ahmadinedschad) bye-bye“, riefen sie, und:
       „Ruhani, kümmere Dich um das Wohl des Landes.“ Auch international sind die
       Erwartungen an den neuen Präsidenten hoch.
       
       UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gratulierte Ruhani und erklärte, er erwarte
       von ihm eine konstruktive Rolle in der regionalen und internationalen
       Politik. In der in New York verbreiteten Erklärung heißt es weiter, Ban
       wolle mit den iranischen Behörden und Ruhani „in Fragen von Bedeutung für
       die internationale Gemeinschaft und für das Wohl des iranischen Volkes“ in
       Kontakt bleiben.
       
       Die US-Regierung bekräftigte ihr Interesse an einer diplomatischen
       Beilegung des Atomstreits mit Teheran. Die USA seien weiter zu direkten
       Kontakten mit der iranischen Regierung bereit, heißt es in einer Erklärung
       des Weißen Hauses. Auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton betonte
       das Interesse der Europäischen Union an einer diplomatischen Beilegung des
       Atomstreits mit Teheran.
       
       ## Zivile Forschung an Atomwaffen
       
       Der Westen verdächtigt den islamischen Staat, unter dem Deckmantel der
       zivilen Forschung an Atomwaffen zu arbeiten. Teheran weist dies zurück.
       Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu [3][verlangte ein Ende des
       umstrittenen iranischen Atomprogramms].
       
       „Der Iran muss der Forderung der internationalen Gemeinschaft nachkommen
       und sein Atomprogramm sowie die weltweiten terroristischen Aktivitäten
       stoppen“, teilte Netanjahus Sprecher Ofir Gendelman auf Twitter mit. Israel
       betrachtet den Iran als größte Bedrohung seiner Existenz.
       
       Der Minister für strategische Angelegenheiten, Juval Steinitz, forderte im
       israelischen Rundfunk, den internationalen Druck auf Teheran
       aufrechtzuerhalten. Eine glaubhafte Drohung mit militärischen Schritten
       sowie eine klare „rote Linie“ im Atomstreit mit Teheran seien weiterhin
       notwendig.
       
       „Ich werde zu dem stehen, was ich dem iranischen Volk versprochen habe, und
       werde nicht damit aufhören, bis es erreicht ist“, sagte Ruhani nach seinem
       Sieg. Er hoffe, dass der Westen jetzt eine neue Haltung zum Iran einnehme
       und zwar auf der Grundlage von Fairness und gegenseitigem Respekt. Als
       Präsident will der ehemalige iranische Atom-Chefunterhändler ein Ende der
       internationalen Isolierung seines Landes erreichen.
       
       ## Russland hofft auf Stabilität
       
       Kremlchef Wladimir Putin gratulierte Ruhani. Russland hoffe auf mehr
       politische Stabilität in der Region, heißt es in einem Brief, den der Kreml
       in Moskau veröffentlichte. Russland gehört zur sogenannten 5+1-Gruppe (die
       fünf UN-Vetomächte plus Deutschland), die mit dem Iran über dessen
       umstrittenes Atomprogramm verhandeln. Der französische Außenminister
       Laurent Fabius lobte den „unerschütterlichen Drang des iranischen Volkes
       nach Demokratie“.
       
       Insgesamt hatten sich sechs konservative Kandidaten um die Präsidentschaft
       beworben. Teherans Bürgermeister [4][Mohammed Bagher Ghalibaf] landete mit
       16,6 Prozent abgeschlagen auf Platz zwei, der [5][Hardliner Said Dschalili]
       kam als dritter auf 11,4 Prozent der Stimmen. Rund 50 Millionen Iraner
       waren am Freitag aufgerufen, inmitten einer schweren Wirtschaftskrise und
       des Atomstreits mit dem Westen einen neuen Präsidenten zu wählen. Die
       Wahlbeteiligung lag bei 72 Prozent.
       
       Doch auch mit Ruhani als neuem Präsidenten ist kein radikaler Wechsel in
       der iranischen Außen-, Sicherheits- und Atompolitik zu erwarten. Bei allen
       Entscheidungen in diesen Bereichen hat der oberste Führer, Ajatollah Ali
       Chamenei, das letzte Wort. Der Präsident kann aber innerhalb eines
       ideologisch vorgegebenen Spielraumes Akzente setzen.
       
       16 Jun 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Wahl-im-Iran/!118141/
   DIR [2] /!116692/
   DIR [3] /!102569/
   DIR [4] /Wahlen-im-Iran/!118169/
   DIR [5] /!94077/
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Iran
   DIR Atomabkommen
   DIR Atomprogramm
   DIR Präsidentenwahl
   DIR Hassan Rohani
   DIR Mahmud Ahmadinedschad
   DIR Hassan Rohani
   DIR Protest
   DIR Hassan Rohani
   DIR Schwerpunkt Iran
   DIR Schwerpunkt Iran
   DIR Schwerpunkt Iran
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Iranischer Präsident gratuliert Juden: „Ein gesegnetes Rosch Haschana“
       
       Neue Töne aus Teheran: Ahmadinedschad wollte Israel von der Landkarte
       „ausradieren“. Sein Nachfolger Präsident Ruhani gratuliert allen Juden zum
       Neujahrsfest.
       
   DIR Protest gegen Atomwaffen: Nicht so Bombenstimmung
       
       Jede Atombombe – eine zu viel. Seit Tagen gibt es Proteste gegen die
       Waffen. Am Wochenende soll es auch zu Blockaden kommen.
       
   DIR Irans neuer Präsident Rohani: Bärtiger Hoffnungsträger mit Herz
       
       Er will sein Land aus der außenpolitischen Isolation führen und den
       verarmten Bürgern helfen. Aber der reformbereite Präsident Hassan Rohani
       hat viele mächtige Gegner.
       
   DIR Kommentar Wahlen im Iran: Zivilgesellschaft mobilisiert
       
       Weit eher als ein Votum für Rohani ist das Wahlergebnis eines gegen
       Revolutionsführer Ali Chamenei. Er hatte Ahmadinedschads radikale
       Positionen unterstützt.
       
   DIR Wahl im Iran: Der Sprössling der Revolution tritt ab
       
       Mahmud Ahmadineschad war acht Jahre Präsident. Er hat sich viele Feinde im
       Ausland und im Iran gemacht. Bei der Präsidentenwahl siegt überraschend der
       Reformer Ruhani.
       
   DIR Wahlen im Iran: Gemäßigter Kandidat liegt vorn
       
       Die ersten Ergebnisse der Präsidentenwahl liegen vor. Überraschend führt
       der reformorientierte Hassan Ruhani. Für den Klerus im Iran wäre sein Sieg
       ein herber Schlag.