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       # taz.de -- Streit um Atommüll: Gesetz jetzt, Konsens später
       
       > Bund und Länder lösen den Streit um die Castor-Behälter – indem sie ihn
       > auf 2014 vertagen. Das rettet das geplante Endlager-Gesetz fürs Erste.
       
   IMG Bild: Die Castoren sollen nicht in das Zwischenlager Gorleben, um keine neuen Fakten für ein Endlager zu schaffen
       
       BERLIN taz | Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) kann aufatmen:
       Nachdem das geplante Endlagersuchgesetz, das er im April schon als
       „historischen Durchbruch“ gefeiert hatte, zuletzt akut gefährdet schien,
       hat ein Kompromiss von Bund und Ländern nun die Möglichkeit geschaffen, das
       Gesetz wie geplant noch vor der Sommerpause zu verabschieden.
       
       Die Ministerpräsidenten der Länder einigten sich am Donnerstag mit Altmaier
       darauf, einen wichtigen Streitpunkt zunächst zu vertagen: Erst Anfang 2014
       soll nun Kriterien geklärt werden, wohin die 26 Castor-Behälter kommen, die
       Deutschland noch aus der Wiederaufbereitung aus England und Frankreich
       zurücknehmen muss, sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten
       Albig (SPD). Altmaier sagte der taz, er sei froh, „dass bei allen
       Beteiligten das Verantwortungsgefühl gesiegt hat“. Nun könne das Problem
       „in Ruhe anhand von sachlichen Kriterien“ gelöst werden.
       
       Ein Bestandteil des Endlagerkonsenses vom April war, dass diese Castoren
       anders als bisher vorgesehen nicht mehr ins oberirdische Zwischenlager im
       niedersächsischen Gorleben gehen sollen, um keine weiteren Fakten zu
       schaffen, die als Vorfestlegung auf den dortigen Salzstock als späteres
       Endlager verstanden werden könnten. Stattdessen sollten die Behälter in
       bestehende Zwischenlager an AKW-Standorten gebracht werden.
       Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein hatten sich zur Aufnahme bereit
       erklärt, aber gefordert, dass sich auch ein unionsregiertes Land beteiligt.
       Hessen und Bayern hatten dies jedoch abgelehnt.
       
       Altmaier hatte darum vor dem Bund-Länder-Gipfel am Donnerstag nur Standorte
       in rot-grün regierten Ländern vorgeschlagen; neben Philippsburg
       (Baden-Württemberg) und Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) zusätzlich noch
       Unterweser (Niedersachsen). Zur Begründung nannte er kürzere Transportwege
       und niedrigere Kosten. Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil
       (SPD) hatte darum gedroht, das Gesetz vor der Bundestagswahl nicht mehr zu
       verabschieden.
       
       ## Viele offene Fragen
       
       Um sicherzustellen, dass Altmaiers Zusage eingehalten wird, keine weiteren
       Castoren nach Gorleben zu schaffen, soll dies nun durch einen Zusatz im
       Atomgesetz ausgeschlossen werden. Allerdings sollen die Bundesländer ein
       Vetorecht gegen die Einlagerung an ihren AKW-Standorten bekommen. Dass 2014
       eine Lösung gefunden wird, ist darum keinesfalls gesagt. Auch andere
       Streitfragen sind noch offen – etwa zur Zusammensetzung einer geplanten
       Bund-Länder-Kommission, die Endlagerkritierien entwickeln soll, und zu den
       Kompetenzen einer neuen Behörde, die die Standortsuche beaufsichtigt.
       
       Umweltverbände übten deutliche Kritik an dem Kompromiss zur
       Zwischenlagerung. „Weil hat sich von Altmaier über den Tisch ziehen
       lassen“, urteilte Jochen Stay von der Initiative Ausgestrahlt.
       Greenpeace-Sprecherin Susanne Neubronner kritisierte: „Auch wenn nun eine
       Scheinlösung aus dem Hut gezaubert wurde: Die eigentlichen Mängel am
       Gesetzentwurf verschwinden nicht.“
       
       13 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
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