URI: 
       # taz.de -- Neonazitreff in Neukölln: Rechte in Rudow müssen raus
       
       > Rudower Neonazi-Treff wurde vom Vermieter gekündigt. Initiativen gegen
       > rechts nennen in offenem Brief an Polizeipräsident Geheimhaltung „Schlag
       > ins Gesicht“.
       
   IMG Bild: Gegen Nazis: Protest der Neuköllner Hufeisen-Siedlung.
       
       Aus für rechte Umtriebe: Nur kurz nachdem die taz einen Neonazi-Treff in
       Rudow öffentlich gemacht hat, ist dieser nun gekündigt worden. Das
       bestätigen Sicherheitskreise.
       
       Seit vergangenem Jahr treffen sich Neonazis in dem Rudower Objekt, dessen
       Adresse weiterhin nicht öffentlich bekannt ist. Rund 20 Rechtsextreme aus
       dem Spektrum der jungen, informell organisierten „Autonomen Nationalisten“
       sollen sich dort regelmäßig versammeln, unter ihnen auch NPDler. Die taz
       hatte Mitte Mai erstmals darüber berichtet.
       
       Die Innenverwaltung listet den Ort in einer Reihe mit Berlins etablierten
       Nazitreffs wie der NPD-Zentrale oder der Szenekneipe Zum Henker. Im
       Verfassungsschutzbericht ist von einer „kleineren Räumlichkeit“ die Rede,
       die als „Treff- und Rückzugsort“ diene. Dass diese nun gekündigt wurde,
       wollte eine Verfassungsschutzsprecherin weder bestätigen noch dementieren.
       
       Nach taz-Informationen weiß der Vermieter von den Aktivitäten seiner
       Mieter, hat den Vertrag aber wegen Streitigkeiten der Rechten mit Nachbarn
       beendet. Im Bezirksamt wusste man nichts von der Kündigung.
       
       Der grüne Sozialstadtrat Bernd Szczepanski hatte bereits zuvor beklagt,
       dass sein Amt nicht über den Treff informiert wurde. Auch nach
       Bekanntwerden sei ihm nicht der Standort mitgeteilt worden, so Szczepanski.
       „Das ist nicht sachdienlich. Wir haben kein Interesse, dass sich im Bezirk
       ein rechtsextremer Jugendtreff etabliert.“
       
       Auch Neuköllner Initiativen gegen rechts kritisieren das Schweigen der
       Sicherheitsbehörden. „Das konterkariert und gefährdet unsere ganze Arbeit“,
       klagt André Schulze vom Aktionsbündnis Rudow. Matthias Müller von der
       Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus sprach von "großer Beunruhigung"
       in der Neuköllner Bevölkerung. "Es wäre an der Zeit, dass die staatlichen
       Stellen die Ängste der Bürger ernst nehmen."
       
       Am Dienstag reagierten die Initiativen mit einem offenen Brief an
       Polizeipräsident Klaus Kandt. Die „Verheimlichung“ sei „ein Schlag ins
       Gesicht“ antifaschistisch Engagierter, heißt es darin. Demokratischer
       Einsatz werde verhindert, Anwohner blieben über Sicherheitsrisiken im
       Unklaren. Kandt müsse die „Desinformationsstrategie“ aufgeben und den
       Standort bekanntgeben.
       
       Erst im April hatte sich der Polizeichef mit den Neuköllner Initiativen
       getroffen und einen Austausch vereinbart. Im Rudower Bündnis sitzen sogar
       Abschnittsbeamte – die aber über die Adresse des Neonazitreffs schweigen.
       Aus Sicherheitskreisen heißt es dagegen, die Bezirksspitze und die
       innenpolitischen Sprecher im Abgeordnetenhaus seien schon im letzten Herbst
       informiert worden.
       
       12 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Konrad Litschko
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Nazis ohne Obdach: NPD-Treff in Rudow enttarnt
       
       Monatelang trafen sich Rechte an einem geheimen Ort, monatelang schwiegen
       sich Sicherheitsbehörden darüber aus. Nun verrät ihn ausgerechnet die NPD.
       
   DIR Neonazis wollen nach Neukölln: "Gropiuslerchen" stechen NPD aus
       
       Die NPD will ihren nächsten Bundesparteitag in Neukölln abhalten. Der
       Bezirk winkt ab: Alle gewünschten Termine seien bereits belegt.
       
   DIR NPD will nach Neukölln: Propaganda statt Sport
       
       NPD will erneut in Neukölln tagen, diesmal an der Sonnenallee. Wären da
       nicht die strengen Auflagen des Bezirks.
       
   DIR Behörden in Berlin schweigen: Neonazis breiten sich aus
       
       Unbemerkt treffen sich seit Monaten Neonazis in einem eigenen
       „Jugendzentrum“ in Neukölln. Initiativen gegen Rechts kritisieren
       Geheimhaltung der Behörden.
       
   DIR Rechte: Die braune Zwickmühle
       
       Die NPD entdeckt Neukölln für sich. Mitte Februar will sie sich wieder dort
       treffen - und hat dafür die Erlaubnis des Bezirks bekommen.