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       # taz.de -- Proteste in der Türkei: „Die Solidarität rührt die Menschen“
       
       > Orkan Özdemir, türkeistämmiger Berliner und Sozialdemokrat, flog zur
       > Unterstützung der Proteste in die Türkei. Denn beim Bauprojekt im
       > Gezi-Park gehe es auch gegen die Queer-Bewegung.
       
   IMG Bild: Auf dem Taksim-Platz in Istanbul.
       
       taz: Herr Özdemir, warum sind Sie zu den Protesten in die Türkei gefahren? 
       
       Orkan Özdemir: Viele der dort Protestierenden gehören zur türkischen
       Queerbewegung Lambda, in der sich viele meiner Freunde engagieren. Das
       Gezi-Park-Bauprojekt der türkischen Regierung richtet sich auch gegen die
       Queer-Community, denn wie viele Intellektuelle, Linke und Künstler nutzen
       auch deren Mitglieder diesen Park als Treffpunkt und Ort zum Relaxen. Die
       AKP und Erdogans Regierung versuchen aber, alle Queer-Menschen als krank
       und verachtenswert darzustellen. Ich wollte mich mit meinen Freunden
       solidarisieren und bin spontan nach Istanbul geflogen.
       
       Was erleben Sie dort? 
       
       Ich erlebe in Istanbul eine ungemeine Solidarität über politische und
       gesellschaftliche Grenzen hinweg. Links, rechts, arm, reich – egal: alle
       vereint der Verdruss über Erdogans diktatorischen Umgang mit sensiblen
       Themen und seine respektlose Rhetorik. Ich war auch bereits in anderen
       Städten wie Mersin und Ankara. Die Menschen haben es satt, dass man ihnen
       vorschreiben will, wann sie ein Bier trinken sollen oder wie viele Kinder
       sie bekommen dürfen.
       
       Hilft die Solidarität, die aus dem Ausland, auch aus Berlin kommt? 
       
       Die Menschen in der Türkei sind beeindruckt und gerührt davon, ganz
       besonders, weil die Solidarität von den Menschen und nicht von den
       Regierungen kommt. Mich hat vor allem das Engagement meiner nichttürkischen
       Bekannten und Freunde überrascht und erfreut. Diese Unterstützung spiegelt
       auch die Freundschaften zwischen „Ureinwohnern“ und immigrierten
       Türkeistämmigen wider.
       
       Ist die Türkei als Reiseland für Touristen sicher? 
       
       Absolut. Ausschreitungen gibt es nur in den großen Städten, und auch dort
       sind sie auf einen ganz kleinen Radius im Zentrum begrenzt. Die
       Urlaubsgebiete sind kaum, und wenn, dann nur von kleinen, ungefährlichen
       Demos betroffen. Man kann den Protesten problemlos aus dem Weg gehen.
       
       9 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alke Wierth
       
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