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       # taz.de -- Widersprüche bei „Euro Hawk“: Informationen via Flurfunk
       
       > Verteidigungsminister Thomas de Maizière Erklärungen zur „Euro Hawk“
       > widersprechen sich. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker,
       > räumt Versäumnisse ein.
       
   IMG Bild: „Natürlich sind bei der Beschaffung Fehler gemacht worden“, sagt Generalinspekteur Volker Wieker (rechts).
       
       BERLIN dpa | In der Affäre um das gescheiterte [1][Rüstungsprojekt „Euro
       Hawk“] bleibt Verteidigungsminister [2][Thomas de Maizière] (CDU) in der
       Defensive. Vor einer [3][zweiten Anhörung] im Verteidigungsausschuss an
       diesem Montag besteht weiter Unklarheit in der Frage, wann und wie de
       Maizière von dem drohenden Scheitern der Aufklärungsdrohne informiert war.
       
       Auch gibt es Widersprüche zwischen [4][öffentlichen Erklärungen] und seinen
       Angaben bei einem ersten Auftritt im Verteidigungsausschuss des Bundestages
       vor einigen Tagen. Nun wird auch beim Koalitionspartner FDP die Kritik an
       de Maizière lauter.
       
       Das Verteidigungsministerium wies die neuen Vorwürfe am Samstag zurück. Für
       SPD und Grüne sind die Tage des CDU-Ministers aber gezählt. Die Linke will
       im Bundestag einen Missbilligungsantrag gegen den Minister stellen – dies
       ist das stärkste Instrument der Opposition, um ein Regierungsmitglied zu
       kritisieren. Es bleibt aber in der Regel folgenlos. Rückendeckung erhält de
       Maizière weiter von den Spitzen aus CDU und CSU.
       
       Das „Euro Hawk“-Projekt war Mitte Mai wegen massiver Probleme bei der
       Zulassung für den europäischen Luftraum und einer drohenden Kostenexplosion
       gestoppt worden. Bei der Vorlage seines Untersuchungsberichts vor dem
       Verteidigungsausschuss hatte der Minister erklärt, am 1. März 2012 erstmals
       in einer allgemeinen Besprechung zu vielen Rüstungsvorhaben von
       Zulassungsproblemen gehört zu haben.
       
       ## Lösbar oder doch nicht
       
       Diese seien ihm als lösbar dargestellt worden. Die Kenntnis von unlösbaren
       Problemen habe er am 13. Mai 2013 erhalten. Das Ministerium hatte zudem
       erklärt, der Kenntnisstand de Maizières vor der Entscheidung, das Projekt
       zu beenden, habe auf „Hintergrundinformationen“ beruht, wie er sie bei
       einer Besprechung im März 2012 „sowie auch später erhalten hat“.
       
       Dies aber steht laut Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und Süddeutsche
       Zeitung im Widerspruch zur Aussage am Mittwoch im Verteidigungsausschuss.
       Gemäß einem Vorab-Protokoll habe der Minister erklärt, die Besprechung im
       März sei „der einzige Zusammenhang gewesen, in dem er vor der
       Entscheidungsvorlage mit dem Thema „Euro Hawk“ befasst worden sei“.
       
       De Maizière bekräftigte im Focus, dass er vor dem 13. Mai nur informell
       über Probleme informiert war: „Ich habe durchaus von Problemen gehört.“
       Gespräche auf Fluren ersetzten aber keine offizielle Information: „Der
       geordnete Geschäftsbetrieb eines jeden Ministeriums findet bestimmt nicht
       auf dem Flur statt.“
       
       FDP-Generalsekretär Patrick Döring kritisierte in der Frankfurter
       Allgemeinen Sonntagszeitung: „Man muss von einem Bundesminister erwarten,
       dass er die politische Brisanz solcher Flurgerüchte richtig einschätzt und
       schnellstmöglich Klarheit von seinen Beamten verlangt.“ Es entspreche zwar
       de Maizières Naturell, nichts auf Flurgespräche zu geben, sondern den
       Dienstweg abzuwarten. „Aber er ist nicht nur disziplinarisch, sondern auch
       politisch Chef des Hauses“, so Döring.
       
       ## Keine Widersprüche im Vorabprotokoll
       
       Das Verteidigungsministerium stellte am Samstag klar: „Aus dem
       Vorabprotokoll ergeben sich keine Widersprüche zu den auch öffentlich
       gemachten Äußerungen des Ministers.“ Ein Minister führe auch eine Vielzahl
       von Gesprächen mit Personen, die nicht zum Ministerium gehörten. Zum Thema
       „Euro Hawk“ habe es allgemeine Informationen wegen verschiedener Gespräche
       gegeben: „Aber auch diese Informationen zum Thema Euro Hawk waren allgemein
       gehalten und stellten die vorhandenen Probleme als lösbar dar.“
       
       Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, räumte Versäumnisse
       ein. „Natürlich sind bei der Beschaffung Fehler gemacht worden“, sagte er
       dem Magazin Der Spiegel. „Und natürlich hätte ich, zusammen mit anderen,
       früher auf Fehlentwicklungen hinweisen müssen. Diesen Schuh muss ich mir
       anziehen.“ Wieker hält es für möglich, dass der Minister ihn wegen der
       Affäre entlässt. „Ich bin Soldat, trage es mit Fassung, wir sind nicht
       unersetzlich.“
       
       SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sagte der Bild am Sonntag:
       „De Maizière hat ganz offenkundig die Unwahrheit gesagt. [5][Sein
       Rücktritt] ist noch eine Frage der Zeit.“ Grünen-Fraktionschef Jürgen
       Trittin sieht keine Vertrauensbasis mehr: „Der Minister verstrickt sich in
       abenteuerliche Widersprüche.“ Linke-Chef Bernd Riexinger sagte der dpa:
       „Jetzt führt kein Weg mehr an einem Missbilligungsantrag gegen de Maizière
       im Bundestag vorbei. Wir werden darüber mit den anderen
       Oppositionsfraktionen reden müssen.“
       
       9 Jun 2013
       
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