# taz.de -- Bespitzelungsskandal in den USA: NSA bedient sich auch bei Google
> Der Abhörskandal in den USA weitet sich aus. Nach Medienberichten soll
> der Geheimdienst NSA auch Zugang zu Kundendaten von Apple und Google
> haben.
IMG Bild: Mobilfunkanbieter Verizon: Daten von Millionen Nutzern wurden an die NSA weitergegeben.
BERLIN taz | Erst am Mittwoch machte der britische [1][Guardian einen
geheimen Gerichtsbeschluss öffentlich], der dem militärischen
us-amerikanischen Geheimdienst NSA Zugriff auf alle Verbindungsdaten der
Kundinnen des größten Mobilfunkanbieters des Landes, Verizon, ermöglicht.
In der Nacht zum Freitag legte die Zeitung gemeinsam mit der Washington
Post noch einmal nach - [2][diesmal geht es um die Kundendaten von neun
Internetkonzernen].
41 Slides einer internen PowerPoint-Präsentation der NSA zeigen, dass der
Geheimdienst sich rühmt, direkten Zugang zu den Servern von Unternehmen wie
Google, Facebook und Apple zu haben. Das würde bedeuten, dass sämtliche
Suchanfragen, der Emailverkehr, Chats, Internettelefonate und dergleichen
nicht nur zu Nutzen der Werbewirtschaft gesammelt würden, sondern auch die
Basis einer gigantischen Rasterfahndung der amerikanischen Terrorabwehr
bildeten.
In ersten Stellungnahmen erklären die betroffenen Unternehmen, dass sie der
NSA keine Hintertüren zur Verfügung gestellt hätten, die einen allgemeinen
Zugriff auf die Daten ermögliche. Ein Vertreter von Apple zum Beispiel
lässt sich mit den Worten zitieren, dass er noch nicht einmal von dem
[3][Programm mit dem Codenamen PRISM] je gehört hätte.
Dass die Daten, welche die NSA nach eigenem Bekunden in ihren Händen haben
will, auf den Firmenservern gespeichert werden, bestreitet freilich
niemand. Ob der Geheimdienst sich den Zugang eventuell durch die
„Vordertür“ verschafft haben könnte, als vorgeblich kommerzieller
Interessent an den gesammelten Informationen zum Beispiel, oder ob die
eiligen Dementis einer freiwilligen und wissentlichen Zusammenarbeit nur
Nebelkerzen zum Zeitgewinn für die PR-Abteilungen sind, wird die Zeit
zeigen.
Von den aufgeführten Unternehmen sind schließlich Apple und vor allem
Microsoft schon mehrfach in den Verdacht gekommen mit dem
Militärgeheimdienst zusammengearbeitet zu haben. [4][2007 bestätigte
Microsoft die Kooperation] sogar in Teilen, mit der Begründung, dass so die
Sicherheit des Vista-Betriebssystems erhöht werden konnte.
Zusätzlich zum grundsätzlichen Problem einer totalen Überwachung der
Kommunikation kommt im Falle des PRISM-Projektes noch die der Zuständigkeit
der NSA. Der Geheimdienst soll lediglich „ausländische Kommunikation“
überwachen. In der veröffentlichten Präsentation wird jedoch deutlich, dass
die Kriterien, ab wann eine Kommunikation als mit hinreichender
Wahrscheinlichkeit ausländisch gilt, recht flexibel anpassbar sind.
Das ist jedoch nichts neues. Bereits unter Präsident Nixon soll die NSA
inländische Telekommunikation überwacht haben. Auch nach den Anschlägen vom
11. September 2001 wurden entsprechende Vorwürfe laut. Zuletzt hatte die
New York Times vor vier Jahren berichtet, dass die NSA innerhalb der USA
tätig geworden sei.
Für die Obama-Administration kommen die Enthüllungen in jedem Fall zu einem
ungünstigen Zeitpunkt. Von linker Seite [5][ohnehin in der Kritik] wegen
der halbherzigen Distanzierung vom Drohnenkrieg, kommt nun ein
Überwachungsszenario hinzu, dass so manche Science-Fiction-Dystopie in den
Schatten stellt. [6][Die New York Times kommentiert empört], dass die
Regierung in Fragen von Transparenz und Verantwortlichkeit jegliche
Glaubwürdigkeit verloren habe.
7 Jun 2013
## LINKS
DIR [1] http://www.guardian.co.uk/world/2013/jun/06/nsa-phone-records-verizon-court-order
DIR [2] http://www.washingtonpost.com/investigations/us-intelligence-mining-data-from-nine-us-internet-companies-in-broad-secret-program/2013/06/06/3a0c0da8-cebf-11e2-8845-d970ccb04497_story.html
DIR [3] http://www.guardian.co.uk/world/2013/jun/07/prism-tech-giants-shock-nsa-data-mining
DIR [4] http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2007/01/08/AR2007010801352.html
DIR [5] /Kommentar-Obamas-Drohnenpolitik/!116744/
DIR [6] http://www.nytimes.com/2013/06/07/opinion/president-obamas-dragnet.html?_r=0
## AUTOREN
DIR Daniél Kretschmar
## TAGS
DIR Abhörskandal
DIR NSA
DIR Barack Obama
DIR Verizon
DIR Apple
DIR Google
DIR Schwerpunkt Überwachung
DIR NSA
DIR USA
DIR Prism
DIR USA
DIR Big Data
DIR Spionage
DIR USA
DIR Internet
DIR NSA
DIR NSA
DIR BND
DIR NSA
DIR USA
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Geheimdienst als Kunst: Der transparente Spion
Der Künstler Paolo Cirio sammelt im Internet private Bilder von Beamten des
US-Geheimdienstes. Die stellt er dann öffentlich aus.
DIR Einschränkung bei Flügen in USA: Geräte mit leeren Akkus verboten
Handys und Co. dürfen künftig nur aufgeladen mit an Bord, wenn es in die
USA geht. Die amerikanischen Behörden wollen so das Mitführen getarnter
Bomben verhindern.
DIR Druck auf Google nach Prism-Skandal: Nun droht der Lizenzentzug
Nach Prism wollen europäische Datenschützer Google zu einem sensibleren
Umgang mit Daten zwingen. Es hilft aber nur ein europaweites Gesetz.
DIR Überwachung in den USA: FBI setzt Drohnen ein
Aufklärungsdrohnen werden auch in den USA verwendet. Der FBI-Chef räumt
ein, für den Einsatz im Inland gebe es dabei durchaus „diskussionswürdige
Aspekte“.
DIR Hype um Big Data: Metafehler Mensch
Prism! Big Data! Politik, Geheimdienste und Wirtschaft spähen unsere Daten
aus. Das unberechenbare Verhalten des Menschen steht dem entgegen.
DIR NSA-Spionageskandal: The German Unbedarftheit
Weltweit sorgt das Ausmaß der Überwachung durch den US-Geheimdienst NSA für
Empörung. Nur die deutsche Regierung sieht das recht entspannt.
DIR Netzspionage durch die USA: Doch nicht besser als die Chinesen
Regelmäßig werfen die USA China Netzspionage vor. Nach dem
Überwachungsskandal wird nun eine NSA-Einheit bekannt, die sich jahrelang
in chinesische Netze hackte.
DIR Netzüberwachung durch die NSA: Die Bundesregierung weiß von nichts
Die Debatte über eine weitreichende Netz-Überwachung in den USA erreicht
nun auch die Bundesregierung. Doch die gibt sich bisher ahnungslos.
DIR NSA-Whistleblower Edward Snowden: Neue Männer
Edward Snowden ist der zweite Whistleblower, der Geheimnisse der
US-Regierung verrät. Er scheint genau analysiert zu haben, was bei Bradley
Manning schief ging.
DIR NSA überwacht US-Mails und Telefone: Eine gigantische Schnüffelei
Inzwischen ist die „Guardian“-Recherche bestätigt: Mit dem
Überwachungsprogramms Prism beobachtet die US-Regierung die Kommunikation
ihrer BürgerInnen.
DIR Datenanalyse in Deutschland: Welche Daten den BND interessieren
In den USA verschafft sich der NSA aus zahlreichen Quellen Daten von seinen
Bürgern. Auch deutsche Geheimdienste haben Zugang zu privaten Nachrichten.
DIR Bericht des Guardian: US-Regierung sammelt Telefondaten
Laut Medienbericht muss der Telefonanbieter Verizon dem Geheimdienst NSA
Informationen über Telefonate liefern. Millionen Kunden sind betroffen.
DIR Netzüberwachung in den USA: Der militärisch-digitale Komplex
An einem neuen Überwachungsgesetz sind die USA bisher vorbeigeschrammt.
Doch Militär und Digitalindustrie arbeiten eng zusammen.