# taz.de -- Integration von Kleinkindern: Der Hürdenlauf zur Kita
> Migranten schicken ihr Kind seltener in den Kindergarten als andere
> Eltern. Forscher machen jetzt Vorschläge, wie sich das ändern ließe.
IMG Bild: Viele Einwanderer erziehen ihre Kinder zu Hause und misstrauen der Qualität der staatlichen Betreuung.
BERLIN taz | Als Eva Diaz im siebten Monat schwanger war, begann sie, nach
einer Betreuung für ihr Baby zu suchen. Doch das war gar nicht so einfach.
Ein „undurchsichtiges System“ sei das, klagte die Spanierin am Mittwoch in
Berlin.
Um es anderen Eltern zu erleichtern, sich darin zurechtzufinden, gründete
sie vor drei Jahren das Netzwerk „MaMis en Movimento“, das speziell
spanischsprachige Mütter berät.
Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration
(SVR) hatte Eva Diaz eingeladen, um an ihrem Beispiel den „Hürdenlauf zur
Kita“ zu illustrieren, vor dem viele Einwanderer in Deutschland stehen.
Denn gerade diese erziehen ihre Kinder häufiger zu Hause, sagt die
Statistik.
Eine Studie des SVR-Forschungsbereich differenziert nun diesen Befund. Vor
allem Eltern der ersten Generation, die selbst nach Deutschland zugewandert
sind, erziehen ihre Kinder zu Hause.
## „Zu jung“ für staatliche Obhut
Einwanderer der zweiten Generation sowie binationale Paare unterscheiden
sich dagegen nicht wesentlich vom Rest der Bevölkerung. Ob sie ihr Kind in
die Kita schicken oder nicht, hängt sehr stark davon ab, wie gebildet sie
sind.
Viele Einwanderer halten ihre Kinder für „zu jung“ für die staatliche
Obhut. Nicht wenige misstrauen überdies der Qualität der staatlichen
Betreuung. Ein Viertel der befragten Migranten, die ihr Kind zu Hause
erziehen, gab aber auch an, schlicht keinen Platz bekommen zu haben.
Ab 1. August hat jedes Kind in Deutschland ab dem vollendeten ersten
Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Um mehr
Migranten zu motivieren, ihre Kinder in der Kita anzumelden, empfehlen die
SVR-Forscher, in die Kita-Qualität zu investieren: bessere Information,
kleinere Gruppen, mehrsprachige Erzieher und gezielte Elternarbeit.
## Betreuungsgeld wirkt sich negativ aus
Das beschlossene „Betreuungsgeld“ für Eltern, die ihre Kinder lieber zu
Hause erziehen, werde sich auf die Bildungschancen von Einwandererkindern
aus bildungsfernen Familien hingegen negativ auswirken, fürchten sie. Für
Eltern, die ihr Kind zu Hause erziehen, so ihr Vorschlag, brauche es extra
Beratungs- und Bildungsangebote.
6 Jun 2013
## AUTOREN
DIR Daniel Bax
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