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       # taz.de -- Die Wahrheit: Genosse Jupp
       
       > Heute will Jupp Heynckes kundtun, was er künftig macht. Die Wahrheit weiß
       > es schon jetzt: Steinbrücks Kompetenzteam ruft.
       
   IMG Bild: Ein strahlender Sieger für die nicht gerade erfolgsverwöhnte SPD-Wahlkampftruppe: Jupp Heynckes.
       
       Da kann selbst der ansonsten schmallippige Peer Steinbrück (66) ein Grinsen
       nicht unterdrücken. Am heutigen Dienstag will er im Willy-Brandt-Haus
       seinen letzten und wohl wichtigsten Neuzugang zum Kompetenzteam
       präsentieren: Jahrhunderttrainer und Triplegewinner Jupp Heynckes (68).
       
       Es ist spät am Sonntagabend, aber vom eigenen Coup berauscht, kann der
       Kanzlerkandidat der SPD nicht länger an sich anhalten und verrät in der
       Berliner Hotelbar den anwesenden Journalisten sein Geheimnis, das jetzt
       keins mehr ist. Oder hat Steinbrück ernsthaft gedacht, Journalisten würden
       sich von seiner Drohung, er würde ihnen die Kavallerie nach Hause schicken,
       von der Veröffentlichung der Sensationsnachricht abhalten lassen?
       
       „Wahlen gewinnt man nicht allein“, zitiert Teamplayer Steinbrück sich
       sachlich-souverän selbst und gesteht, dass er für das Honorar des Neuen
       tief in die Festgeldschatulle der SPD greifen musste. „Der Jupp ist das
       finale I-Tüpfelchen in Sozis, er ist jeden Pfennig wert!“, begründet
       Steinbrück etwas wirr sein Investment in die Zukunft seiner in den Umfragen
       dahinsiechenden Partei.
       
       Jupp Heynckes, der die Presse am Samstagabend nach dem DFB-Pokalsieg in
       Berlin noch genarrt und über seine Zukunft im Dunkeln gelassen hatte, sei
       siegesgewiss und hochmotiviert, versichert Steinbrück, der an diesem Abend
       deutlich über 1,8 Promille zu sich genommen zu haben scheint. Der
       Ex-Bayerntrainer habe ihm felsenfest erklärt, dass er mit der SPD siegen
       wolle: „Er hat schon einmal einen Haufen verzogener Individualisten zu
       einem Meisterteam geformt“, brabbelt Steinbrück mit schwerer Zunge.
       
       Heynckes freue sich besonders auf potenzielle Weltstars wie Sigmar Gabriel
       (53), den Messi unter den Parteichefs. „Wie der sich verbal auf kleinstem
       Raum immer wieder ins Aus dribbelt, das sei schon beeindruckend“, habe
       Heynckes ihm erklärt.
       
       ## Einzig verbliebene Herausforderung
       
       Überhaupt sei die SPD für Heynckes nach dem FC Bayern die einzige
       verbliebene Herausforderung. Bis zum Herbst wolle er jeden Einzelnen in der
       Mannschaft mental und körperlich an seine Grenzen bringen. Sogar der
       ausgediente Abräumer und Frauenschwarm Franz „Die Sense“ Müntefering (73)
       spiele für ihn eine wichtige Rolle. Schließlich wolle man bei den Wahlen
       auch jüngere Frauen ansprechen. „Im November werden wir Schwarz-Gelb dann
       mit viel Esprit und wundervollen Wort-Spielkombinationen vom Platz fegen“,
       ist sich Steinbrück sicher.
       
       Überhaupt wolle man die SPD auch finanziell neu aufstellen und die
       Parteifinanzen wie Saudi-Öl zum Sprudeln bringen, betont der selbsternannte
       „Gott der Finanzen“. Ob eine SPD-Vuvuzela oder das Genossen-Trikot mit dem
       Aufdruck „Politik in Peerfektion“, ab sofort biete sich jedem
       leidenschaftlichen SPD-Fan ein reichhaltiges Merchandising-Angebot im
       Sozishop. Sogar eine E-Menthol-Zigarette mit dem Namen „Fit wie Schmidt“
       habe man im Regal. „Kohleförderung auf ganz neue Art“, schwärmt Steinbrück.
       
       „Die Wahl kann kommen!“, ruft Steinbrück abschließend den Journalisten zu
       und lässt die an diesem Tag überstrapazierten Mundwinkel entspannt fallen.
       „In fünf Monaten will ich im Reichstag den Bundesadler in die Höhe recken“,
       sagt er mit ernster Miene. „Mit dem Genossen Jupp ist die absolute Mehrheit
       für die SPD kein Tabuthema mehr!“, ist sich Steinbrück sicher, während er
       zum Abschied über einen Barhocker stolpert.
       
       Das deutsche Volk darf also gespannt sein, ihm steht ein heißer und
       intensiver Wahlherbst mit einem bayerischen Sieger-Gen bevor. Nach langer
       Durststrecke werden die Wahlurnen wieder voll sein wie die Fußballstadien.
       Die Politik ist dorthin zurückgekehrt, wo sie hingehört – in die Mitte der
       Gesellschaft.
       
       3 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Stickling
       
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