URI: 
       # taz.de -- Kommentar Blockupy: Gewollte Bilder der Gewalt
       
       > In Frankfurt hebelte die Polizei das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit
       > aus. Das ist nicht nur unverhältnismäßig, das ist eine Frechheit.
       
   IMG Bild: Unverhältnismäßiger Polizeieinsatz in Frankfurt/Main.
       
       Die Bilder der von friedlichen Demonstranten umzingelten Europäischen
       Zentralbank (EZB) sollten ein Signal sein an den Rest Europas. Sie sollten
       zeigen: Seht her, die Menschen in Deutschland sind solidarisch mit den
       Protesten gegen die deutsch-europäische Krisenpolitik.
       
       Die Frage schien nur, ob Blockupy dafür genügend Leute mobilisieren kann.
       Über zehntausend Demonstranten, die am Samstag nach Frankfurt kamen, waren
       genug. Dennoch gibt es die erhofften Bilder nicht, denn die Polizei stoppte
       unter dem Einsatz massiver Gewalt die Demonstration – noch bevor die EZB in
       Sichtweite war.
       
       Die Bilder, die dadurch hinaus in die Welt gehen, sprechen eine andere
       Sprache: Seht her, in Deutschland gilt Demonstrationsfreiheit nur, wenn sie
       den Herrschenden genehm ist.
       
       Die Polizei suchte förmlich die Nadel im Heuhaufen. Wegen ein paar in die
       Luft geschossener Leuchtraketen prügelte sie auf friedliche
       Kapitalismuskritiker ein, löste faktisch eine überregional bedeutende und
       gerichtlich erlaubte Demonstration auf und hebelte das Grundrecht auf
       Versammlungsfreiheit aus. Das ist nicht nur unverhältnismäßig, das ist eine
       Frechheit.
       
       Doch die eigentliche Verantwortung für diesen Einsatz trägt die Politik.
       Einiges deutet darauf hin, dass diese Aktion von langer Hand geplant und
       durch das hessische CDU-Innenministerium gebilligt, wenn nicht gar
       angeordnet wurde. Letztlich spielt es aber keine Rolle, wer wann seine
       Finger im Spiel hatte: Der oberste Dienstherr der hessischen Polizei ist
       der Innenminister Boris Rhein – er trägt die politische Verantwortung für
       diesen Skandal.
       
       Bereits im letzten Jahr, als die Stadt Frankfurt fast alle Veranstaltungen
       von Blockupy verboten hatte, wurden am Main Grundrechte ausgehebelt. Eine
       solche Verbotsorgie konnten sich die Behörden wegen des enormen medialen
       Drucks nicht nochmal erlauben. Sie haben einen anderen Weg gefunden, die
       ihnen unliebsamen Bilder zu verhindern.
       
       Dadurch wird erneut kaum über die Inhalte des Protests gesprochen. Freuen
       sollten sich Politiker und Polizei darüber nicht. Sie sollten sich schämen.
       Denn nun sind es die Bilder von Polizeigewalt, die überall zu sehen sind.
       Doch das dürfte den Verantwortlichen ganz recht sein – leider. Denn die
       Botschaft, die andere europäische Staaten zum nachahmen veranlassen soll,
       ist klar: Protest ist unerwünscht – und wird notfalls niedergeknüppelt.
       
       2 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Timo Reuter
       
       ## TAGS
       
   DIR Blockupy
   DIR Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
   DIR Frankfurt am Main
   DIR Kapitalismuskritik
   DIR Syriza
   DIR Blockupy
   DIR Blockupy
   DIR Schwerpunkt Occupy-Bewegung
   DIR Frankfurt
   DIR Blockupy
   DIR Blockupy
   DIR Blockupy
   DIR Frankfurt am Main
   DIR EZB
   DIR Blockupy
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Blockupy-Treffen in Frankfurt am Main: Wollen, wollen, können
       
       Seit Jahren wartet das Blockupy-Bündnis auf seinen großen Tag X. Im März
       ist es nun soweit. Die Vorbereitungen bei Polizei und Aktiven laufen.
       
   DIR Polizei über Blockupy-Berichterstattung: Ein Fall von Propaganda
       
       Nach dem harten Polizeieinsatz in Frankfurt greift die Gewerkschaft der
       Polizei die „Frankfurter Rundschau“ und die „taz“ an.
       
   DIR Gewalt gegen Blockupy-Demo: Mühsamer Weg zur Aufklärung
       
       Nach dem harten Polizeieinsatz gegen Demonstranten in Frankfurt am Main
       fordert die Linke in Hessens Landtag einen Untersuchungsausschuss – und
       bleibt damit alleine.
       
   DIR Kolumne Gehts noch?: Die Frankfurt-Istanbul-Connection
       
       Grundrechte? Nicht mit uns! Darin sind sich die hessischen Christdemokraten
       und der türkische Ministerpräsident Erdogan einig.
       
   DIR Frankfurter Demo gegen Polizeieinsatz: Viele riefen „Rhein raus!“
       
       Tausende haben am Samstag in Frankfurt gegen den Polizeieinsatz bei der
       Blockupy-Demo Ende Mai protestiert. Sie forderten den Rücktritt von Hessens
       Innenminister.
       
   DIR Polizei gegen Journalisten bei Blockupy: Mit Wucht in die Kamera
       
       Nach den Blockupy-Protesten von Frankfurt beklagen sich Reporter über
       Polizeigewalt. Die Journalisten-Gewerkschaft DJU findet die Vorfälle
       „unglaublich“.
       
   DIR Polizeieinsatz gegen Blockupy: Frankfurter Verhältnisse
       
       Grüne, Linke und SPD kritisieren Polizeieinsatz gegen die
       Blockupy-Demonstration am Samstag. Auch Konservative stimmen ein.
       
   DIR Soziologe über Blockupy-Protest: „Ohne Druck wird sich nichts ändern“
       
       Die gesellschaftlichen Missstände sind unübersehbar geworden, sagt der
       Soziologe Michael Hartmann. Doch bislang fehle der Protestbewegung noch die
       breite Basis.
       
   DIR Rabiater Polizeieinsatz in Frankfurt/Main: Blockupy blockiert
       
       Einen Kilometer weit sind sie gekommen, dann schloss sich der Kessel. Es
       bleibt der Eindruck, dass die Polizei nicht ganz zufällig über das Ziel
       hinausgeschossen ist.
       
   DIR EZB-Blockade in Frankfurt: Banker tarnen sich wegen Blockupy
       
       Blockupy-Aktivisten haben die EZB in Frankfurt umzingelt. Um zu ihren
       Arbeitsplätzen zu kommen, verkleiden sich die Banker mit Karottenhosen.
       
   DIR Pro und Contra zum „Blockupy“-Protest: Ist der Protest sinnvoll?
       
       Sind die am Freitag beginnenden „Blockupy“-Aktionstage ein wichtiger Teil
       der europäischen Protestkultur? Oder geht es nur ums gute Gefühl? Ein Pro
       und Contra.