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       # taz.de -- Reform in der Fischerei: Mehr Schutz in Europas Meeren
       
       > Die EU einigt sich auf eine Fischereireform, die unter anderem Beifang
       > beschränkt. Ministerin Aigner sieht einen „radikalen Kurswechsel“, die
       > Grünen Lücken.
       
   IMG Bild: Fünf Prozent dürfen weiterhin als Beifang über Bord gehen: Heringfischer auf der Ostsee.
       
       BRÜSSEL taz | Nach monatelangem Hin und Her ist die EU-Fischereireform
       beschlossene Sache. In der Nacht zum Donnerstag einigten sich die
       Unterhändler des Europaparlaments und der 27 EU-Staaten in Brüssel auf
       besseren Schutz für die gefährdeten Fischbestände und weniger „Rückwurf“
       versehentlich gefangener Fische. Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU)
       sprach von einem „radikalen Kurswechsel“. Mit der Einigung werde der
       ungebremsten Ausbeutung der Meere Einhalt geboten.
       
       Allerdings bleibt der Kompromiss hinter den Forderungen des Parlaments und
       vieler Umweltschützer zurück. Die EU-Abgeordneten hatten ursprünglich
       gefordert, den „Rückwurf“ nach einer Übergangsfrist komplett zu verbieten.
       Weil dann alle gefangenen Fische auf die Quoten angerechnet würden, hätten
       die Fischer einen Anreiz, Beifang zu minimieren. Nun wurde nach harten,
       nächtlichen Verhandlungen eine Ausnahme in Höhe von fünf Prozent vereinbart
       – jeder zwanzigste Fisch darf wieder über Bord geworfen werden, wobei er
       meist elend zugrunde geht.
       
       „Es ist unverantwortlich, dass die Regierungen der Mitgliedsstaaten ein
       konsequentes Rückwurfverbot verhindert haben“, kritisierte die
       Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament, Rebecca Harms. Dennoch
       hält auch sie die Einigung insgesamt für einen Durchbruch. „Nach
       Jahrzehnten verfehlter Politik wird die EU endlich Schluss machen mit der
       Überfischung. Das ist eine historische Entscheidung“, sagte auch Ulrike
       Rodust (SPD), die für das Europaparlament die Verhandlungen zusammen mit
       dem irischen EU-Vorsitz führte.
       
       Zustimmung kam auch von Greenpeace. Die Reform sei trotz mancher Mängel
       „eine gute Basis, um weg von einer zerstörerischen, überdimensionierten
       Fischereiindustrie in Europa hin zu einer nachhaltigen, umweltschonenden
       Fischerei zu kommen“, hieß es in einer Mitteilung. Zu begrüßen sei, dass
       der nachhaltigen Fischerei besonderer Zugang zu Fischgründen gegeben werden
       soll. Außerdem erkenne die EU mit der Vereinbarung zum ersten Mal die
       handwerkliche Fischerei an, indem Fangquoten und Zugang zu Fischgründen
       zukünftig in Abhängigkeit von sozialen und umweltbezogenen Kriterien
       vergeben werden sollen. Dafür hatte sich Greenpeace lange eingesetzt.
       
       Trotz des Lobes kann die Reform insgesamt nur als ein Etappensieg für die
       Meere gewertet werden. Die EU-Kommission schätzt, dass 75 Prozent der
       Bestände in den Seegewässern der Gemeinschaft überfischt sind. Weltweit
       liegt der Anteil bei 25 Prozent. Für die Überfischung werden Subventionen
       verantwortlich gemacht. Die Länder mit den größten Fischindustrien sind
       Dänemark, Spanien, Großbritannien und Frankreich. Auf sie entfällt die
       Hälfte des Fischfanges in der EU.
       
       30 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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