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       # taz.de -- Berliner Großflughafen: In den Flughafen kommt Bewegung
       
       > Die Senatskanzlei gibt BER-Geschäftsführer Hartmut Mehdorn grünes Licht
       > für Gedankenspiele zu einer schrittweisen Eröffnung des Flughafens.
       
   IMG Bild: Im Himmel über Berlin tut sich was.
       
       BER-Boss Hartmut Mehdorn ist bei seinem Vorstoß zu einer stufenweisen
       Eröffnung des Hauptstadtflughafens nicht völlig losgelöst unterwegs. Laut
       Senatssprecher Richard Meng hat Mehdorn ausdrücklich den Auftrag, alle
       Möglichkeiten zur schnellen Eröffnung zu prüfen. Ideenverbote gebe es
       nicht, sagte Meng am Mittwoch der taz. Es habe jedoch mehr Sinn, mit dem
       für den Herbst erwarteten Gesamtkonzept statt mit Details nach außen zu
       gehen.
       
       Am Dienstag hatte es Spekulationen gegeben, eine stufenweise Eröffnung
       könne bereits im Oktober 2013 beginnen. Angeblich will das Unternehmen
       Easyjet ein Angebot Mehdorns annehmen, vom jetzigen Flughafen Schönefeld in
       den benachbarten BER-Neubau zu wechseln. Easyjet bestätigte der taz
       Interesse an einem frühen Umzug, jedoch nicht den Termin. Für die
       Genehmigung wäre der Landkreis Dahme-Spreewald zuständig. Dessen
       Vizelandrat zitierte die Berliner Zeitung mit dem Satz: „An uns wird eine
       schnelle Eröffnung nicht scheitern.“
       
       Auch die Flughafengesellschaft, deren Vorstandschef Mehdorn seit Mitte März
       ist, mochte den Termin nicht bestätigen. Ein Dementi gab es allerdings auch
       nicht. „Unser Ziel bleibt die zügige Inbetriebnahme“, sagte ihr
       Pressesprecher Ralf Kunkel. Dabei lote man die unterschiedlichsten
       Möglichkeiten aus. „Im Herbst werden wir die nächsten Schritte vorstellen.“
       
       Der Regierende Bürgermeister und Vizeaufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD)
       hatte zuletzt den Eindruck erweckt, er lehne eine schrittweise Eröffnung
       klar ab. In den Worten seines Sprechers Meng klang das am Mittwoch offener.
       „Mehdorn soll alle Varianten prüfen“, sagte er der taz. Entscheidend sei,
       den Flughafen schnell zu eröffnen. Ob das stufenweise oder auf einen Schlag
       geschehe, hänge von Kosten und Machbarkeit ab. Das alles soll das
       Gesamtkonzept klären, auf das auch die brandenburgische Staatskanzlei von
       Aufsichtsratschef Matthias Platzeck (SPD) verweist.
       
       Schon jetzt aber gibt es erhebliche Zweifel an Mehdorns Stufenplan. Der
       brandenburgische SPD-Fraktionschef Ralf Holzschuher sagte im RBB, es gehe
       darum, einen klaren Eröffnungstermin für den gesamten Flughafen zu nennen.
       „Jetzt jeden Zwischenschritt zu diskutieren, halte ich nicht für
       hilfreich.“ Skeptisch äußerte sich auch der parlamentarische
       Geschäftsführer der CDU im Abgeordnetenhaus, Oliver Friederici. „Das bringt
       doch nichts und kostet nur mehr Geld“, sagte er der taz. Den Umzug von
       Tegel zum BER nach Schönefeld über einige Wochen zu strecken könne
       allerdings sinnvoll sein. Für die Eröffnung 2012 war noch ein Umzug in
       einer einzigen Nacht geplant.
       
       Einem längeren Parallelbetrieb kann Friederici nichts abgewinnen. Dann
       nämlich müsste auch der Planfeststellungsbeschluss neu verhandelt werden,
       auf dem das ganze Projekt fußt: Der besagt, dass Tegel sechs Monate nach
       der Eröffnung des BER schließen muss. Bei neuer Planungsgrundlage aber
       würde die Brandenburger Landesregierung ein längeres Nachtflugverbot
       fordern, um einem erfolgreichen Volksbegehren nachzukommen, befürchtet
       Friederici. Und das lehnt die CDU in Berlin, anders als in Brandenburg, ab.
       
       Es mehren sich auch die Stimmen, die hinter einer stufenweisen Eröffnung
       den Versuch Mehdorns sehen, Tegel dauerhaft als zweiten Flughafen neben dem
       BER geöffnet zu halten. Grünen-Bauexperte Andreas Otto kann sich aber nicht
       vorstellen, dass sich Mehdorn damit durchsetzt. Den
       Planfeststellungbeschluss aufzudröseln gefährde den gesamten Standort. „Ich
       gehe davon aus, dass Tegel geschlossen werden muss“, sagte er.
       
       29 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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