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       # taz.de -- Forderung nach Netzneutralität: Schneller Erfolg für Online-Petition
       
       > Ein Gesetz soll Internetprovider zur Netzneutralität verpflichten. In nur
       > drei Tagen erhielt eine entsprechende Online-Petition an den Bundestag
       > 50.000 Unterschriften.
       
   IMG Bild: Nicht nur im Netz wird für Netzneutralität demonstriert.
       
       BERLIN taz | Eigentlich hätte er bis Mitte Juni Zeit gehabt – nun aber
       dauerte es gerade einmal drei Tage bis Johannes Scheller 50.000
       Unterschriften für seine [1][Online-Petition] zusammen bekam. Soviele sind
       nötig, damit ein Ausschuss des Bundestages die Forderung des 19 Jahre alter
       Studenten aus Tübingen verhandelt - und ihn dazu aller Wahrscheinlichkeit
       nach auch öffentlich anhören wird.
       
       Schellers Forderung ist nur wenige Sätze lang: Der Bundestag möge bitte ein
       Gesetz beschließen, das Internetprovider zur Netzneutralität verpflichtet –
       also dazu, alle Datenpakete aller Nutzer gleich zu behandeln. „Insbesondere
       sollen keine Inhalte, Dienste oder Dienstanbieter durch diese Provider
       benachteiligt, künstlich verlangsamt oder gar blockiert werden dürfen“,
       heißt es dort weiter.
       
       Der schnelle Erfolg der Petition kann durchaus als Überraschung gewertet
       werden – zum einen, weil Scheller nach eigenen Angaben sich zwar früher
       einmal bei der Jugendorganisation der Grünen engagiert hatte, die Petition
       aber als Einzelperson initiierte und erst nach und nach immer mehr und
       einflussreichere Unterstützer dafür fand. Aber sicherlich auch, weil das
       Thema Netzneutralität lange als sperrig und schwer vermittelbar galt.
       
       ## Es geht ums Prinzip
       
       Eingereicht hatte Scheller die Petition am Tag nach der Ankündigung der
       Telekom, ihr Tarifsystem dahingehend zu ändern, dass [2][Volumengrenzen für
       Internet-Flatrates] eingeführt werden: Demnach soll die Geschwindigkeit für
       die Datenübertragung ab 2016 deutlich gedrosselt werden, wenn der Kunde ein
       bestimmtes Datenvolumen überschritten und kein größeres Datenpaket
       hinzugekauft hat, wie man dies bereits heute von mobilen Flatrates kennt.
       
       Daten, die für Telekom-eigene Dienste wie etwa T-Entertain übertragen
       werden, sollen davon aber ausgenommen sein – ebenso wie möglicherweise auch
       andere Dienste von anderen Anbietern, die bereit sind, der Telekom fürs
       Nicht-Drosseln Geld zu bezahlen. Gerade Letzteres hatte für heftige Kritik
       gesorgt, weil viele Beobachter darin eine Verletzung der Netzneutralität
       sehen. Netzaktivisten befürchten die Entwicklung hin zu einem
       Zweiklassen-Internet.
       
       Die Telekom verteidigte sich gegen diesen Vorwurf, Vorstands-Chef René
       Obermann argumentierte, beim Telekom-TV-Dienst Entertain handle es sich um
       einen „managed service“, der nicht als regulärer Internetverkehr betrachtet
       werden könne. Doch auch für diese Darstellung erntete der Konzern
       Unverständnis und Spott seitens vieler Netzaktivisten.
       
       Seine Motivation sei jedoch nicht eine Petition gegen die Drosselungspläne
       der Telekom gewesen, sondern für das Prinzip Netzneutralität, sagt Johannes
       Scheller. Er interessiere sich schon seit mehreren Jahren für das Thema –
       doch erst durch die so genannte „Drosselkom“-Debatte sei ihm bewusst
       geworden, wie akut das Thema sei und dass nun der richtige Zeitpunkt
       gekommen sei, um die Leute für Netzneutralität zu mobilisieren.
       
       ## Breite Unterstützung
       
       „Inzwischen bin ich optimistisch, dass sich gesetzgeberisch etwas verändern
       kann“, so Scheller gegenüber der taz. Eine breite Basis bis hin zum
       netzpolitischen Arbeitskreis der CSU würde seine Petition unterstützen. Mit
       einer Anhörung im Bundestag rechnet Scheller nicht mehr innerhalb der
       laufenden Legislaturperiode. Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat sich
       bislang gegen ein Gesetz zur Netzneutralität ausgesprochen.
       
       Vor seiner Bundestags-Petition war bereits eine weitere eingereicht worden,
       die auf knapp 200.000 Unterstützer kam. Da sie jedoch auf der [3][Plattform
       change.org] eingereicht wurde, zieht sie keine Anhörung im Bundestag nach
       sich. Schneller als Schellers Petition erreichte nur die ePetition gegen
       Netzsperren 2009 das erforderliche Quorum für eine Ausschuss-Anhörung.
       
       24 May 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2013/_04/_23/Petition_41906.nc.html
   DIR [2] http://www.telekom.de/netz-der-zukunft
   DIR [3] http://www.change.org/de/Petitionen/alle-fraktionen-im-deutschen-bundestag-gesetzliche-verankerung-der-netzneutralit%C3%A4t
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Meike Laaff
       
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