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       # taz.de -- Kernforschungszentrum Jülich: Zwischenlager verliert Genehmigung
       
       > Das Forschungszentrum Jülich steht bald ohne Genehmigung für
       > Brennelemente da. Die Landesregierung will sie in die USA bringen lassen.
       
   IMG Bild: Nicht sicher: Vom Bundesamt für Strahlenschutz gibt es zunächst keine Genehmigung für die Lagerung von Brennelementen.
       
       BOCHUM taz | Zur Beseitigung des Atommülls im Forschungszentrum Jülich will
       die nordrhein-westfälische Landesregierung offenbar den eigenen rot-grünen
       Koalitionsvertrag ignorieren. Der Transport von rund 290.000 in Jülich
       lagernden Brennelementen in die USA werde „von Bund und Land eindeutig
       unterstützt“, sagte ein Sprecher des für die Anlage zuständigen
       Forschungsministeriums.
       
       Im erst ein Jahr alten Koalitionsvertrag hatten SPD und Grüne dagegen
       festgeschrieben, dass die 152 Jülicher Castoren „nur noch einmal
       transportiert werden – nämlich zu einem Endlager, wenn hierfür ein Standort
       gefunden ist“.
       
       Ein solches Endlager fehlt aber auch in den Vereinigten Staaten, von wo das
       atomare Material ursprünglich stammt. Stattdessen wurde dort noch Ende der
       neunziger Jahre Atommüll vor der Küste Kaliforniens im Meer versenkt.
       Heftigen Streit über die aus dem ehemaligen Jülicher Forschungsreaktor AVR
       stammenden Brennelemente gibt es bereits seit Jahren: „Die Leitung des
       Forschungszentrums unternimmt alles, um die Brennelemente aus Jülich
       wegzubekommen – der selbst produzierte Atommüll gilt mittlerweile als
       peinlich“, sagt der aus dem benachbarten Düren stammende grüne
       Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer.
       
       Trotzdem steht das Forschungszentrum nun ohne Genehmigung für die Lagerung
       seiner Brennelemente da – die läuft zum 30. Juni aus. Eingereichten
       Unterlagen zur Genehmigungsverlängerung fehle die „notwendige fachliche
       Tiefe“, urteilt das Bundesamt für Strahlenschutz – diese Rüge der
       bundeseigenen Strahlenschützer an die vom Bund finanzierten ehemaligen
       Atomforscher ist eine heftige Klatsche.
       
       ## Sicherheit bei Erdbeben und Flugzeugabstürzen gefährdet
       
       Nach Auffassung des BfS erfüllt das Jülicher Zwischenlager bei Erdbeben und
       Flugzeugabstürzen die aktuell geltenden Sicherheitsstandards nicht – ein
       Stresstest der Entsorgungskommission ergab das bereits im März. Zwar
       betonte eine Sprecherin des für die Atomaufsicht zuständigen
       NRW-Wirtschaftsministers Garrelt Duin (SPD), der „genehmigungslose Zustand“
       werde „durch eine aufsichtsrechtliche Anordnung überbrückt“ werden.
       
       Ob und wie das Jülicher Zwischenlager nachgerüstet wird, konnte sie jedoch
       nicht sagen. Unter Druck geraten dürfte damit auch Nordrhein-Westfalens
       grüner Umweltminister Johannes Remmel. Sein Haus ist im Jülicher
       Aufsichtsrat durch Staatssekretär Peter Knitsch vertreten.
       
       Zum geplanten USA-Export der hochradioaktiven Jülicher Brennelemente wollte
       sich das Umweltministerium am Donnerstag nicht äußern. Die Atomexpertin der
       grünen Bundestagsfraktion, Sylvia Kotting-Uhl, wurde deutlicher:
       „Verantwortungslos“ sei das „Abschieben“ des Atommülls in die USA. Sie
       erwarte von der Bundesregierung, „dass sie die Initiative ergreift und
       diese sinnlosen Transporte verhindert“.
       
       23 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Wyputta
       
       ## TAGS
       
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