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       # taz.de -- Obama-Regierung zu Drohnen: Tötung von US-Bürgern bestätigt
       
       > US-Justizminister Holder hat erstmals bestätigt, dass US-Bürger von
       > amerikanischen Drohnen getötet wurden. Obama will am Donnerstag über
       > Guantanamo reden.
       
   IMG Bild: Der radikalislamische Geistliche Anwar al-Aulaqi.
       
       WASHINGTON afp | Vor einer Rede von US-Präsident Barack Obama über seine
       Anti-Terror-Strategie am Donnerstag hat die Regierung in Washington
       erstmals die Tötung von US-Bürgern bei Drohnenangriffen eingeräumt.
       Außerdem plant Obama einem Medienbericht zufolge, Guantanamo-Häftlinge
       wieder in ihre Heimatländer zu überstellen und so die versprochene
       Schließung des umstrittenen Lagers voranzutreiben.
       
       Seit 2009 seien der radikalislamische Geistliche Anwar al-Aulaqi und drei
       weitere Menschen mit US-Pass bei Einsätzen im Ausland getötet worden,
       schrieb Justizminister Eric Holder am Mittwoch in einem Brief an den
       Kongress. Holder verteidigte die gezielte Tötung von Aulaqi im September
       2011 im Jemen als „rechtmäßig, überlegt und gerecht“.
       
       Der radikale Prediger sei in die Planung und Ausführung von Terrorattacken
       auf die USA verwickelt gewesen, schrieb Holder. Unter anderem sei der
       fehlgeschlagene Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug an Weihnachten 2009,
       bei dem ein Nigerianer eine in seiner Unterhose versteckte Bombe zünden
       wollte, von Aulaqi erdacht worden.
       
       Bei dem Angriff auf den Prediger war auch ein weiterer US-Bürger, Samir
       Khan, getötet worden. Die Tötung mit einer Drohne – obwohl lange
       unbestätigt – hatte heftige Debatten in den USA ausgelöst, weil weder
       Aulaqi noch Khan wegen eines Verbrechens angeklagt worden waren.
       
       ## Gesuchter Terrorist getötet
       
       Holder bestätigte in dem Schreiben auch die Tötung von Abdulrahman
       al-Aulaqi, dem 16-jährigen Sohn des radikalen Geistlichen. Der Teenager kam
       etwa zwei Wochen nach seinem Vater in Pakistan ums Leben.
       
       Außerdem bekannte sich die US-Regierung zur Tötung von Jude Kenan Mohammed,
       der auf der FBI-Liste der meistgesuchten Terroristen stand. Mohammed war
       beschuldigt worden, zum zehnten Jahrestag der Anschläge vom 11. September
       2001 Anschläge auf Brücken und Tunnel in New York geplant zu haben. Holder
       betonte, dass Khan, Mohammed und der Aulaqi-Sohn aber nicht gezielt getötet
       worden seien.
       
       Obama dürfte den Drohnenkrieg in der Rede über seine Strategie im Kampf
       gegen den Terrorismus verteidigen, die er vor der Universität des
       US-Militärs in Washington hält.
       
       ## Häftlinge sollen in Heimatländer zurück
       
       Außerdem wird der Präsident nach Angaben aus dem Weißen Haus über das von
       seinem Vorgänger George W. Bush nach den Anschlägen vom 11. September
       eingerichtete Guantanamo-Lager sprechen. Sein Versprechen, das Lager auf
       einem US-Stützpunkt auf Kuba dicht zu machen, konnte er bislang nicht
       einlösen. Der Kongress verweigerte ihm die nötigen finanziellen Mittel und
       blockierte die Verlegung von Terrorverdächtigen in US-Gefängnisse.
       
       Obama plant daher eine Wiederaufnahme der Überstellung von Insassen in ihre
       Heimatländer, die vor mehreren Jahren aus Sicherheitsgründen gestoppt
       worden war. Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge sollen in den
       kommenden Monaten insbesondere Jemeniten zurückgebracht werden. Allerdings
       müsse dabei sichergestellt werden, dass die Behörden im Jemen die
       überstellten Häftlinge im Auge behielten, damit sich diese nicht
       extremistischen Gruppen anschlössen, zitierte das Blatt einen
       Regierungsvertreter. Die Rückführung werde deswegen schrittweise erfolgen.
       
       Noch immer werden 166 Menschen in Guantanamo festgehalten, von denen 86
       nicht mehr als bedrohlich eingestuft werden. Von diesen stammen wiederum 56
       aus dem Jemen. Etwa zwei Drittel der Guantanamo-Insassen befinden sich
       derzeit in einem Hungerstreik gegen ihre Haftbedingungen.
       
       23 May 2013
       
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