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       # taz.de -- Kommentar Unruhen in Schweden: Das Ende des Idylls
       
       > Die Auschreitungen in Husby haben sich auf andere Teile Stockholms
       > ausgedehnt. Die Jugendarbeitslosigkeit im Land liegt bei 24 Prozent.
       
   IMG Bild: Sinnbildlich für eine Trennung der Gesellschaft in Schweden: die Ausschreitungen in Stockholm.
       
       Ist Schweden noch das Land der idyllischen kleinen Häuschen, das Land der
       freundlichen Menschen, der Möbel, Knäckebrote und angenehmer, zeitloser
       Popmusik? Ja, aber es ist zunehmend auch ein Land wie (fast) jedes andere
       in Europa: eines, in dem es eine hohe Jugendarbeitslosigkeit gibt, und
       Phänomene wie Ausgrenzung und Gettoisierung um sich greifen. Keine schöne
       Entwicklung.
       
       Die Ausschreitungen in der Stockholmer Vorstadt Husby haben genau diesen
       Hintergrund. Begonnen haben sie bereits am 19. Mai. Wie ein Lauffeuer haben
       sie sich jetzt auf andere Vorstädte der schwedischen Hauptstadt
       ausgebreitet. Und während die Touristen weiter auf beschaulichen
       Bötchentouren um die Inselgruppen herumgeschippert werden, bricht ein Teil
       der schwedischen Gesellschaft einfach in sich zusammen.
       
       Die Zahlen hinter den Krawallen sind erschlagend: Die
       Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 24 Prozent. In Husby findet jeder fünfte
       Jugendliche zwischen 16 und 19 weder Job noch Studienplatz. Diese
       sogenannten NEETs („Not in education or training“) sind tickende
       Zeitbomben, die vor lauter Isolation und Perspektivlosigkeit jetzt
       hochgegangen sind.
       
       Die Gemengelage ist bekannt: Husby ist ein abgehängter Stadtteil mit hohem
       Migrationsanteil, zwanzig Minuten U-Bahn-Fahrt vom Zentrum entfernt. In den
       reichen Vorstädten wie Lidingö oder Djursholm ist es genau umgekehrt: Dort
       ist Jugendarbeitslosigkeit noch ein Fremdwort.
       
       Man muss also gar nicht nach Griechenland oder nach London schauen, um zu
       erkennen, dass eine derartige Trennung der Gesellschaft hochexplosiv ist –
       auch die schwedische Regierung sollte die Alarmglocken allerspätestens
       jetzt gehört haben. Es ist höchste Zeit, etwas gegen Ausgrenzung zu tun und
       die jungen Menschen in Lohn und Brot zu setzen.
       
       23 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Fröberg
       
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