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       # taz.de -- Kommentar Folgen des Mali-Kriegs: Die islamistische Internationale lebt
       
       > Nach dem Mali-Krieg destabilisiert sich die Lage in den Nachbarländern.
       > Jedes kämpft für sich allein gegen islamistische Extremisten.
       
       Die Schockwellen des Krieges im Norden von Mali destabilisieren ein Land
       nach dem anderen. In Tunesien sollen aus Mali geflohene Kämpfer der
       al-Qaida im islamischen Maghreb verschanzt sein. In Tschad gibt es immer
       wieder Gerüchte über eingesickerte Islamisten. Und nun verhängt der
       Präsident von Nigeria über die drei nordöstlichsten Bundesstaaten den
       Ausnahmezustand, um die „Autorität des nigerianischen Staates“ und Nigerias
       „territoriale Integrität“ zu schützen, wie er sagte.
       
       Für die Menschen der Region ist das eher eine Bedrohung, denn Nigerias
       Militär ist auch ohne Ausnahmezustand nicht zimperlich, wenn sich
       Zivilbevölkerungen in der Nähe von Islamisten aufhalten. Und der Schritt
       Nigerias markiert eine scharfe Kehrtwende von Bemühungen, über Amnestie-
       und Gesprächsangebote an die Islamistengruppe Boko Haram Entspannung walten
       zu lassen. Er ist auch eine ziemlich drastische Misstrauenserklärung eines
       christlichen Staatschefs gegen muslimische Provinzgouverneure – ein in
       Nigeria brenzliges Spannungsfeld.
       
       Keine guten Aussicht auf Frieden in Nigeria also. Und die Frage, ob die
       Zerschlagung der islamistischen Strukturen im Norden Malis durch
       Frankreichs Einmarsch die Lage in der Sahelregion tatsächlich stabilisiert
       hat, wird immer schwerer zu beantworten.
       
       Wird man bald vielleicht sehnsüchtig auf die Zeit zurückblicken, wo alle
       bewaffneten Islamisten der Sahelzone sich in Mali sammelten, statt sich in
       vielen Ländern zu verstreuen?
       
       Bevor Malis Krise akut wurde, war viel von multilateralen Sahel-Strategien
       gegen den islamischen Fundamentalismus und die Ausbreitung bewaffneter
       islamistischer Gruppen aus Algerien die Rede. Seit dem französischen
       Alleingang in Mali ist diese Debatte weitgehend verstummt. Jedes Land
       kämpft für sich allein. Nur die islamistische Internationale lebt.
       
       15 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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