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       # taz.de -- Kommentar Schulverkleinerung: Maßstäbe wie bei Legehennen
       
       > Wer Schulen Flächen wegnimmt, handelt kurzsichtig.
       
   IMG Bild: Sind so kleine Tiere: NRW zwingt die Brütereien, ihr Abschlachten einzuschränken.
       
       Es klingt gerecht: Schulen mit viel Platz müssen Raum abgeben, um so an
       Schulen, in denen Enge herrscht, neue Räume finanzieren zu können. Damit es
       keinen Neid unter den Schulen gibt und alle die gleichen Möglichkeiten
       haben. Nur mit dieser finanziellen Umverteilung, so argumentiert die
       Schulbehörde, ist das ambitionierte Schulbauprogramm des Hamburger Senats
       finanzierbar.
       
       Auf den zweiten Blick aber entpuppt sich die Umverteilungsgerechtigkeit als
       pseudo-egalitär. Quadratmeter-Standards wie bei der Legehennen- oder
       Stellplatzverordnung für Autos, taugen an Schulen nur sehr bedingt: Die
       baulichen Bedingungen an den Schulen sind zu unterschiedlich und die
       soziale Zusammensetzung der Schülerschaft auch, als das solche
       Rasenmäher-Richtlinien in der Praxis Sinn ergeben würden. Das zeigt auch
       das Beispiel der Ganztagsgrundschule Sternschanze.
       
       Erst wird die Schule von der Schulinspektion wegen ihrer auch räumlich
       blendenden Kursmöglichkeiten gelobt, dann sollen genau diese Möglichkeiten
       gekappt werden, weil andere Schulen sie nicht haben. Und das Einzugsgebiet
       dieser Schule ist gerade als sozialer Brennpunkt eingestuft worden. Das
       bedeutet, das pro Schülerin und Schüler aufgrund kleinerer Klassen ab 2014
       mehr Raum und pädagogisches Personal zur Verfügung vorhanden sein muss.
       Doch statt sich zu freuen, dass genügend Räume vorhanden sind, um in
       kleineren Klassen insgesamt nicht weniger Schüler unterrichten zu können,
       jagt die Schulbehörde ein paar tausend Euro Mieteinnahmen hinterher. Sind
       die Räume aber erst vermietet, sind die räumlichen Potentiale der Schule
       auf absehbare Zeit dahin.
       
       Zudem bringt die angestoßene Quersubventionierung Unruhe in den
       Schulfrieden. Gerade ist das neue Schulsystem mit all seinen Konsequenzen
       an den Schulen angekommen, haben sich die Schulen auch räumlich auf
       Inklusion, Klassenfrequenzen und Förderbedarfe eingestellt, da muss ein
       Teil von ihnen fürchten, das ihnen wieder etwas weggenommen wird. Schlaue
       Schulpolitik sieht anders aus.
       
       15 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Carini
       
       ## TAGS
       
   DIR Legehennen
       
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