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       # taz.de -- Kommentar EU-Bankenunion: Die unsolidarischen Deutschen
       
       > Die Bundesregierung blockiert europäische Regelungen zur Abwicklung von
       > Pleitebanken. So wächst die Wut auf die deutsche Dominanz weiter.
       
   IMG Bild: Deutschland legt den Rückwärtsgang ein: Baustelle der EZB in Frankfurt.
       
       Beim Fiskalpakt konnte es nicht schnell genug gehen. In einer Nacht- und
       Nebelaktion peitschte Kanzlerin Merkel neue, schärfere Budgetregeln für die
       Eurozone durch. Dabei nahm sie weder auf zweifelnde Juristen noch auf
       zögerliche Staaten Rücksicht. Zwei Jahre später, bei der Bankenunion,
       bietet sich ein ganz anderes Bild. Nun steht Berlin auf der Bremse; jeder
       noch so kleine Schritt hin zu mehr Solidarität wird behindert.
       
       Dabei ist die Bankenunion mindestens genauso wichtig wie der Fiskalpakt.
       Sie soll verhindern, dass immer nur die Steuerzahler für marode
       Finanzinstitute zahlen, und dass Bankpleiten ganze Staaten in den Abgrund
       reißen, wie zuletzt in Zypern. Vor einem Jahr hatten sich die Staats- und
       Regierungschefs daher auf die Grundzüge einer solchen Union verständigt.
       Schon beim ersten Schritt, einer gemeinsamen Bankenaufsicht, stellte sich
       Berlin quer.
       
       Nun wäre der zweite Schritt fällig, ein europäisches „Regime“ zur
       Abwicklung von Pleitebanken. Doch auch hierbei legt Berlin den
       Rückwärtsgang ein. Plötzlich wird nicht nur die Rechtsgrundlage
       angezweifelt; Finanzminister Schäuble zaubert einen eigenen Plan aus dem
       Hut. Er läuft auf das Gegenteil dessen heraus, was ursprünglich bezweckt
       war: Statt auf eine geordnete Abwicklung auf EU-Ebene zu setzen, peilt er
       nationale Lösungen an.
       
       Renationalisierung statt Europäisierung: Darauf läuft der Vorschlag aus
       Berlin hinaus. Schon in der ersten Phase, bei der Bankenaufsicht, hat
       Schäuble Ausnahmen für deutsche Sparkassen durchgesetzt. Die sollen nun
       offenbar auch in der zweiten Phase gelten. Selbst das deutsche EZB-Mitglied
       Asmussen hält nichts von diesem Plan. Er hat mehr mit Wahlkampf zu tun als
       mit der Lösung der Eurokrise.
       
       Kein Wunder, dass die Wut über die deutsche Dominanz in Euroland wächst. Es
       sind nicht nur die harten Spardiktate auf großer Bühne, sondern auch die
       kleinen Tricks im Hinterzimmer, mit denen sich Merkel und Schäuble
       Sympathien in Europa verscherzen.
       
       14 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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