# taz.de -- Wirtschaftsplaner in China entlassen: Tigerjagd dank Netz erfolgreich
> Liu Tienan, einer der wichtigsten Wirtschaftsplaner Chinas, ist wegen des
> Verdachts auf Korruption entlassen worden. Zuvor hatte ein Journalist
> über den Fall gebloggt.
IMG Bild: Gegen Liu Tienan wird wegen „schwerer Disziplinarverstöße“ ermittelt.
PEKING dpa | Unter Korruptionsverdacht ist der Vizechef der höchsten
chinesischen Wirtschaftsplanungsbehörde entlassen worden. Gegen den
58-jährigen Vizeminister Liu Tienan werde wegen „schwerer
Disziplinarverstöße“ ermittelt, berichtete am Dienstag die
Organisationsabteilung der Kommunistischen Partei. Der Vizedirektor der
mächtigen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) war bis März parallel
auch noch Chef der Nationalen Energiekommission, dem höchsten
Aufsichtsgremium der chinesischen Energiewirtschaft.
Es ist das erste Mal, dass ein hoher Politiker auf Ministerebene durch
Enthüllungen im Internet zum Ziel von Korruptionsermittlungen wird. In
seinem Blog hatte der bekannte Journalist des Magazins „Caijing“, Luo
Changping, im Dezember schwere Vorwürfe wegen korrupter Machenschaften
gegen den Vizeminister und seine Familie erhoben. Sein Bericht hatte sich
wie ein Lauffeuer verbreitet.
Die Entlassung wurde als Zeichen des neuen Staats- und Parteichefs Xi
Jinping gewertet, dass er es ernst meint mit dem Kampf gegen Korruption.
Nach seinen Worten will der neue Präsident sowohl gegen „Fliegen“ als auch
mächtige „Tiger“ vorgehen - womit er korrupte Funktionäre sowohl auf
unterer als auch auf höchster Ebene meint.
Im vergangenen Monat war der im Februar 2012 entlassene Eisenbahnminister
Liu Zhijun wegen Korruption und Machtmissbrauchs formell angeklagt worden.
„Schwere Disziplinarverstöße“ werden ähnlich dem vor einem Jahr gestürzten
Politbüromitglied Bo Xilai angelastet, der weiter auf seinen Prozess
wartet. Der Skandal um den einst aufsteigenden Star der Partei hatte den
Generationswechsel in der chinesischen Führung schwer erschüttert.
Bei den Enthüllungen gegen den Vizechef der Planungsbehörde, dem höchsten
wirtschaftlichen Lenkungs- und Genehmigungsorgan, geht es um Beteiligungen
seiner Frau und seines Sohnes an einer Investmentfirma, die staatliche
Papierfabriken aufgekauft hat, wie die Tageszeitung China Daily schrieb.
Liu Tienan soll geholfen haben, Kredite für den Chef des Unternehmens zu
organisieren, während sein Sohn im Gegenzug große Summen über verschiedene
Konten bekommen haben soll.
14 May 2013
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