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       # taz.de -- Kommentar Kartoffelkartell: Der falsche Weg
       
       > Preisabsprachen von Kartoffelhändlern sind verboten. Aber grundsätzlich
       > können Kartelle in der Lebensmittelbranche eine feine Sache sein – einige
       > sind sogar erlaubt.
       
   IMG Bild: Die Discounter drücken auch bei Kartoffeln die Preise
       
       Natürlich ist es illegal, wenn Kartoffelgroßhändler Preise absprechen. Gut,
       dass das Bundeskartellamt jetzt gegen Unternehmen ermittelt, die
       letztendlich auf Kosten der Verbraucher die Preise in die Höhe getrieben
       haben sollen. Aber eigentlich können Kartelle in der Lebensmittelbranche
       eine gute Sache sein – sie müssen nur den richtigen, den Bauern, nützen.
       
       Die Landwirte sind in der Wertschöpfungskette der Branche das schwächste
       Glied. Rund 300.000 Bauern stehen wenigen Großhändlern und noch weniger
       Einzelhändlern gegenüber. Die fünf Supermarktkonzerne Aldi, Edeka, Rewe,
       Metro und Lidl vereinen rund 70 Prozent des Einzelhandels-Umsatzes mit
       Lebensmitteln auf sich. Ihre Marktmacht ist so groß, dass sie Lieferanten
       im Preis drücken können.
       
       Trotzdem ist das nun offenbar aufgedeckte, heimlich agierende
       Kartoffelkartell der falsche Weg, die Preise für die Bauern zu erhöhen.
       Denn ob die Händler die Aufschläge an die Landwirtschaft weitergegeben
       haben, wissen nur sie selbst.
       
       Besser wäre es, die Bauern würden sich offiziell zu Erzeugergemeinschaften
       zusammenschließen und mit vereinter Stimme die Preise aushandeln. Das
       Gesetz für Agrarmarktstruktur erlaubt das ausdrücklich. Doch bisher gibt es
       lediglich 15 in größerem Umfang aktive Kartoffelbauer-Gemeinschaften, nicht
       einmal alle handeln auch gemeinsam Preise aus. Die Möglichkeit ist aber da;
       die Bauern müssten sie nur stärker nutzen.
       
       Natürlich könnte das auch dazu führen, dass die Verbraucher mehr für ihr
       Essen bezahlen müssten. Aber die Aufschläge wären gering. Ein Kilogramm
       Kartoffeln kostete im vergangenen Jahr laut Agrarmarkt
       Informations-Gesellschaft im Schnitt nur 64 Cent – schon inklusive des
       vermuteten Obolus für das illegale Kartell.
       
       13 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
       ## TAGS
       
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