URI: 
       # taz.de -- FUSSBALL: Riecht nach Regionalliga
       
       > 0:4 gegen Wacker Burghausen am vorletzten Spieltag: Babelsberg 03 kann
       > sich kaum noch Hoffnungen auf den Klassenerhalt in Liga Drei machen.
       
   IMG Bild: Nur noch viertklassiger Fußball im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion?
       
       „Verein der geplatzten Träume“ steht in der Kurve der Gästefans aus
       Burghausen, wie Babelsberg ehemaliger Zweitligist, auf ein Banner
       geschrieben. Am Ende aber hätte jenes Transparent besser in die
       Nulldrei-Kurve gepasst. Die Stimmung auf den Rängen nach diesen 90 Minuten
       jedenfalls war entsprechend: Einige singen höhnisch „Nie mehr Dritte Liga“,
       andere treten wütend gegen die Banden, wieder andere gehen stumm nach
       Hause.
       
       Nach einer 0:4-Heimniederlage zu Hause gegen Wacker Burghausen braucht
       Babelsberg 03 nun am letzten Spieltag fast ein Wunder, um sich in Liga drei
       zu halten. Die deutliche Pleite am Samstagnachmittag gegen die fast eine
       Stunde lang zu zehnt spielenden Burghausener wirkte so fast schon wie der
       Schlussstrich unter eine auf Vorstandsebene turbulente und sportlich
       schwache Spielzeit. Über weite Strecken war Babelsberg für ein solches
       Abstiegsendspiel viel zu harmlos.
       
       „Es war eine enttäuschende und blamable Leistung“, sagte Almedin Civa, der
       sportliche Leiter der Babelsberger, nach dem Match. Nulldrei steht nun auf
       dem vorletzten Platz. Ein Sieg bei Preußen Münster, das noch Chancen auf
       den Aufstieg hat, wäre am kommenden Samstag nötig. Gleichzeitig dürften die
       Konkurrenten Darmstadt, Stuttgarter Kickers und Dortmund II nicht gewinnen.
       „Natürlich haben wir noch Hoffnung, aber heute nicht“, sagte Civa.
       
       Gut 2.700 Zuschauer sehen zunächst eine ausgeglichene erste Halbzeit.
       Babelsberg hat mehr Ballbesitz und mehr Zug zum Tor, aber auch nur bis zum
       Sechzehner: Ab dann wirkt das Ballgeschiebe so pomadig und statisch, dass
       der Strafraum zur gefahrfreien Zone für die Gäste aus Oberbayern wird.
       Babelsberg kommt zu zahlreichen Frei- und Eckstößen – und führt sie
       allesamt schwach aus.
       
       Burghausen verlegt sich clever aufs Kontern, und aus einem solchen
       schnellen Spielzug über drei Stationen fällt auch das 0:1 durch Maurice
       Müller (19.). Aufreger gibt es danach nur noch bei einer Chance durch den
       anderen Müller – Markus – aufseiten Babelsbergs und beim umstrittenen
       Platzverweis für Darlington Omodiagbe. Der wirft bei einer Verletzungspause
       genervt seine Trinkflasche in Richtung der eigenen Bank – dem
       Schiedsrichter reicht das aus, um den Nigerianer mit Gelb-Rot vom Platz zu
       stellen (37.).
       
       Es ist die Steilvorlage für Babelsberg, das nun in Überzahl ist. Aber auch
       die wütenden, meist unkontrollierten Angriffe bringen nichts ein. Der
       Burghausener Mittelfeldspieler Maximilian Thiel führt dann beim ersten
       Gästeangriff nach der Pause exemplarisch vor, wie Effizienz geht: Ball
       sauber mitnehmen, zwei Babelsberger am Strafraum aussteigen lassen,
       schießen: 0:2 (56.). Josef Cinar und Marco Holz machen das Desaster für
       Nulldrei mit den Treffern drei und vier komplett.
       
       Die Wut der Fans richtet sich nach dem Schlusspfiff durchaus gegen die
       eigene Mannschaft, die als „Absteiger, Absteiger“ verlacht wird. Der nun
       wahrscheinliche Abstieg in die Regionalliga wäre gleichbedeutend mit einem
       totalen Neuaufbau in Potsdam. Die Region verlöre einen Proficlub. In der
       Regionalliga könnten dann vielleicht mit dem Berliner AK, mit dem neu
       gegründeten BFC Viktoria und eben mit Babelsberg drei Vereine darum
       konkurrieren, hinter Hertha und Union die Nummer drei zu sein.
       
       Dabei war man zuletzt optimistisch, da durch den neuen Vorstand um den
       Vorsitzenden Archibald Horlitz endlich wieder geordnete Verhältnisse
       einkehren sollten. Und die Fans hoffen auch weiter auf solide Finanzierung
       des klammen Clubs und auf langfristige sportliche Konzepte. Erst einmal
       aber hoffen sie jetzt auf ein Wunder.
       
       12 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jens Uthoff
       
       ## TAGS
       
   DIR Fußball
   DIR Fußball
   DIR Arminia Bielefeld
   DIR Fußball
   DIR VfL Osnabrück
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Linker Fußballclub Babelsberg 03: Kämpfe um Raum und Rechte
       
       Der SV Babelsberg 03 ist einer der wenigen klar linken Fußballvereine.
       Seine Fanbasis bildete sich in Potsdams Hausbesetzerszene der 90er-Jahre.
       
   DIR Fußball: Union ringt St. Pauli nieder
       
       Nach einem 0:2 Rückstand gelingt es den Köpenickern, das Spiel noch zu
       drehen. Nach dem 3:2 steht Union nun auf Platz zwei der Zweiten Liga.
       
   DIR Dritte Fußball-Liga: Ostwestfalen wieder oben
       
       Mit einem 1:0 im Spitzenspiel gegen Osnabrück sicherte sich Arminia
       Bielefeld einen Spieltag vor Saisonende den Aufstieg in die 2. Liga. Den
       hat auch der Karlsruher SC sicher.
       
   DIR Fußballclub „Partizan Minsk“: Auf großer Tour
       
       Partizan Minsk ist der etwas andere Verein aus Weißrussland. Er wird von
       seinen Fans verwaltet, die sich antirassistisch und weltoffen geben.
       
   DIR Die finanzielle Schere im Profifußball: Pleitiers im Boommarkt
       
       Die Fußball-Bundesliga feiert Rekordzahlen. Doch gut läuft das Geschäft nur
       ganz oben. An kleineren Standorten rollt der Ball nur noch dank
       Subventionen.