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       # taz.de -- Zweitliga-Aufsteiger KSC und Arminia: Raus aus der Pleiteliga
       
       > Arminia Bielefeld und der KSC stehen als Zweitliga-Aufsteiger fest. Sie
       > entkommen einer Spielklasse, in der meist ums Überleben gekämpft wird.
       
   IMG Bild: Bad in der Menge: Bielefelds Aufstiegstrainer Stefan Krämer (auf Händen)
       
       Als der Schlusspfiff auf der Bielefelder Alm ertönte, gab es kein Halten
       mehr. Die Fans der [1][Arminia], die soeben mit einem 1:0-Erfolg über den
       VfL Osnabrück den vorzeitigen Aufstieg in die zweite Bundesliga perfekt
       gemacht hatte, strömten auf den Platz und feierten Mannschaft und Trainer
       Stefan Krämer. Der sportliche und finanzielle Niedergang der vergangenen
       Jahre scheint mit einem Schlag gestoppt, die Erinnerung daran trat im
       Moment des Sieges hinter einen rauschenden Schleier.
       
       Dabei hätte ein Blick auf die andere Seite genügt, um sich noch einmal zu
       vergegenwärtigen aus welch misslicher Lage man sich vorerst befreit hatte.
       Da standen die Spieler aus Osnabrück, die 6.000 mitgereisten Fans sowie
       Trainer Klaus-Dieter Wollitz, der nach dem Spiel seinen Rücktritt zum
       Saisonende verkündete, und konnten ihr Unglück kaum fassen.
       
       Nach einer Saison, in der man lange ganz oben stand, hat es der VfL nun
       nicht mehr selbst in der Hand, wenigstens noch den Relegationsplatz drei zu
       erreichen, den nun der 1. FC Heidenheim innehat. Mit der Enttäuschung über
       den womöglich verspielten Aufstieg mischt sich die Angst um das Überleben
       des finanziell schwer angeschlagenen Klubs.
       
       Während Bielefeld und der punktgleiche [2][Karlsruher SC] gestern jubelten,
       der Pleiteliga drei entkommen zu sein, ist in Osnabrück die Finanzierung
       einer weiteren Drittligasaison mehr als fraglich. Wäre ein Aufstieg in Liga
       zwei, dank der zehnmal höheren TV-Einnahmen womöglich zu stemmen gewesen,
       hat der Deutsche Fußball-Bund vom Verein eine Liquiditätsreserve von 1,7
       Millionen Euro als Bedingung für die Erteilung der Drittligalizenz
       gefordert.
       
       ## 500 lebenslange Dauerkarten
       
       Die Vereinsverantwortlichen reagierten wie üblich: Sie versuchen die Fans
       anzuzapfen und 500 lebenslange Dauerkarten zu verkaufen. Dass die Fans aber
       nicht alljährlich ihre krisengeschüttelten Vereine retten können, zeigt
       sich gerade in Offenbach. Die Kampagne „Wir für die Kickers“, die seit
       einem Monat um Spenden und Aktionen für den schwer angeschlagenen Verein
       bettelt, hat gerade einmal 5.000 Euro zusammenbekommen.
       
       Doch den Klub, der durch einen 1:0-Erfolg über Wiesbaden sportlich den
       Klassenerhalt sichern konnte, plagen Verbindlichkeiten in Höhe von 9
       Millionen Euro, von denen kurzfristig zwei Millionen aufgebracht werden
       müssen. Im OFC-Präsidium bleibt nur noch die Hoffnung, dass die Gläubiger
       angesichts des drohenden Totalverlusts ihrer Einlagen noch einmal Geld
       nachschießen. Will man die Lizenz für die kommende Drittligasaison
       erhalten, müssen weitere 3 Millionen Euro aufgetrieben werden.
       
       Die Extrembeispiele Osnabrück und Offenbach, zu denen auch die insolvente
       und sportlich abgestiegene Alemannia aus Aachen gehört, stehen für eine
       Liga, in der die Hälfte aller Vereine der Lizenzierung mit angstvollem
       Grauen entgegensieht. Die Auflagen des DFB für die dritte Profiklasse sind
       hoch, doch Geld verdienen kann man dort kaum.
       
       Viele Klubs sind auf Unwägbarkeiten, wie die Qualifikation für die erste
       Runde des DFB-Pokals angewiesen und können Rückschläge kaum verkraften. So
       verlor Wacker Burghausen am vergangenen Donnerstag das Landespokalfinale
       gegen den TSV Rosenheim nach Elfmeterschießen und damit etwa 150.000 Euro.
       
       ## Freiwilliger Rückzug
       
       Nun denkt der schuldenfreie Verein über einen freiwilligen Rückzug aus der
       Liga nach. Was Burghausen im Vergleich mit einem Verein wie Arminia
       Bielefeld, der vor drei Jahren nur wegen eines Darlehens der Stadt die
       Zweitligalizenz erhalten hat, gewiss fehlt, ist der Status einer großen
       Fanbasis. Denn sind die Fanressourcen erst einmal verbraucht, bleiben in
       letzter Instanz nur noch die Kommunen, um die Vereine vor dem Absturz zu
       bewahren.
       
       Der DFB, der sein Produkt Liga drei weiter als Erfolgsrezept verkauft,
       erkennt nur langsam, dass es so nicht weitergehen kann. Ein erster Schritt,
       immerhin: Ab kommender Saison erhält jeder Drittligist, je nach Qualität
       der Nachwuchsausbildung, zwischen 50.000 und 175.000 Euro jährlich. In
       Bielefeld und Karlsruhe werden sie liebend gern darauf verzichten.
       
       13 May 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.arminia-bielefeld.de/
   DIR [2] http://www.ksc.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Peter
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