# taz.de -- Islamkonferenz mit Innenminister: Friedrich bleibt vage
> Der Innenminister muss sich nach der Islamkonferenz Kritik gefallen
> lassen. Er spreche das Thema Muslimfeindlichkeit zu wenig an, hieß es.
IMG Bild: Die Teilnehmer der „Junge Islam Konferenz“ machten Vorschläge für einen Neustart des Treffens mit Muslimen.
BERLIN taz | Wenn es um den Islam geht, ist Hans-Peter Friedrich für
Alleingänge berüchtigt. Anders als seine Amtsvorgänger wollte er bei der
diesjährigen Islamkonferenz erneut ganz allein vor die Presse treten. Doch
dann ließ der Bundesinnenminister sich spontan von Ahmad Mansour begleiten.
Der Deutschpalästinenser leitet in Berlin das Projekt „Heroes“, das sich
gegen Antisemitismus und einen falschen Ehrbegriff unter muslimischen
Jugendlichen engagiert.
Die Themen „Extremismus“ und „Gesellschaftliche Polarisierung“ standen in
diesem Jahr im Zentrum der Islamkonferenz. Dabei sollte es um
extremistische Tendenzen gegen Muslime, aber auch unter Muslimen gehen. Der
Psychologe Mansour betonte, Antisemitismus sei auch in der
Mehrheitsgesellschaft weit verbreitet – und empfahl als Gegenmittel mehr
„Begegnungen von Mensch zu Mensch“. Er machte aber auch deutlich, dass
gegen ein Abdriften von muslimischen Jugendlichen in den Extremismus eine
Gleichberechtigung auf Augenhöhe nötig sei.
Bei der Frage nach konkreten Maßnahmen gegen die Islamfeindlichkeit, die in
der deutschen Bevölkerung weit verbreitet ist, blieb der
Bundesinnenminister allerdings vage. Es müsse darum gehen, die
demokratischen Kräfte in der gesamten Gesellschaft zu stärken. Mit dem
Familienministerium, der Robert Bosch Stiftung und der Bundeszentrale für
politische Bildung habe man aber jetzt einen Förderkreis gegründet, der
konkrete Projekte in die Wege leiten solle.
Für die Zukunft kündigte Friedrich eine stärkere regionale Ausrichtung der
Islamkonferenz an – und dass künftig das Thema freie Wohlfahrtspflege ein
Schwerpunkt werden solle. Die Konferenz solle aber weiter bei seinem
Ministerium angesiedelt bleiben, konterte er Unmut über die eigene
Federführung. Im Vorfeld hatte es scharfe Kritik der Opposition daran
gegeben, dass sich der Fokus der Islamkonferenz unter Friedrichs Ägide zu
sehr auf Sicherheitsfragen verschoben habe.
## Vorschläge der „Jungen Islam Konferenz“
Teilnehmer der Konferenz zeigten sich auch irritiert, dass Friedrich –
anders als angekündigt – nicht allein vor die Medien getreten war und kaum
über Muslimfeindlichkeit gesprochen habe. Mit der Islamkonferenz habe das
wenig gemein gehabt, kritisierte ein Anwesender.
„Hinter verschlossenen Türen gibt sich Friedrich nach allen Seiten offen.
Aber wenn er vor die Presse tritt, dann sieht das anders aus“, kritisierte
auch Kenan Kolat, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland.
Am Vormittag hatte die „Junge Islam Konferenz“, die parallel in Berlin
tagte, Vorschläge für einen Neustart des Treffens nach der Bundestagswahl
gemacht. Esra Kücük – die Sprecherin des Projekts, in dem die Stiftung
Mercator und die Humboldt-Universität muslimische und nichtmuslimische
Jugendliche versammelt haben – empfahl, Fragen der Sicherheit und der
Integration nach der Wahl in eine Enquetekommission des Bundestags zu
verlagern.
Unterstützung erfuhr dieser Vorschlag aus der Politik. Er wünsche sich,
dass die Ideen der Jungen Islam Konferenz nach der Bundestagswahl umgesetzt
werden, sagte etwa der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende Armin
Laschet.
7 May 2013
## AUTOREN
DIR Daniel Bax
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