URI: 
       # taz.de -- Hü und hott beim Emissionshandel: Altmaier und Merkel uneins
       
       > Die Kanzlerin will den Handel mit Verschmutzungsrechten nicht
       > verschärfen, ihr Umweltminister schon. Einen Widerspruch sieht er darin
       > nicht.
       
   IMG Bild: Die Harmonie zwischen der Kanzlerin (li.) und ihrem Umweltminister beim Petersberger Klimadialog ist nur Fassade. Oder?
       
       BERLIN taz | Der Streit über die deutsche Position zu einer Verschärfung
       des EU-Emissionshandels spitzt sich zu. Bundesumweltminister Peter Altmaier
       (CDU) sprach sich in einem gemeinsamen Papier mit acht weiteren
       EU-Umweltministern am Dienstag erneut dafür aus, einen Teil der
       Zertifikate, die Firmen für den Ausstoß von Treibhausgasen benötigen, vom
       Markt zu nehmen.
       
       Durch diese Maßnahme soll das Überangebot an Zertifikaten reduziert und
       damit der massive Preisverfall gestoppt werden.
       
       Die Maßnahme sollte spätestens „im Juli dieses Jahres“ umgesetzt werden,
       schreiben die Minister aus Großbritannien, Deutschland, Frankreich, den
       Niederlanden, Schweden, Dänemark, Portugal, Finnland und Slowenien. Bis zum
       Jahresende sollte das Emissionshandelssystem dann grundlegend reformiert
       werden.
       
       ## Nicht gegen die Wirtschaft
       
       Mit dieser Forderung stellt sich Altmaier offen gegen Bundeskanzlerin
       Angela Merkel (CDU). Sie hatte am Montag bei der Eröffnung des Petersberger
       Klimadialogs, einem informellen Treffen von Vertretern aus 35 Staaten,
       entsprechende Forderungen abgelehnt. Den Emissionshandel kurzfristig zu
       verschärfen sei „gegen die geballte deutsche Wirtschaft“ nicht
       durchsetzbar, sagte Merkel.
       
       Nur „wenn es uns gelingt, das Erneuerbare-Energien-Gesetz zu reformieren“,
       so die Bundeskanzlerin laut Redemanuskript, könnte man sich dem sicherlich
       auch noch einmal zuwenden.
       
       Trotz dieses offensichtlichen Gegensatzes will Altmaier von einem Streit
       nichts wissen. „Ich sehe keinen Konflikt mit der Kanzlerin“, sagte er zum
       Abschluss des Klimagipfels. „Wir wollen beide, dass der Emissionshandel
       wieder funktioniert.“
       
       ## Hauptsache harmonisch
       
       Um harmonische Stimmung bemühte sich auch Altmaiers polnischer Kollege
       Marcin Korolec. Dieser gehört innerhalb der EU zu den schärfsten Gegnern
       von verstärktem Klimaschutz, leitete nun aber – als Ausrichter der nächsten
       UN-Klimakonferenz – zusammen mit Altmaier das Treffen in Berlin. „Es war
       eine gute Gelegenheit zuzuhören und zu lernen“, sagte er.
       
       Konkrete Ergebnisse hatte dieser Prozess jedoch nicht: Das Papier zum
       Emissionshandel unterschrieb Korolec erwartungsgemäß nicht. Doch zumindest
       die Rhetorik der internationalen Klimaverhandlungen hat der polnische
       Minister schon voll verinnerlicht. „Wir sind bereit“, sagte er, „über ein
       Set verschiedener Optionen zu diskutieren".
       
       7 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Angela Merkel
   DIR Emissionshandel
   DIR Peter Altmaier
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR EU
   DIR China
   DIR Russland
   DIR Schwerpunkt Angela Merkel
   DIR Umwelt
   DIR CO2-Kompensation
   DIR Schwerpunkt Angela Merkel
   DIR Energiewende
   DIR Emissionshandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR 19. UNO-Klimakonferenz in Warschau: Kumpel gegen Klimagipfel
       
       In Polen wird über den Kampf gegen schädliche Treibhausgase beraten.
       Parallel trifft sich die Kohlelobby und demonstrieren die Bergmänner.
       
   DIR Emissionshandel der EU: Klimaschutz nicht ganz tot
       
       Der CO2-Ausstoß soll für die Industrie teurer werden. Das EU-Parlament hat
       einer Reform zugestimmt. Jetzt warten alle auf die Deutschen.
       
   DIR China beginnt Emissionshandel: Land des aufgehenden Klimaschutzes
       
       Peking startet in dieser Woche den Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten.
       Europa ist zwar Vorbild – könnte aber trotzdem von der Volksrepublik
       lernen.
       
   DIR Klimakonferenz in Bonn: Ostblock sagt Njet zum Konsens
       
       Russland und seine Nachbarn bremsen auf der Bonner Konferenz und drohen mit
       einer kompletten Blockade. Die Anweisung soll von höchster Stelle kommen.
       
   DIR Buch über Merkels Jugend: Die Agitprop-Affäre
       
       War Angela Merkel in der FDJ Agitationssekretärin? Ein neues Buch über ihre
       Jugend beweist vor allem, dass alte Wessi-Reflexe noch funktionieren.
       
   DIR Jahreskonferenz des Nachhaltigkeitsrates: Carlowitz' Erben wursteln weiter
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt sich auf der Jahreskonferenz des
       Nachhaltigkeitsrates gute Noten. Aber die Öko-Gemeinde in Deutschland
       grummelt.
       
   DIR Reform des Emissionshandels: Neue Abstimmung im Parlament
       
       Das Europaparlament soll vor der Sommerpause erneut über die Reform des
       Europäischen Emissionshandels abstimmen. Die Preise der Zertifikate sollen
       steigen.
       
   DIR Kommentar Emissionshandel: Ein Horrorszenario, das wirkt
       
       Der Emissionshandel ist das wichtigste Instrument ökoliberaler Politik. Und
       es hat funktioniert. Schade, dass die Koalition das nicht sehen will.
       
   DIR Nach Scheitern des Energiegipfels: Schuld haben immer die anderen
       
       Nach dem Scheitern der Energiegespräche sieht die Opposition Umweltminister
       Altmaier geschwächt: Seine rückwirkenden Kürzungspläne wurden gestoppt.
       
   DIR Emissionshandel liegt auf Eis: Koalitionsstreit blockiert Klimafonds
       
       Die schwarz-gelbe Regierung kann sich nicht über die Aufteilung der Mittel
       aus dem Klimafonds einigen. Zentrale Klimaschutzprojekte sind deshalb
       gefährdet.