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       # taz.de -- Siedlungsbau im Westjordanland: Keine neuen Aufträge
       
       > Neue Siedlungen werden derzeit nicht angelegt. Premier Netanjahu kommt
       > damit den Bemühungen von US-Außenminister Kerry entgegen.
       
   IMG Bild: Angefangene Siedlungen werden weitergebaut, aber es gibt derzeit keine neuen Aufträge.
       
       JERUSALEM taz | Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu signalisiert
       Bereitschaft, den Siedlungsbau im Westjordanland einzuschränken. Wie das
       Armeeradio am Dienstag berichtet, blockiere der Ministerpräsident derzeit
       sämtliche Ausschreibungen für Bauaufträge. Auch die Friedensbewegung Peace
       Now bestätigt, dass seit der Bildung der neuen Regierung im März keine
       neuen Aufträge vergeben worden seien. Auf offizieller Seite blieb die
       Nachricht unkommentiert.
       
       Unkenden Stimmen zum Trotz scheint nun doch wieder Bewegung in den
       israelisch-palästinensischen Friedensprozess zu kommen. Seit knapp zwei
       Monaten tingelt US-Außenminister John Kerry zwischen Ramallah, Jerusalem
       und Washington hin und her. Seine schwierige Mission lautet, eine
       Kompromissformel für den Siedlungsbau zu finden, mit der beide Seiten leben
       können.
       
       Die Palästinenser halten sich seit Jahren strikt an ihr Mantra: Keine
       Verhandlungen ohne vollständigen Baustopp. Netanjahu wiederum hat der
       eigenen Partei und den Koalitionspartnern während des Wahlkampfes hunderte
       Neubauten auf palästinensischem Land versprochen.
       
       Laut Bericht des Armeeradios beauftragte Netanjahu Israels Bau- und
       Wohnungsminister Uri Ariel (HaBayit Hajehud), der selbst engagierter
       Siedler ist, die Ausschreibung für Neubauprojekte zu unterbinden. In einem
       Gespräch mit dem Sender wich Ariel einem direkten Bezug auf den Baustopp
       aus. Allerdings bestätigte seine Parteigenossin Ajelet Schaked, dass das
       Wohnungsbauministerium „tausende Ausschreibungen“ vorbereitet hat, die
       bislang vergeblich auf die notwendige Unterschrift Netanjahus warteten.
       
       ## Keine neuen Aufträge
       
       Peace-Now-Sprecherin Melanie Robbins hält die Berichte des Armeeradios für
       glaubwürdig. Die Abteilung „Settlement Watch“ der Friedensbewegung, die das
       Baugeschehen im Westjordanland beobachtet, bestätigt, dass es seit einigen
       Wochen keine neuen Bauaufträge gegeben hat.
       
       Allerdings werden die Bauarbeiten, die vor Regierungsgründung aufgenommen
       wurden, fortgesetzt. Es könne nicht von einem „Einfrieren des
       Baugeschehens“ die Rede sein, meint Robbins auf telefonische Anfrage,
       sondern lediglich von einer „Einschränkung“ des Baugeschehens.
       
       Noch im Vorfeld der Wahlen hatte Netanjahu den Neubau hunderter
       Wohneinheiten sowie den Baubeginn der umstrittenen Siedlung Mewasseret
       Adumim angekündigt, die auf dem sogenannten E1-Land liegt. Dass Israel die
       Baupläne vorläufig auf Eis legt, geht auf das Konto des US-Außenministers,
       der sich von den Konfliktparteien für seinen neuen Friedensvorstoß zwei
       Monate Zeit erbat.
       
       7 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Knaul
       
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