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       # taz.de -- Kommentar Verwandten-Affäre in Bayern: Der Sauhaufen bleibt unter sich
       
       > Die solide Mehrheit der CSU im Parlament setzt fest, wie hoch die
       > „Entschädigung“ für politische Arbeit sein darf. Seehofer malt ihnen
       > dafür Aschekreuze auf.
       
   IMG Bild: Wenn Seehofer eine bella figura macht, ist es gar nicht mehr so schlimm mit der Selbstbedienung.
       
       Wieder einmal blickt man aus dem aufgeklärten Norden fassungslos gen Süden.
       Eine Partei regiert dort seit dem Ende des II. Weltkrieges fast
       ununterbrochen. Mit ihrer soliden Mehrheit im Parlament – das
       praktischerweise selbst festsetzt, wie hoch die „Entschädigung“ für die
       harte politische Arbeit sein darf – hat sie sich selbst die höchsten Diäten
       im Land verschrieben.
       
       Aber das reicht ihnen nicht. Früher, wenn die südliche Gier den nordischen
       Gutmenschen allzu sehr aufstieß, hieß es, seit wann es denn eine Schande
       sei, Freunde zu haben, die der Staatspartei das zusteckten, was ihnen eben
       jene vorher bei der Steuer und Steuerfahndung erlassen hatte. Heute ist es
       die caritas für die eigene Familie, die den Preußen nicht passt.
       
       Da ist es aber auch schwer, sich zurechtzufinden! Nein, es ist nicht der
       ewige Skandalstiefel Italien, den wir hier beschreiben. Es ist Bayern. Ein
       einst bitterarmes Land, über das man sich gern lustig machte. Die Bayern
       litten darunter, ihre Volkskundler erfanden sogar extra einen germanischen
       Stamm – den der „Bajuwaren“-, um wenigstens rassisch mit den Brüdern und
       Schwestern droben im föhn- und gaudifreien Nebelland gleichzuziehen.
       
       Heute hat sich in der Wissenschaft hingegen die „Sauhaufentheorie“
       durchgesetzt: Als die römische Elite zu Beginn der Völkerwanderung
       frustriert abzog, blieb ein gallo-römisches „Substrat“ zurück, ungehobelte
       Kelten, die eine Art frühes Italienisch sprachen. Zu ihnen gesellten sich
       all jene Blondschöpfe, die zu blöd, zu langsam oder schlicht zu bequem
       waren, weiter nach Süden zu ziehen, in die Lombardei, nach Frankreich oder
       nach Katalonien. Seitdem bleibt der Sauhaufen gerne unter sich.
       
       ## Horsti malt das Aschekreuz
       
       Das merkt, wer mit dem Auto die Grenze zum Steuer-Freistaat überschreitet,
       und wegen seines fremdartigen Kennzeichens auf dem ersten weiß-blauen
       Parkplatz die Hosen runterlassen muss; das merken die Armen, Obdachlosen
       und Migranten, die man soweit wie nur irgend möglich von den blankgeputzten
       Innenstädten fernhält.
       
       Man möchte das so in Bayern, und deswegen wird auch die jüngste Affäre,
       werden all die offensichtlichen Schmutzigkeiten der Georg Schmids, Beate
       Merks, Helmut Brunners und Bernd Siblers daran nichts ändern.
       Ministerpräsident Seehofer wird heute Abend beim „Parteikonvent nach
       US-Vorbild“ bella figura machen, er wird anderen das Aschekreuz aufmalen –
       das kann der Horsti am besten; und die Umfragewerte deuten weiterhin auf
       die absolute Mehrheit hin.
       
       Spezi Uli Hoeneß hat es den naiven Nordlichtern ja gerade – ausgerechnet in
       ihrem verkniffenen Hausblatt Die Zeit – gezeigt, wie man [1][gut katholisch
       einer Affäre] sich entwindet. Und irgendwie, werte Politlutheraner, ist es
       ja auch sehr schön, kein Puritaner zu sein.
       
       3 May 2013
       
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