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       # taz.de -- Textilfabriken in Bangladesch: Erste Schritte zur Entschädigung
       
       > Erste Textilketten haben den Opfern des Gebäudeeinsturzes Hilfe zugesagt.
       > Für die gäbe es Regeln. Halten sie sich daran?
       
   IMG Bild: Eine Woche nach dem Unglück werden immer noch 600 Menschen vermisst – wie dieser junge Mann, nach dem Mutter und Tante suchen.
       
       BERLIN taz/dpa | Mit der irischen Primark und der kanadischen Loblaw haben
       die ersten Billigtextilienhändler angekündigt, dass sie die Opfer der
       eingestürzten Textilfabik in Bangladesch entschädigen wollen. Dabei gehe es
       sowohl um Soforthilfe als auch um eine langfristige Unterstützung für
       Kinder, die bei dem Unglück vor einer Woche ihre Eltern verloren hatten,
       teilten die beiden Unternehmen unabhängig voneinander mit.
       
       Einzelheiten könne man noch nicht veröffentlichen, hieß es bei Loblaw. Auch
       Primark nannte weder Zahlen noch Details, sagte aber. „Wir arbeiten mit
       einer örtlichen Hilfsorganisation zusammen.“
       
       Das achtstöckige Fabrikgebäude in Dhaka war am Mittwoch vergangener Woche
       eingestürzt, nachdem bereits am Dienstag Risse im Mauerwerk aufgefallen
       waren. Die Behörden hatten das Gebäude, in dem fünf Textilfabriken
       produzierten, daraufhin gesperrt. Die inzwischen festgenommenen Firmenchefs
       hatten ihre Beschäftigten aber gezwungen, weiter zu arbeiten.
       
       ## NKD gehörte zu den Kunden
       
       In den Trümmern starben mindestens 382 Menschen, in der Mehrzahl Frauen,
       rund 600 werden immer noch vermisst. Seit Sonntag wurde kein Überlebender
       mehr geborgen.
       
       Neben Primark und Loblaw hatten nach Informationen der Kampagne für Saubere
       Kleidung auch andere Händler in den Fabriken Bekleidung fertigen lassen,.
       Die deutsche Billigkette NKD beispielsweise gibt selbst an, bis Herbst 2012
       Waren von Phantom Apparels bezogen zu haben. Auch die italienische Marke
       Benetton soll bis zum vergangenen September Lieferbeziehungen zu den
       Fabriken unterhalten haben. Allerdings beeilte sich der Konzern
       mitzuteilen, es habe nur „eine einmalige Bestellung“ gegeben.
       
       ## Internationale Standards statt beliebige Almosen
       
       Frauke Banse, Eilaktions-Koordinatorin der Kanpagne für Saubere Kleidung
       beim Netzwerk Inkota, sagte der taz: "Es ist gut, dass Unternehmen erste
       Schritte unternehmen“ und Unterstützung in Aussicht stellen. Allerdings
       dürfe diese nicht „nach Gutdünken geregelt und als Almosen verteilt
       werden“, sondern müsse gemeinsam mit den Gewerkschaften nach - bereits
       bestehenden - internationalen Standards ausgehandelt werden.
       
       Diese gibt es seit über 50 Jahren: Die Internationale Arbeitsorganisation
       ILO, in der Vertreter von Gewerkschaften, Arbeitgebern und Regierungen
       zusammenarbeiten, setzt in ihrer Konvention 102 Mindestnormen zur
       Berechnung von Entschädigungen und legt auch fest, wie lange diese gezahlt
       werden sollen. Bei früheren Unfällen in Bangladesch sind entsprechende
       Entschädigungsregeln bereits angewendet worden.
       
       ## Kampagne für Saubere Kleidung: "Alle müssen ran"
       
       Banse fordert zudem, dass sich nicht nur die Händler an einer Entschädigung
       beteiligen, „für die zufällig zum Zeitpunkt des Einsturzes produziert
       wurde“. Alle, die mit den Zulieferern zusammengearbeitet hätten, ohne gegen
       die Missstände vor Ort anzugehen, trügen die gleiche Verantwortung.
       
       Dazu gehöre auch, dass diese Unternehmen "endlich das verbindliche und
       transparente Abkommen zum Gebäude- und Brandschutz unterzeichnen. „Aller
       Voraussicht nach werden wir Primark, NKD, Benetton und noch weitere
       Unternehmen zu Entschädigungszahlungen nach internationalen Standards
       auffordern.“
       
       30 Apr 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Beate Willms
       
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