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       # taz.de -- Kritik an deutscher Krisenpolitik: EU-Kommissar fordert Kurswechsel
       
       > EU-Sozialkommissar Andor attackiert das Spardiktat der Bundesregierung.
       > Das Wachstum in der EU werde so gebremst. Zudem fordert er höhere Löhne
       > in Deutschland.
       
   IMG Bild: Hat Sorge, dass die Krise zu einer Massenmigration vom Süden der EU in den Norden führt: EU-Sozialkommissar Laszlo Andor.
       
       MÜNCHEN afp | EU-Sozialkommissar Laszlo Andor hat die Bundesregierung zu
       einem radikalen Kurswechsel in der Euro-Krise aufgefordert. „Sparen allein
       schafft kein Wachstum. Dazu braucht es zusätzliche Investitionen und
       Nachfrage“, sagte Andor der Süddeutschen Zeitung.
       
       Schwächelnde Volkswirtschaften wie Spanien, Italien oder Frankreich müssten
       mehr Zeit bekommen, ihre Defizite zu reduzieren. „Wachstum lässt sich
       anregen, wenn Länder mehr Zeit zur Defizitsenkung bekommen, damit sie mehr
       investieren können“, sagte Andor. „Wenn man kein Wachstum zulässt, sehe ich
       nicht, wie der Schuldenstand sinken soll.“
       
       Vom deutschen Modell, Wettbewerbsfähigkeit im Exportgeschäft durch moderate
       Löhne zu erkaufen, riet Andor ab. Vielmehr sollten die heimische Nachfrage
       durch höhere Löhne angeregt und auf breiter Basis Mindestlöhne eingeführt
       werden. Belgien und Frankreich beschwerten sich schon über deutsches
       Lohndumping.
       
       „Angesichts der hohen Exportüberschüsse ist es überhaupt nicht zu
       rechtfertigen, dass die Deutschen diesen Lohnwettbewerb beibehalten“, sagte
       der Kommissar. In der Eurozone müssten auch die Überschussländer ihre
       Politik ändern, nicht nur die Krisenstaaten. „Wenn nicht, driftet die
       Währungsunion auseinander. Der Zusammenhalt ist schon halb verloren.“
       
       Andor äußerte zudem die Befürchtung, dass es eine Massenmigration vom Süden
       der EU in den Norden geben könnte, wenn sich die Situation nicht
       verbessert. „Manche Leute vergleichen die Situation mit Amerika im 19.
       Jahrhundert, als es nach dem Bürgerkrieg eine Massenmigration vom Süden in
       den prosperierenden Norden gab. Um das zu vermeiden ist es nötig, in den
       Krisenstaaten Wachstum zu schaffen“, sagte Andor. Zugleich warnte er die
       Bundesregierung, die Zuwanderung von Armutsflüchtlingen zu dramatisieren.
       
       29 Apr 2013
       
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