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       # taz.de -- Parteitag in NRW: Piratentreffen im Jammertal
       
       > Die von Affären gebeutelten NRW-Piraten wählen eine neue Spitze und
       > bestehen auf der Trennung von Amt und Mandat. Dennoch herrscht
       > Misstrauen.
       
   IMG Bild: Der neu gewählte Piraten-Vorstand in NRW: Christian Gebel, Patrick Schiffer, Daniel Neumann.
       
       BOTTROP taz | Mies ist die Stimmung beim [1][Landesparteitag der Piraten]
       am Wochenende in Bottrop. Der scheidende Landeschef Sven Sladek klagt über
       „diverse private Probleme“, die die Arbeit des Vorstands erschwert hätten.
       Sein Stellvertreter Ralf Gloerfeld jammert, die Parteimitglieder trauten
       „sich gegenseitig nichts mehr zu“. Die Piraten dürften sich „nicht an jedem
       Skandal aufgeilen“, mahnt die Co-Vorsitzende Christina Herlitzschka – und
       fordert die Basis auf, sich „gegenseitig zu ermutigen, wenn der Bundes- und
       Landesvorstand Scheiße machen“.
       
       Zu besichtigen ist eine zutiefst verunsicherte Partei. Seit ihrem Einzug in
       den Düsseldorfer Landtag 2012 wurden die NRW-Piraten von einer ganzen Reihe
       von Affären gebeutelt: Zuletzt hatte der kommissarische Politische
       Geschäftsführer Alexander Reintzsch ein Gutachten zurückgehalten, das die
       Listenaufstellung zur Bundestagswahl für rechtswidrig erklärte. Die
       Geheimniskrämerei verletze die eigenen Parteiprinzipien, kritisierten
       selbst Landtagsabgeordnete der Piraten.
       
       Am Samstag verteilten die Piraten ein Gegengutachten ihrer
       Bundesrechtsabteilung, das die erste Expertise für fehlerhaft erklärte –
       die Liste könne eingereicht werden.
       
       Doch das Gutachten war längst nicht die einzige Panne. Auch Reintzsch’
       Vorgänger Klaus Hammer wurde gefeuert: Im Streit um rechtsextreme Tendenzen
       hatte er seine Altpapiertonne zum toten Briefkasten umfunktioniert und so
       vertrauliche Dokumente weitergereicht. Die Abgeordnete Birgit Rydlewski
       machte [2][//twitter.com/B_Rydlewski:per Twitter] vor allem mit ihrem
       Sexualleben von sich reden, und Ex-Landeschef Michele Marsching hatte schon
       vor dem Einzug in den Landtag eine Diätenerhöhung gutgeheißen. Nach Bottrop
       waren deshalb nicht einmal 300 der rund 6.000 wahlberechtigten
       NRW-Basispiraten gekommen.
       
       ## „Vom Aktivisten zum politischen Menschen“
       
       Alle drei bisherigen Vorsitzenden standen für eine Wiederwahl nicht zur
       Verfügung. Der Landtagsfraktion mehr Einfluss einräumen wollte die
       Parteibasis aber auch nicht. Marsching scheiterte mit seinem Versuch,
       erneut den Vorsitz zu übernehmen. Stattdessen wählten die Piraten mit einer
       Mehrheit von nur zwei Stimmen den Düsseldorfer Patrick Schiffer – obwohl
       der Schwierigkeiten hatte, die Frage des Landtagsfraktionsvorsitzenden
       Joachim Paul zu beantworten, wie er die Partei inhaltlich aufstellen werde.
       Immerhin: Er wolle sich „vom Aktivisten zum politischen Menschen“
       entwickeln, versprach der 40-Jährige nach seiner Wahl.
       
       Gescheitert ist Marsching auch an seinen FraktionskollegInnen. Der
       stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführer Frank Herrmann machte dem
       Ex-Landeschef das vergiftete Kompliment, die Fraktion brauche seinen
       gesamten Arbeitseinsatz. Gefördert wurde die strikte Trennung von Amt und
       Mandat. Schon im Vorfeld des Parteitags war Marsching als „Karrierist“
       geschmäht worden.
       
       Der 34-Jährige hatte auch über eine Kampfkandidatur um den Posten des
       Landtagsfraktionschefs nachgedacht, sich dann aber auf den Parteivorsitz
       konzentriert. Gewinner der vorerst gescheiterten Karrierepläne Marschings
       ist damit Joachim Paul – der Fraktionschef dürfte für seine im Sommer
       anstehende Wiederwahl keinen Gegenkandidaten fürchten.
       
       28 Apr 2013
       
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