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       # taz.de -- Serbien stimmt Kosovo-Abkommen zu: Kein europäisches Nordkorea
       
       > Klare Zustimmung nach einer hitzigen Debatte: Serbiens Parlament stimmt
       > gegen eine Isolierung und für das Abkommen zur Normalisierung der
       > Beziehungen zum Kosovo.
       
   IMG Bild: Hier wurde lange diskutiert: Das Parlament in Belgrad.
       
       BELGRAD dpa | Nach dem Kosovo hat auch Serbien dem Abkommen zur
       Normalisierung der angespannten Beziehungen beider Staaten zugestimmt. Nach
       einer mehrstündigen, teilweise hitzigen Debatte verabschiedete das
       Parlament in Belgrad am späten Freitagabend mit großer Mehrheit die von der
       EU vermittelte Übereinkunft. 173 Abgeordnete votierten für die Vereinbarung
       mit dem Kosovo, 24 stimmten dagegen.
       
       Die serbischen Zeitungen hoben am Samstag die Position von Regierungschef
       Ivica Dacic hervor, der vor dem Parlament angedeutet hatte, dass es in der
       Frage grundsätzlich um den Erhalt und die Zukunft Serbien gehe. Vor den
       Abgeordneten betonte Dacic, mit dem Abkommen werde nicht die Unabhängigkeit
       der einstigen serbischen Provinz Kosovo anerkannt. Das Abkommen stelle
       keine Kapitulation dar, „hier hat keiner gewonnen und keiner verloren“.
       Belgrad betrachtet das seit 2008 unabhängige Kosovo weiterhin als Teil
       serbischen Staatsgebiets.
       
       Dacic verdeutlichte, dass Belgrad auch an sich selbst und an die Zukunft
       Serbiens denken müsse. „Wir können nicht jeden Vorschlag ablehnen, wenn wir
       überhaupt noch über etwas entscheiden wollen“, sagte er. Abgeordnete der
       Opposition, die eine zu weiche Position der Regierung in den
       Kosovo-Gesprächen bemängelten, wies Dacic zurecht: „Wir hätte auch die
       Kanonen auf das Kosovo richten können, wären dann aber das europäische
       Nordkorea geworden, und was dann?“
       
       Er betonte, dass eine Einigung mit Europa dringend notwendig war. „Wir sind
       hier am Balkan, am entzündeten Blinddarm (Europas), der entweder geheilt
       oder entfernt wird.“
       
       Die mitregierende serbische Fortschrittspartei SNS übte sich in
       Zweckoptimismus. „Wir haben zumindest die Unabhängigkeit des Kosovos nicht
       anerkannt“, meinte SNS-Fraktionschef Veroljub Arsic. „Wir sind nicht
       erfreut, aber mehr war nicht zu erreichen“, sagte er zu dem Abkommen. Aber
       Serbien könne sich nicht weiter isolieren.
       
       ## Kosovo-Serben kündigen Widerstand an
       
       Die Serben im Nordkosovo kündigten weiteren Widerstand gegen die zwischen
       Belgrad und Pristina getroffene Vereinbarung an. Schon am 10. Mai wollten
       sie in Belgrad unter dem Motto „Wir bleiben in Serbien“ gegen das Abkommen
       demonstrieren, sagte Slavisa Ristic, Bürgermeister der Gemeinde Zubin
       Potok, nach Angaben der Zeitung Politika. „Wir wollen zeigen, dass das
       Kosovo nicht zum Verkauf und nicht zur Übergabe ansteht.“
       
       Die EU hatte die Vereinbarung zwischen Belgrad und Pristina vermittelt. Sie
       öffnet Serbien und dem Kosovo den Weg zur EU-Mitgliedschaft. Der Kompromiss
       legt die Rechte der serbischen Minderheit in dem fast nur noch von Albanern
       bewohnten Kosovo fest und gewährt ihnen eine weitgehende
       Entscheidungsfreiheit bei Justiz und Verwaltung. Das Parlament im Kosovo
       hat dem Abkommen bereits am vergangenen Sonntag zugestimmt.
       
       Serbien und das Kosovo hatten sich am 19. April nach Jahrzehnten des
       Streits und blutiger Auseinandersetzungen auf eine Normalisierung ihrer
       Beziehungen geeinigt. Die Staats- und Regierungschefs der EU wollen Ende
       Juni über den Beginn von Verhandlungen mit Serbien über einen EU-Beitritt
       und mit dem Kosovo über ein Assoziierungsabkommen entscheiden. Bis dahin
       sollen die Außenminister Bericht über die Normalisierung der Beziehungen
       erstatten.
       
       27 Apr 2013
       
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