URI: 
       # taz.de -- Burschenschaft in Hamburg: Ausgeprägter Hang zum Völkischen
       
       > Immer wieder ist die Hamburger Burschenschaft Germania rechtsextrem
       > auffällig geworden. Ein internes Papier belegt, dass das so bleiben soll.
       
   IMG Bild: Wie deutsch bist du? Manche Burchenschaften lassen nicht jeden rein.
       
       HAMBURG taz | Seit Monaten streiten die deutschen Burschenschaften um ihre
       politische Ausrichtung. Den traditionsreichen Dachverband „Deutsche
       Burschenschaft“ (DB) haben inzwischen auch im Norden mehrere der einst 120
       Mitgliedsverbände verlassen – wegen Rechtslastigkeit.
       
       In diesem Sinne immer wieder auffällig geworden ist die „Hamburger
       Burschenschaft Germania“. Ein internes Strategiepapier, das der taz
       vorliegt, offenbart nun: Geht es nach den Hamburgern, soll rechts auch in
       Zukunft rechts bleiben.
       
       Burschenschaften sind diejenigen unter den Studentenverbindungen, die sich
       zu den Prinzipien der „Urburschenschaften“ von 1815 bekennen. Sie stellen
       nur eine Minderheit unter den rund 2.000 Verbindungen im Land. In dem
       Schreiben auf dem das Wappen der „Germania“ prangt, wird überlegt, ob eine
       Auflösung der „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ (BG) die anhaltenden
       Auseinandersetzungen entschärfen könnte.
       
       Innerhalb des Dachverbandes sei die BG „eine Art Rechtskartell“, sagt die
       Gießener Politikwissenschaftlerin Alexandra Kurth, Autorin des Buches „Blut
       und Paukenboden“. Mit dieser Einschätzung deckt sich, was nun in dem
       internen Schreiben steht: Für die „verbleibenden liberaleren Bünde“ stelle
       die BG „ein Feindbild“ dar.
       
       ## Einschlägige Positionen
       
       Von den insgesamt 38 BG-Mitgliedsorganisationen sind nach eigenen Angaben
       35 auch Mitglieder in der DB – und versuchen Kuth zufolge seit Jahrzehnten,
       einschlägige Rechtsaußen-Positionen in die Debatte zu tragen. Aus ihren
       Reihen kam auch jener folgenschwere Antrag, der seit mehr als zwei Jahren
       den Dachverband beschäftigt: Die „Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks
       zu Bonn“ wollte festschreiben lassen, wie deutsch zu sein habe, wer
       Mitglied in einer der DB-Organisationen werden will.
       
       In dem Schreiben der „Germania“, die im laufenden Geschäftsjahr 2012 / 2013
       den Vorsitz der BG innehat, bekennt man sich zu allerlei Eindeutigem: Auf
       vier Seiten führt der amtierende BG-Sprecher aus, dass burschenschaftliche
       Positionen gehalten werden müssten – schon wegen der „political
       correctness“, der Fremdbestimmung durch die Europäische Union sowie der
       „massiven Überfremdung“. Aufgabe sei es, die „Gunst der veröffentlichten
       Meinung zu gewinnen“. Keinesfalls dürfe man dem „antinationalen und
       widernatürlichen Zeitgeist“ entgegen kommen.
       
       Immer wieder wirkt es, als richteten sich solche Zeilen gezielt an Zauderer
       in den Reihen des Dachverbands. Innerhalb dessen, heißt es, „war die
       Burschenschaftliche Gemeinschaft immer Garant dafür, dass
       burschenschaftliche Ideale und Werte nicht auf dem Altar der Politischen
       Korrektheit und zu Gunsten einer Anbiederung an deutschenfeindliche
       Multikultifanatiker in den Medieninstitutionen geopfert werden“.
       
       Deutlich wird aber auch, für welche Ideale man stattdessen einstehen will:
       einen „volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff“ nämlich.
       
       ## „Klar rassistisch“
       
       „Dieser Begriff ist ganz klar rassistisch ausgelegt“, sagt Christian
       Becker, Mitbegründer der Initiative „Burschenschafter gegen Neonazis“. Auf
       dieser Grundlage, sagt der Hamburger, sei ein „Ariernachweis“ gefordert
       worden. Mit der drastischen Interpretation ist Becker, der einst wegen
       seiner Kritik von den „Raczeks“ ausgeschlossen wurde, nicht alleine.
       
       So sagte der emeritierte Politikwissenschaftler Wolfgang Gessenharten,
       zuletzt an der Hamburger Helmut-Schmidt-Universität tätig, gegenüber dem
       Norddeutschen Rundfunk: „Diese Leute meinen offenbar, dass es sich wieder
       um einen Ariernachweis handeln soll, dass man eben eine ganz sicher
       Position hat, um eben alle Verunreinigungen des deutschen Volkstums zu
       verhindern.“
       
       Keine der nun bekannt gewordenen Aussagen kann Experten überraschen. In der
       Hamburger „Germania“ waren in der Vergangenheit nachweislich NPD-Anhänger
       und andere Rechtsextreme organisiert. Auch lud man im vergangenen Jahr
       Jürgen Schwab als Referenten über das Thema „Die Manipulation des
       Völkerrechts“ ein. Schwab war NPD-Mitglied, verließ die Partei aber – als
       sie ihm zu parlamentarisch wurde.
       
       25 Apr 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
       ## TAGS
       
   DIR Burschenschaft
   DIR Hamburg
   DIR Deutsche Burschenschaft
   DIR Burschenschaft
   DIR Burschenschaft
   DIR Burschenschaft
   DIR Deutsche Burschenschaft
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Burschentag in Eisenach: Deutschtümelei unter der Wartburg
       
       Die Deutsche Burschenschaft vermeidet eine Vereinheitlichung der
       Mitgliedskriterien. Deutsch muss der Burschenschaftler aber weiterhin sein.
       
   DIR Burschenschaftler konferieren: Harmonie rechtsgestrickt
       
       In „neuer Harmonie“ treffen sich die Burschenschaften in Eisenach. Warum so
       friedlich? Die liberalen Verbände haben das Bündnis verlassen.
       
   DIR Kommentar Deutscher Burschentag: Eisenhart in Eisenach
       
       Rechtsextrem, völkisch, auf der Suche nach „Arier-Nachweisen“: Der deutsche
       Burschentag ist von einem NPD-Parteitag kaum zu unterscheiden.
       
   DIR Burschentag in Eisenach: Der gemäßigte „Ariernachweis“
       
       Beim Burschentag in Eisenach werden Kriterien für „deutsche Studenten“
       gesucht. Einige Verbindungen sind deutlich nach rechts gerückt.
       
   DIR Ritueller Fechtkampf: Säbelduelle für die Ehre
       
       In Hamburg treffen sich Schüler-Burschenschaften zu einer Duell-Mensur. Ein
       NPD-Mitglied geht auf einen Pressefotografen los.