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       # taz.de -- Deutscher Filmpreis für Werner Herzog: Soldat des Kinos
       
       > Seine Filme gehen „in Knie und Oberschenkel“, sagt Werner Herzog über
       > seine Kunst. Am Freitag bekommt er den Deutschen Filmpreis.
       
   IMG Bild: Dem deutschen Kino abhanden gekommen: Werner Herzog
       
       Man komme ihm nicht mit Kunst: „Ich bin Soldat, ein Soldat des Kinos“,
       lautete Werner Herzogs Antwort auf die erstaunte Frage des Whitney Museum,
       wieso er dieses nicht kenne.
       
       Entsprechend physisch ist sein Verständnis vom Film: Als der Clique des
       „Jungen Deutschen Films“ immer etwas verlegen untergejubelter Regisseur
       hatte er mit Wenders’ verzärteltem Pop-Ennui und Fassbinders spröden
       Gesellschaftssezierungen wenig gemein. Sein Kino, sagte er der FAZ, geht
       „in Knie und Oberschenkel“. Das Budget der ersten Filme habe er sich mit
       Fabrikarbeit erwirtschaftet.
       
       „Herakles“, sein Kurzfilmdebüt aus dem Jahr 1962, zeigte schon das
       Zwieverhältnis zwischen Moderne und einer athletisch gedachten Vorstellung
       des Heros: Der Halbgott von heute trainiert mit Hanteln, während sich
       ringsum Katastrophen häufen. Physis, mythische Archaik, aber auch der
       gallige Humor legten den motivischen Grundstock für eines der
       faszinierendsten Gesamtwerke des Weltkinos.
       
       Mit Deutschland hat der überzeugte Bayer mit der dafür typisch anarchischen
       Renitenz ohnehin nichts am Hut: Ihn zog es in die Welt, auch wenn er alle
       seine Film im Kern als bayerische ausweist. Das Langfilmdebüt
       „Lebenszeichen“ entstand in Griechenland, die großen Kinski-Filme „Aguirre“
       und „Fitzcarraldo“ unter widrigsten Umständen im lateinamerikanischen
       Dschungel.
       
       Die deutsche Presse reagierte seinerzeit skeptisch, wähnte
       neokolonialistische Tendenzen und übersah dabei glatt, wie wenig
       exotistisch und touristisch seine Plädoyers für das Eigensinnige und
       Unüberformte waren.
       
       Gleich seinen Figuren, die der Rahmen der Welt nicht fassen kann, kam
       Herzog Deutschland auf Jahre Richtung USA abhanden. Dort bescherte ihm die
       cinephile Community die wohl beeindruckendste Wiederentdeckung eines
       Regisseurs zu Lebzeiten. Fast nachgereicht wirkt da die hiesige, seit
       kurzem beobachtbare Herzog-Renaissance, die heute in der Auszeichnung mit
       dem Deutschen Filmpreis für das Lebenswerk gipfelt.
       
       Den Kinosoldat freut es, doch im Geiste ist er schon wieder unterwegs,
       Filme drehen außerhalb des deutschen Korsetts.
       
       26 Apr 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Thomas Groh
       
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