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       # taz.de -- Götzes Transfer zu den Bayern: Wahn, Wechsel, Wehe
       
       > Die Bayern kaufen Mario Götze aus seinem bestehenden Vertrag raus. Über
       > Uli Hoeneß redet dank dieser Volte vorerst keiner mehr.
       
   IMG Bild: Verlässt den BVB Richtung München: Mario Götze.
       
       BERLIN taz | Sie haben sich in München unangreifbar gefühlt. Der FC Bayern
       spielt bisher unstrittig eine makellose Saison: Deutscher Meister in
       Rekordzeit, Pokalfinale, Halbfinale in der Champions League.
       
       Die Gegner – ob nun der [1][HSV], [2][Wolfsburg] oder [3][Juve] – wurden
       reihenweise mühelos auseinandergenommen. [4][Dann fiel vor ein paar Tagen]
       der Mann, dem der Verein nahezu alles zu verdanken hat. Deutschlands
       führender [5][Fußballgutmensch] Uli Hoeneß hat Teile seines Vermögens
       jenseits der Alpen geparkt statt in Deutschland Steuern zu zahlen.
       
       Eine Saison der Superlative, eine Spielzeit wie aus dem Lehrbuch drohte –
       zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung – in einem bundesweiten
       Moraldiskurs, in Schadenfreunde und Enttäuschung zu versumpfen. Dem der
       altruistischen Selbstinszenierung anheim gefallenen Hoeneß drohte ein
       Wechsel vom Paulus zum Saulus.
       
       Doch während [6][in den Talkshows] die Frage erörtert wurde, wie nun der
       Ruf von Bayerns zweiter Lichtgestalt zu retten sei, wurde am Dienstagmorgen
       leichtfüßig die Diskussion ausgehebelt – via Bild-Zeitung. Denn diese
       verkündete „exklusiv“ neben der pflichtgemäß tragischen Frage, ob der arme
       Uli Hoeneß „börsen-süchtig“ sei, fast stiefmütterlich auf dem Titel, dass
       Dortmunds Spielmacher Mario Götze ab der nächsten Saison für die Bayern
       zaubern darf.
       
       Bumm. Für die festgeschriebene Ablösesumme von 37 Millionen Euro wechselt
       der 20-Jährige an die Säbener Straße.
       
       Strategisch genialer hätte man in München nicht agieren können: Man stärkt
       sich personell und sportlich den Rücken vor den Champions-League-Duellen
       gegen den ersten ernstzunehmenden Gegner in dieser Saison, den FC
       Barcelona. Man schenkt dem neuen Trainer Pep Guardiola seinen
       Wunschspieler. Man schwächt Borussia Dortmund vor dessen Spielen gegen Real
       Madrid. Und: das öffentliche Interesse geht weg vom Selbstanzeiger Hoeneß,
       der sich jetzt in aller Ruhe – wie im Kicker jüngst angekündigt – Sorgen um
       [7][das große „Leistungsgefälle in der Liga“] machen kann.
       
       ## Psychologische Kriegsführung
       
       Ein kleines Detail bestätigt markant den gesicherten sportlichen Diskurs
       („Wer kann die Bayern eigentlich noch schlagen?“) und lässt einen fragilen
       gesellschaftspolitischen („Wer ist Uli Hoeneß wirklich?“) vorerst in den
       Hintergrund treten. Dass die Rot-Weißen in München die psychologische
       Kriegsführung beherrschen, ist kein Geheimnis. Allerdings hätte wohl keiner
       mit solch einer Bayern-Schläue gerechnet. Man könnte es auch mit Carl von
       Clausewitz sagen: „Die reiche Saat des Sieges wird nicht mit der Sense,
       sondern mit der Sichel geschnitten“.
       
       Beim BVB, dessen Achillesferse die Bayern-Sichel voll erwischte,
       [8][betonte man zerknirscht], der zur nächsten Saison Scheidende habe sich
       „absolut vertragskonform“ verhalten. Man rief den eigenen Anhang dazu auf,
       Mario Götze weiter „bedingungslos zu unterstützen wie jeden anderen
       Dortmunder Profi“. Das dürfte nicht wenigen auf der größten
       Stehplatz-Tribüne Europas am Mittwoch gegen die Königlichen schwerfallen.
       
       Die Bayern sind dort fast so beliebt wie die verhasste Konkurrenz aus
       Gelsenkirchen, was man in München nur zu gut weiß. Das Heimspiel gegen Real
       wird von einem nervösen Hintergrundrauschen begleitet werden. Klare
       Emotionen bleiben im Westfalenstadion eher selten im Verborgenen.
       
       ## Verbitterter Hinweis aus Dortmund
       
       Wie machtlos sich die Dortmunder fühlen müssen, mal ganz abgesehen davon,
       was das Bekanntwerden des Götze-Transfers im hochgerühmten
       Mannschaftsverbunds beim BVB kurzfristig anrichten könnte, zeigte auch der
       verbitterte Hinweis auf der eigene Website, dass sich „bis zum heutigen Tag
       kein Offizieller“ der Bayern gemeldet habe.
       
       [9][Die Erwiderung der Münchner im Netz] wirkte dann wie dreiste
       Heuchlerei: „Aus Rücksicht auf das anstehende Halbfinalspiel in der Uefa
       Champions League zwischen Dortmund und Real Madrid wollte der FC Bayern
       München dies (die Götze-Verpflichtung, Anmerk. d. Redak.) erst nach dieser
       Begegnung gegenüber dem BVB anzeigen.“ Die Sichel traf nochmal.
       
       23 Apr 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /!113773/
   DIR [2] /DFB-Pokal-Halbfinale-Bayern---Wolfsburg/!114669/
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   DIR [4] /Wuerstchen-und-Wertpapiere/!114897/
   DIR [5] /!87509/
   DIR [6] http://www.ardmediathek.de/das-erste/guenther-jauch/der-fall-des-uli-hoeness-vom-saubermann-zum-steuersuender?documentId=14217720
   DIR [7] /1/archiv/digitaz/artikel/
   DIR [8] http://www.bvb.de/?%87%ECZ%1B%E7%F4%9C%5Cj%E3%82%9A
   DIR [9] http://www.fcbayern.telekom.de/de/aktuell/news/2013/41811.php
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jan Scheper
       
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