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       # taz.de -- Nazi-Morde: NSU-Pannen verfolgen Henkel
       
       > Staatssekretär des Berliner Innensenators und ein früherer LKA-Chef
       > müssen vor NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags. Thüringer Polizei
       > kritisiert Berliner Ermittler.
       
   IMG Bild: Die NSU-V-Mann-Affäre lässt ihn nicht los: Innensenator Frank Henkel (CDU) steht erneut in der Kritik.
       
       Die Berliner NSU-Affäre erreicht am Montag den Bundestag. Am Nachmittag
       müssen dort Bernd Krömer, Staatssekretär von Innensenator Frank Henkel
       (CDU), und der frühere LKA-Chef Peter Michael Haeberer vor dem
       NSU-Untersuchungsausschuss zum Berliner V-Mann Thomas S. aussagen – und
       auch zu neuen Vorwürfen der Thüringer Polizei.
       
       Im Herbst [1][war bekannt geworden], dass das Berliner LKA zehn Jahre lang
       den sächsischen NSU-Bekannten Thomas S. als V-Mann führte. Als der 2002
       allerdings einen Hinweis zu einem Kontaktmann der drei Untergetauchten gab,
       wurde dies vom LKA nicht weitergeben. Es sei der sächsische Neonazi Jan W.,
       so Thomas S. damals, der drei wegen Sprengstoff gesuchte Neonazis kenne.
       
       Das Thüringer LKA, das damals nach den dreien fahndete, beklagt nun, mit
       dieser Information hätte man die Überwachung von Jan W. massiv ausgeweitet.
       Dies geht aus einem internen Vermerk an den NSU-Ausschuss hervor, den der
       RBB veröffentlichte. Mit dem Hinweis, so die Thüringer, hätte man eine
       Observation und Telekommunikationsüberwachung durchgeführt. So wäre das
       Trio eventuell schon 2002 gefasst worden.
       
       Die Polizei wies die Kritik am Sonntag zurück. Sie enthalte keine neuen
       Fakten, sagte Sprecher Stefan Redlich. Er verwies auf ein Gutachten des
       Berliner Sonderermittlers Dirk Feuerberg, der die NSU-Pannen in der
       Hauptstadt untersucht hatte.
       
       Zwar stellte auch Feuerberg fest, dass der Hinweis auf Jan W. wohl nicht
       weitergegeben wurde. Nur sei der Neonazi damals in Haft, also ohne direkten
       Kontakt zum Trio gewesen und nach seiner Entlassung ergebnislos nach den
       dreien befragt worden. Deshalb, so Feuerberg, sei die Nichtweitergabe
       folgenlos für die Fahndung gewesen. Auch Senator Henkel verwies auf
       Feuerbergs Einschätzung. Es gebe keinen Grund, davon abzuweichen, sagte
       Henkels Sprecher am Sonntag der taz. „Jetzt bleibt abzuwarten, zu welcher
       Einschätzung der Ausschuss kommt.“
       
       Petra Pau, Obfrau der Linken im NSU-Ausschuss, kündigte bereits Nachfragen
       an. Der „Persilschein“ von Feuerberg sei nicht nachvollziehbar. „Hätten die
       Berliner den Hinweis weitergegeben, hätten bestenfalls Morde verhindert
       werden können.“ Nach 2002 wurden noch sechs der zehn NSU-Opfer erschossen.
       
       Dass statt Henkel nur Staatssekretär Krömer aussagen muss, war ein
       Kompromiss. Neben Ex-LKA-Chef Haeberer, unter dem Thomas S. angeworben
       wurde, wird auch der frühere V-Mann-Führer Peter S. befragt – der aber
       hinter verschlossenen Türen. Pau will auch zur Schredder-Affäre des
       Berliner Verfassungsschutz nachhaken. Die Behörde hatte noch im Juni 2012
       Akten mit möglichem NSU-Bezug geschreddert – sieben Monate nach
       Bekanntwerden der Mordserie.
       
       21 Apr 2013
       
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