# taz.de -- Kommentar Akkreditierung NSU-Prozess: Neuer Ärger ist programmiert
> Das Akkreditierungsverfahren für Medien beim NSU-Prozess beginnt von
> vorne. Jetzt soll das Los entscheiden. Ein guter Neustart sieht anders
> aus.
IMG Bild: Jetzt soll das Los entscheiden.
Warum nicht gleich so? Nun werden die 50 für Journalisten reservierten
Plätze beim NSU-Prozess per Losverfahren neu vergeben, wobei vier Plätze
den türkischen Medien vorbehalten sein sollen. Hätte das Münchner Gericht
es gleich so gehandhabt, hätte es sich viel Ärger erspart.
Nun könnte die neue Lösung aber für weiteren Ärger sorgen – dann nämlich,
wenn Medien wieder von der Liste gestrichen werden, die bisher einen Platz
sicher hatten. Es wäre skandalös, sollten überregionale Zeitungen und
Fernsehsender ihre Plätze jetzt wieder verlieren.
Es bleibt dabei: Das Münchner Gericht hat sich mit seinem peinlichen
Verhalten bei der Vergabe der Presseplätze schon jetzt bis auf die Knochen
blamiert. Nur weil das Gericht nicht zu einem ordentlichen
Akkreditierungsverfahren in der Lage war, wie ihm zuletzt sogar das
Bundesverfassungsgericht bescheinigte, musste der Prozessauftakt um drei
Wochen verschoben werden. Sogar die bayrische Justizministerin musste in
die Bresche springen und den Angehörigen der NSU-Opfer anbieten, sie für
eventuelle Kosten zu entschädigen.
Der Schaden auf dem diplomatischen Parkett wird noch schwerer zu beheben
sein. Denn leider gibt es in der Türkei unverantwortliche Politiker, die
das Leid der NSU-Opfer für ihre eigenen Zwecke instrumentalisieren.
Unsäglich ist etwa der jüngste Kommentar des stellvertretenden türkischen
Ministerpräsidenten Bekir Bozdag, der den NSU-Prozess jetzt schon pauschal
für gescheitert erklärte, weil er den Richter für voreingenommen hält.
Schon nach einem Wohnungsbrand in Köln Anfang April hatte Bozdag deutschen
Behörden vorgeworfen, voreingenommen zu ermitteln, und die Falschmeldung
verbreitet, sie hätten einen rechtsextremen Hintergrund des Brandes
vorschnell ausgeschlossen.
Solch plumper Populismus, der nationalistische Gefühle in der Türkei
bedient, vergiftet das deutsch-türkische Verhältnis und sollte nicht
unwidersprochen bleiben. Außenminister Guido Westerwelle sollte mit ihm ein
ernstes Wörtchen reden, damit solche Querschüsse künftig ausbleiben. Der
NSU-Prozess wird ohnehin schon schwer genug.
19 Apr 2013
## AUTOREN
DIR Daniel Bax
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