URI: 
       # taz.de -- Investorenposse bei 1860 München: Provokation der Blauen
       
       > Was die Schlagzeilen betrifft, können die Löwen mit den Bayern mithalten.
       > Der Streit zwischen dem Verein und Investor Hasan Ismaik ist bühnenreif.
       
   IMG Bild: Hasan Ismaik mahnte erst vor wenigen Wochen: „We need a new Sportchef“.
       
       Vorstellen kann man es sich beim besten Willen nicht, doch das Gerücht hält
       sich seit Jahren: In der Sportstadt München soll es mehr Blaue als Rote
       geben, also mehr Fans des [1][TSV 1860] als des FC Bayern. Mit Sport hat
       das natürlich nichts zu tun, eher mit Masochismus.
       
       Während Schweinsteiger & Co. von einem Kantersieg zum nächsten segeln (22:3
       Tore bei den letzten fünf Siegen; darunter das 6:1 am Dienstag im
       DFB-Pokal-Halbfinale gegen Wolfsburg), dümpeln Bierofka, Stoppelkamp und
       Konsorten in Liga zwei hinter den Aufstiegsplätzen rum.
       
       Was die Schlagzeilen betrifft, können die Löwen dennoch gut mithalten mit
       den Bayern. Und das liegt an der sogenannten Vereinsführung. Was dort in
       den vergangenen Monaten geleistet wurde, ist bühnenreif. Komisch, dass
       bislang weder Helmut Dietl noch Bully Herbig Interesse an einer Verfilmung
       zeigten.
       
       Seit rund zwei Jahren haben die Löwen ja [2][einen Scheich]. Na ja, fast.
       So ganz genau weiß man nicht, womit Hasan Ismaik, ein in Abu Dhabi lebender
       Geschäftsmann aus Jordanien, all seine Millionen gemacht hat – und ob er
       diese Millionen tatsächlich auch besitzt. In seinem Nebenjob als
       Löwen-Investor rettete er den chronisch klammen Klub vor der Pleite und
       sorgte nebenbei dafür, dass auf den Trikots des Arbeiterklubs fortan für
       die Nobelautos der Marke Aston Martin geworben wurde.
       
       ## 27 Millionen Euro investiert
       
       Insgesamt 27 Millionen Euro hat er in den als Chaos-Klub bekannten TSV 1860
       gesteckt – Geld, das er wohl nie wiedersehen wird. Wer sollte ihm denn
       schon seine Anteile am Löwen-Desaster gegen Bezahlung abkaufen wollen? So
       viel Größenwahn gibt es auf dieser Welt gar nicht.
       
       Nun hat das [3][unfassbare Schauspiel der Giesinger Laientruppe] eine neue
       Wendung genommen. Es folgt das Kapitel „Der Rosenkrieg“. Und das geht so:
       Am Dienstag hat 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer die Verträge mit
       Sportchef Florian Hinterberger und Trainer Alexander Schmidt demonstrativ
       verlängert.
       
       Eine Investoren-Brüskierung mit Ansage, hatte Ismaik der Fußballwelt vor
       wenigen Wochen doch den herrlichen Satz „We need a new Sportchef“
       geschenkt. Und da das vom neuen Präsidenten Hep Monatzeder frech
       aufgestellte Ultimatum (13 Millionen bis Dienstag, sonst machen wir so
       weiter wie bisher) ereignis- und zahlungslos verstrichen war, taten die
       Löwen-Bosse nun so, als bräuchten sie den Scheich gar nicht.
       
       Das ist freilich eine Milchmädchenrechnung. Bis 23. Mai müssen die Löwen
       einen Liquiditätsnachweis von rund 2 Millionen Euro an die DFL erbringen,
       um eine Lizenz zu bekommen – und kein Mensch an der Grünwalder Straße weiß,
       wo dieses Geld herkommen soll, wenn nicht vom Scheich. Dessen Reaktion auf
       die Geschehnisse hinterbrachte sein Anwalt Michael Scheele, der zehn Jahre
       lang Honorarkonsul der Seychellen war.
       
       ## Rechtliche Schritte werden eingeleitet
       
       Bevor er ins Flugzeug Richtung Abu Dhabi stieg, sagte Scheele: „Die
       verkündete Entscheidung über Vertragsverlängerungen ist schlichtweg eine
       überflüssige Provokation des Investors.“ Und weiter im Text: „Der mehrfach
       geäußerte gute Wille von Herrn Ismaik wurde im Keim erstickt. Es dürfte
       nicht weiter verwundern, wenn dies schwerwiegende Konsequenzen zum Nachteil
       des Vereins provoziert. Dass jetzt rechtliche Schritte eingeleitet werden,
       und dass die Bereitschaft von Herrn Ismaik, weiteres Geld in den Verein zu
       pumpen, gegen null tendiert, bedarf keiner weiteren Erklärung.“
       
       Schön auch der letzte Satz: „Herr Ismaik wird seine Begegnungen mit
       zahlreichen Mitgliedern und Fans in guter Erinnerung behalten.“ Süß. Wie
       die Löwen reagierten? Brüsk. Geschäftsführer Schäfer tönte: „Wie Herr
       Ismaik jetzt reagiert, ist seine Sache.“ Pardauz! Wo soll das alles bloß
       enden?
       
       Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels. Hassan Shehata, ein älterer Herr
       aus Ägypten mit einem Hang zu schicken Mänteln, der von Ismaik als
       „Berater“ nach München entsandt worden war, empfahl als Direktmaßnahmen
       gegen die Krise Trainingscamps und ein Prämiensystem. Na also, geht doch.
       Alles wird gut.
       
       17 Apr 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.tsv1860.de/
   DIR [2] /Kolumne-Press-Schlag/!112112/
   DIR [3] /Kolumne-Press-Schlag/!108849/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Thomas Becker
       
       ## TAGS
       
   DIR TSV 1860 München
   DIR Hasan Ismaik
   DIR Investor
   DIR Lizenz
   DIR TSV 1860 München
   DIR Katar
   DIR Hasan Ismaik
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Fans des Fußballklubs 1860 München: Dümmer als Toastbrot
       
       Fans von 1860 München beleidigen einen Kicker rassistisch. De Pöbeleien
       machen die Runde und rücken den üblen Teil des Löwen-Anhangs in den Fokus.
       
   DIR Kolumne Press-Schlag: Geld wie Sand
       
       Wüstenmilliardäre investieren mittlerweile gerne in europäische Klubs.
       Gerade Spanien und England haben es den Scheichs angetan.
       
   DIR Kolumne Press-Schlag: Eine romantische Idee
       
       Wer zahlt, bestimmt – auch im deutschen Fußball. Meistens jedenfalls. Hat
       Hasan Ismaik eine feindliche Übernahme des TSV 1860 München geplant?