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       # taz.de -- Berliner Szenen: Karton auf dem Kopf
       
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       > hier.
       
   IMG Bild: Ein Blick wie im Fernsehen.
       
       Vor einigen Wochen transportierte ich einen kleinen Pappkarton nach Hause,
       auf dem Fahrrad. Und als ich zu Hause ankam und das Rad im Hof abschließen
       wollte, hatte ich ein Problem, weil ich den Karton nicht auf den Boden
       stellen konnte, denn es lag Schnee, und er, also der Karton, nicht der
       Boden, ist ja aus Pappe und weicht dann durch.
       
       Also setzte ich den Karton kurzerhand auf den Kopf, und während ich so
       abschloss, sah ich aus dem Augenwinkel, dass jemand aus dem Hinterhaus, wo
       ich auch wohne, kam und wort- und grußlos an mir vorbeilief. „Voll
       peinlich! Mich hier mit so einem Pappkarton auf dem Kopf zu erwischen“,
       dachte ich erst, war beim zweiten Nachdenken dann aber beruhigt. Er – oder
       sie – hatte mich vermutlich gar nicht erkannt. Denn zum Glück hatte ich
       einen Karton auf dem Kopf!
       
       Den Karton hatte ich dabei, um Bücher zu verschicken, an Momox. Das ist ein
       Internetdienst, der alten Kram billig ankauft, eine Art Riesenantiquariat
       2.0. Den gefüllten und verklebten Karton musste ich noch in einen
       Hermes-Paketshop bringen. Ich machte das auf dem Weg zum Bahnhof, von wo
       ich nach Leipzig zur Buchmesse fuhr. Ich fand den Paketshop erst nicht, und
       es war ein ziemliches Gehetze, aber irgendwie ging alles gut.
       
       Am nächsten Tag musste ich feststellen, dass das Momox-Logistikquartier
       nicht nur ebenfalls in Leipzig liegt, sondern tatsächlich in einer riesigen
       Halle in direkter Nachbarschaft zum Messegelände. Ich hätte mir den Stress
       mit dem Hermes-Paketshop auch sparen können!
       
       Später stellte ich mir vor, dass die Verlage nach der Buchmesse ihre
       abgegrabbelten Messeauslagen gar nicht mehr mit nach Hause nehmen, sondern
       einfach direkt rüber in die Momox-Halle karren und sich Centbeträge
       auszahlen lassen. Cut out the Middlemen! So wird die Buchbranche sicherlich
       noch ein, zwei Gnadenjahre länger überleben.
       
       16 Apr 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Brake
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