URI: 
       # taz.de -- Tarifabschluss bei Flughafensicherheit: Ein bisschen mehr Niedriglohn
       
       > Die Streiks des Sicherheitspersonals auf den Flughäfen sind beigelegt.
       > Erstmals gelingt es, mehr Gehalt in einer schlecht bezahlten Branche zu
       > erstreiten.
       
   IMG Bild: Die Schlangen in Hamburg werden erstmal wieder kürzer, dank Tarifeinigung.
       
       BERLIN taz | An deutschen Flughäfen kehrt vorerst wieder Ruhe ein.
       Zumindest müssen sich Passagiere in nächster Zeit nicht mehr auf Streiks
       des Sicherheitspersonals einstellen. Sowohl in Hamburg als auch in
       Nordrhein-Westfalen sind die wochenlang geführten Auseinandersetzungen um
       höhere Löhne seit Montagabend endgültig beigelegt.
       
       Damit endet ein Konflikt, bei dem die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di
       Neuland betrat. Denn während normalerweise gut entlohnte und jenseits von
       Ver.di organisierte Piloten oder Lotsen den Flugbetrieb lahm legten, wagte
       nun das schlecht bezahlte Kontrollpersonal, das von privaten
       Sicherheitsfirmen gestellt wird, den Aufstand. Das Ziel: Raus aus dem
       Niedriglohnbereich.
       
       Ein Stück weit ist das geglückt, Ver.di spricht bereits von einer neuen
       Tarifpolitik und verweist auf Gehaltssteigerungen von bis zu 22 Prozent. In
       NRW, wo am Montag die Beschäftigten endgültig den Schlichterspruch
       annahmen, geht es dabei um die gesamte Wach- und Sicherheitsbranche.
       Jenseits der Flughäfen steigt der Lohn für rund 24.000 Wachleute in zwei
       Stufen von 8,15 Euro brutto auf neun Euro in der Stunde (ab 2014).
       
       Auf den Flughäfen wiederum gibt es gleichfalls eine Zweistufenlösung. Dort
       erhalten die Frachtkontrolleure schließlich ab 2014 statt 9 Euro 12,05 Euro
       brutto Stundenlohn. Für die Luftsicherheitsassistenten, die Passagiere
       abtasten und Gepäck durchleuchten, steigt der Lohn von 12,36 Euro auf 14,70
       Euro. Betroffen sind rund 2.000 Beschäftigte.
       
       ## Verbindlicher Schlichterspruch
       
       In Hamburg, wo Montagabend ein verbindlicher Schlichterspruch erging, ist
       die Sache komplizierter. Dort konnte die Gewerkschaft nur mit den rund 550
       Luftsicherheitsassistenten streiken und eine Lohnsteigerung von 11,80 auf
       14 Euro erwirken. Die über 200 Beschäftigten, die – unsichtbar für Reisende
       – Waren durchsehen und dafür 10,10 Euro Stundenlohn bekommen, fielen unter
       einen anderen Tarifvertrag. Für den gilt noch die Friedenspflicht.
       
       Das zeigt, wie zersplittert die Branche ist. Wo früher gut bezahlte
       Bundespolizisten hoheitliche Sicherheitsaufgaben übernahmen, schaffen heute
       Sicherheitsfirmen wie Kötter, Securitas oder die Deutsche Schutz und
       Wachdienst GmbH das Personal ran, das vielfach in sechswöchigen Kursen auf
       seine Aufgabe vorbereitet wird. Dann heißt es in Schichtsystemen arbeiten,
       der Flughafenbetrieb beginnt in Hamburg um vier Uhr morgens und endet um 23
       Uhr. „Viele Kollegen klagen, dass sie ihre Zeit schlecht einteilen können
       und zu wenig Lohn für die Familie haben“, sagt Luftsicherheitsassistent
       Charles Reyes. Die wenigsten bekämen Vollzeitverträge.
       
       Peter Bremme, Ver.di-Verhandlungsführer in Hamburg, geht davon aus, dass
       das Ergebnis auf andere Niedriglohnbereiche ausstrahlt: „Wir haben eine
       Vorgabe gemacht.“ Auf Arbeitgeberseite verweist man auf die Kosten. „Das
       geht an den Rand der Schmerzgrenze“, sagte Oliver Arning, Sprecher des
       Bundesverbands Sicherheitswirtschaft.
       
       16 Apr 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eva Völpel
       
       ## TAGS
       
   DIR Gewerkschaft
   DIR Tarifkonflikt
   DIR Flughafen
   DIR Streik
   DIR Sicherheitskontrolle
   DIR Verdi
   DIR Flughafen
   DIR Hamburg
   DIR Sicherheitskontrolle
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Sicherheitskontrolle an NRW-Airports: Abzocke beim Abflug
       
       Kritik von Verdi: Aus den Securitychecks an den NRW- Flughäfen soll eine
       Firma ein windiges Geschäft machen – zu Lasten der Allgemeinheit.
       
   DIR Verdi wächst wieder: Sich gemeinsam wehren
       
       Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zählt zum ersten Mal seit ihrer
       Gründung mehr Eintritte als Austritte. Auch, weil Tarifkonflikte
       eskalieren.
       
   DIR Die Wahrheit: Bremsspur auf der Piste
       
       Nach unzähligen Flughafenstreiks in den vergangenen Wochen platzt nun den
       Passagieren endgültig der Kragen.
       
   DIR Streik am Hamburger Flughafen: Mehr Geld, sonst keine Kontrollen
       
       Das private Sicherheitspersonal des Hamburger Flughafens streikt. Das kommt
       „einer Schließung des Flughafens gleich.“ Rund 19.000 Passagiere sind
       betroffen.
       
   DIR Sicherheitskräfte an Flughäfen streiken: Verwaiste Detektoren
       
       An den deutschen Flughäfen hat das Sicherheitspersonal am Montagmorgen die
       Arbeit niedergelegt. Mitte November waren Tarifverhandlungen gescheitert.