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       # taz.de -- Konsequente südkoreanische Präsidentin: Harte Linie mit nur wenig Worten
       
       > Als Staatschefin muss Park Geun Hye Südkorea durch die aktuelle Krise
       > führen. Ihr Kurs gegenüber Pjöngjang ist deutlich strenger als der ihres
       > Amtsvorgängers.
       
   IMG Bild: Ähnlichkeiten mit den nördlichen Kims rein zufällig: salutierend, biederes Outfit und mit riesiger Flagge.
       
       SEOUL taz | Nach den ruhigen Feiern zum 101. Geburtstag des Staatsgründers
       Kim Il Sung hat Nordkorea am Dienstag dem Süden wieder gedroht. Das
       Oberkommando der Volksarmee drohte wegen antinordkoreanischen Protesten in
       Südkorea, „von jetzt an eine Vergeltungsaktion ohne Vorwarnung“ zu starten.
       Falls Seoul einen Dialog wolle, müsse es sich für alle antinordkoreanischen
       Aktionen entschuldigen.
       
       Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye hat zweifellos zurzeit keinen einfachen
       Job. Zu Jahresbeginn sah das noch leichter aus. Gewählt, aber noch nicht im
       Amt, lag die Hoffnung vieler Südkoreaner auf einer Verbesserung der seit
       2008 weitgehend eingefrorenen Beziehungen zum Norden. Von „hoffnungsvoller
       Allgemeingültigkeit“ schrieb die linke Tageszeitung Hankyoreh. Und dass die
       angehende Präsidentin „einen neuen Start für die interkoreanischen
       Beziehungen“ bedeuten könnte.
       
       Im Wahlkampf hatte sich Park softer gezeigt, als es die Politik ihres
       Vorgängers und Parteikollegen Lee Myung Bak erwarten ließ. Der hatte eine
       Denuklearisierung des Norden immer zur Vorbedingung für Gespräche gemacht.
       Park wollte damit brechen und weder eine reine Entspannungs- noch eine
       Hardlinerpolitik verfolgen.
       
       Doch seit sich die Spannungen auf der Koreanischen Halbinsel in den letzten
       Wochen verschärfen, schlug auch Parks Regierung strengere Töne an. Viel gab
       Park zwar nicht von sich, aber ihre Generäle wies sie an, bei einer Attacke
       Nordkoreas „ohne politische Überlegung“ zurückzuschlagen. Schon ohne
       militärischen Zwischenfall reagierte sie so strenger als ihr Vorgänger nach
       Nordkoreas Beschuss der Insel Yeonpyeong 2010. Für Park In Hui, Professor
       für internationale Beziehungen an der Ewha Women’s University, hat die
       Präsidentin damit gefährliches Terrain betreten. „Sie hat sehr streng
       reagiert. Das war die gleiche Rhetorik, die der Norden anwendet“, meint er.
       Park habe nicht sehr schlau gehandelt.
       
       ## Park lässt andere reden
       
       Auch in Washington sorgt man sich etwas um die Richtung, die Südkoreas
       Regierung einschlagen könnte. Die Präsidentin äußert sich so gut wie nicht.
       Laut Bong Young Sik, der sich am südkoreanischen Asan-Institut mit den
       Beziehungen zwischen den USA und Korea beschäftigt, halten die USA einen
       Alleingang der Südkoreaner für möglich. „Die Park-Regierung könnte sich auf
       Gespräche mit dem Norden einlassen, ohne die Denuklearisierung als
       Vorbedingung anzubringen“, glaubt er. Washington hat hier aber eine
       ähnlichen Position wie Parks Vorgänger.
       
       Doch ist Südkorea bisher nicht wirklich aktiv. Park hält sich zurück,
       während andere reden: Letzten Freitag hatte US-Außenminister John Kerry in
       Seoul noch erklärt, die USA würden ein nukleares Nordkorea nicht
       akzeptieren, nachdem er darauf hingewiesen hatte, wie konstruktiv die
       Gespräche mit Präsidentin Park zur Vorbereitung ihrer USA-Reise im Mai
       gelaufen seien. Montag kam dann das vorläufige Aus für Gespräche zwischen
       Nord und Süd. Pjöngjang lehnte das Angebot aus Seoul ab.
       
       Viele Südkoreaner, die sich im Internet, auf Twitter und der
       südkoreanischen Blogplattform Nate.com zur Präsidentin und ihrer
       Nordkoreapolitik äußern, werfen ihr „Untätigkeit“ und „Führungsschwäche“
       vor.
       
       In den Umfragen des südkoreanischen Meinungsforschungsinstituts Realmeter
       steigt Parks Beliebtheit aber langsam wieder. Die jüngste Zustimmungsrate
       ist 47,2 Prozent. Nach ihrem Amtsantritt war die Zustimmung durch Probleme
       bei der Regierungsbildung von 54,8 Prozent auf lediglich rund 40 Prozent
       abgestürzt. Dass die Werte wieder steigen, hat laut Realmeter mit Parks
       Bereitschaft zu tun, mit dem Norden sprechen zu wollen.
       
       17 Apr 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kollenberg
       
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