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       # taz.de -- Treffen der Euro-Finanzminister: Mehr für Zypern?
       
       > Die Euro-Finanzminister beraten über ein Hilfsprogramm für Zypern. Das
       > Land braucht mehr, als zuvor angenommen. In der Union macht sich Unmut
       > breit.
       
   IMG Bild: Bisschen trübe Luft in Nikosia
       
       BRÜSSEL/BERLIN dpa | Die Euro-Finanzminister wollen sich am Freitag in
       Dublin auf das Hilfsprogramm für Zypern einigen. Zuvor war bekanntgeworden,
       dass das Land für seine Rettung viel mehr Geld benötigt als ursprünglich
       angenommen. Die Inselrepublik braucht nun statt der ursprünglich
       veranschlagten 17,5 Milliarden gut 23 Milliarden Euro, hieß es in Nikosia.
       
       Allerdings soll Zypern die zusätzlichen Gelder selbst aufbringen, die
       internationalen Geldgeber wollen nach wie vor 10 Milliarden bereitstellen.
       Dabei soll der Großteil der internationalen Hilfen mit 9 Milliarden Euro
       aus dem Euro-Rettungsfonds ESM kommen. Der IWF beteiligt sich mit einer
       Milliarde Euro am Rettungspaket. Zypern selbst soll nun 13 Milliarden Euro
       beisteuern.
       
       So werden Anleger mit Bank-Guthaben von mehr als 100 000 Euro zur Kasse
       gebeten und Banken abgewickelt. Geplant sind zudem höhere
       Unternehmenssteuern, eine Abgabe auf Kapitalgewinne und Einnahmen aus
       Privatisierungen. Auch ein Anzapfen der Goldreserven ist im Gespräch. Nach
       der Grundsatzeinigung auf das Programm müssen noch nationale Parlamente
       zustimmen, auch der Deutsche Bundestag. Das erste Geld könnte im Mai
       fließen.
       
       ## Unionsflügel sagt Nein
       
       Der Wirtschaftsflügel der Unionsfraktion droht angesichts des neuen
       Milliardenlochs bei der Zypernhilfe mit einem Nein bei der entscheidenden
       Abstimmung im Bundestag. Zypern müsse nachweisen, dass es den zusätzlichen
       Finanzbedarf von 5,5 Milliarden Euro aus eigener Kraft finanzieren könne,
       sagte der Chef des mitgliederstarken Parlamentskreises Mittelstand der
       Unionsfraktion, Christian von Stetten (CDU). „Sollte dies nicht möglich
       sein, ist eine Zustimmung in der nächsten Woche im Deutschen Bundestag zu
       dem bisher vorgesehenen 10-Milliarden-Euro-Rettungspaket ausgeschlossen.“
       
       Von Stetten hält sich seit Mittwoch mit einer Delegation des
       Finanzausschusses des Bundestages in Zypern auf und kehrt am Freitag nach
       Deutschland zurück. Dem Mittelstands-Kreis der Fraktion gehören 145 der 237
       Unionsabgeordneten an. Das Hilfspaket der internationalen Geldgeber für das
       Euro-Krisenland umfasst rund zehn Milliarden Euro. Zypern muss für seine
       Rettung einen Anteil beisteuern. Dazu werden unter anderem Anleger mit
       Bank-Guthaben von mehr als 100 000 Euro zur Kasse gebeten und Banken
       abgewickelt.
       
       ## Lage in Portugal
       
       Ein weiteres Thema der Euro-Minister bei ihrem informellen Treffen ist die
       Lage in Portugal. Dort sind neue Sparbeschlüsse nötig, um die Vorgaben der
       internationalen Geldgeber einzuhalten. Die Verfassungsrichter in Lissabon
       hatten einige Sparbeschlüsse der Regierung von Ministerpräsident Pedro
       Passos Coelho gekippt. EU-Währungskommissar Olli Rehn forderte von Portugal
       ein Bekenntnis zum Sparkurs als Voraussetzung für weitere Hilfen. „Portugal
       muss die Löcher füllen, die die jüngste Gerichtsentscheidung gerissen hat.
       Ich bin zuversichtlich, dass die Regierung das schaffen wird“, sagte er der
       Tageszeitung Die Welt.
       
       Die Minister könnten über längere Laufzeiten für Hilfskredite an Portugal
       und Irland entscheiden - die beiden Krisenländer wünschen dies seit
       längerem, weil sie Tilgungs- und Zinslasten auf einen längeren Zeitraum
       verteilen wollen.
       
       Angesichts der neu aufgeflammten Debatte über internationale Steuerflucht
       werden die europäischen Finanzminister auch darüber sprechen. Mit
       Entscheidungen wird aber nicht gerechnet. Im weiteren Verlauf des Freitags
       und am Samstag werden die Finanzminister aller 27 EU-Staaten
       zusammenkommen. Ein wichtiges Thema wird die sogenannte Bankenunion sein -
       mit einer besseren Aufsicht und neuen Regeln für Geldhäuser will die EU für
       mehr Vertrauen an den Finanzmärkten sorgen.
       
       12 Apr 2013
       
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