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       # taz.de -- Ex-Bundespräsident setzt auf das Gericht: Eine Frage der Ehre
       
       > Christian Wulffs Anwälte lehnen das Angebot der Staatsanwaltschaft ab,
       > das Verfahren gegen eine Geldauflage einstellen zu lassen.
       
   IMG Bild: Christian Wulff setzt auf einen Freispruch.
       
       BERLIN taz/dpa | Es ist zu einer Frage der Ehre geworden.
       Ex-Bundespräsident Christian Wulff hat das Angebot der Staatsanwaltschaft
       Hannover abgelehnt, das Verfahren gegen ihn gegen Geldauflage einzustellen.
       Wulff wolle, dass das Verfahren „ohne Wenn und Aber“ eingestellt werde,
       teilten seine Anwälte am Dienstag mit. Er gehöre „vollständig entlastet und
       rehabilitiert“, heißt es in einer Erklärung, die sie im Courtyard Hotel in
       Hannover vor Journalisten verlasen.
       
       Das Verfahren gegen Wulff sei „von öffentlichen Vorverurteilungen geprägt“
       gewesen, so seine Anwälte. Doch: „Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe sind
       unbegründet.“ Man vertraue jetzt auf das Gericht.
       
       Das 14-monatige Ermittlungsverfahren gegen Wulff steht damit vor seinem
       Ende. Die Staatsanwaltschaft Hannover erklärte am Dienstag knapp, der
       Abschluss stehe „unmittelbar bevor“. Zuvor hatte sie angeboten, die
       Untersuchungen gegen Wulff und den Filmproduzenten David Groenewold gegen
       die Zahlung von insgesamt 50.000 Euro einzustellen. Darauf wollte sich
       Wulff jedoch nicht einlassen.
       
       Seit dem 17. Februar 2012 ermittelte die Staatsanwaltschaft Hannover gegen
       Christian Wulff, ob er als niedersächsischer Ministerpräsident Privates und
       Berufliches stärker als erlaubt vermischte.
       
       Produzent Groenewold soll 2008 einen Aufenthalt des Ehepaars Wulff beim
       Münchner Oktoberfest teilweise bezahlt haben – es geht um 754 Euro für das
       Hotel, ein Abendessen im größerem Kreis sowie die Kosten für ein
       Kindermädchen. Im Gegenzug soll sich Wulff bei Siemens-Chef Peter Löscher
       für ein Filmprojekt Groenewolds eingesetzt haben.
       
       Im Visier der Ermittler standen auch zwei Hotelaufenthalte des Ehepaars
       Wulff auf Sylt. Nach eingehender Prüfung legte die Staatsanwaltschaft diese
       Vorwürfe jedoch schon im Februar 2013 ad acta.
       
       ## Das Ferienhaus des Versicherungsmanagers
       
       Die Justiz hatte auch geprüft, ob sie wegen der Flitterwochen der Wulffs
       ermitteln sollte – das inzwischen getrennt lebende Paar hatte diese damals
       im Ferienhaus eines deutschen Versicherungsmanagers in Italien verbracht.
       Wulff soll sich als Ministerpräsident dafür eingesetzt haben, der
       Versicherungswirtschaft Vorteile zu verschaffen. Im Oktober teilte die
       Staatsanwaltschaft mit, Ermittlungen wegen Vorteilsannahme seien nicht
       gerechtfertigt.
       
       Die Berliner Staatsanwaltschaft stellte im Juni 2012 ein weiteres
       Ermittlungsverfahren wegen Vorteilsannahme ein. Es ging um ein geschenktes
       „Bobby-Car“, Leasing-Konditionen für einen Audi Q3 und Kleider-Sponsoring
       für Ehefrau Bettina Wulff.
       
       Laut Staatsanwaltschaft lag aber kein Anfangsverdacht auf strafbares
       Verhalten vor. Es seien zwar Vorteile gewährt worden. Die Firmen hätten
       aber vorrangig das Ziel verfolgt, die Wulffs als Werbeträger für sich zu
       nutzen.
       
       ## Den Auftakt machte die „Bild“-Zeitung
       
       Am Anfang der Affäre stand im Dezember 2011 ein Bericht der Bild-Zeitung
       über Wulffs Privatkredit für ein Eigenheim. 2008 hatte er ein Darlehen über
       500.000 Euro bei der Unternehmergattin Edith Geerkens aufgenommen und damit
       sein Haus in Burgwedel finanziert.
       
       Im Landtag verneinte er später Geschäftsbeziehungen zu Egon Geerkens, der
       ihn mehrmals auf Auslandsreisen begleitete. Die Opposition sah darin einen
       Verstoß gegen das Ministergesetz und das Verbot für Regierungsmitglieder,
       Geschenke in Bezug auf ihr Amt anzunehmen.
       
       Um den Kredit bei Edith Geerkens abzulösen, vereinbarte Wulff im März 2010
       ein zinsgünstiges Darlehen bei der BW-Bank. Im Dezember 2011 wandelte er
       diesen Kredit in ein Hypothekendarlehen um. Gegen die Bank gingen mehrere
       Anzeigen ein. Doch die Staatsanwaltschaft sah keinen Ermittlungsgrund.
       
       9 Apr 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Bax
       
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