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       # taz.de -- Starköchin übers Verhältnis zum Essen: „Die ekeln sich vor einem Apfel“
       
       > Die Spitzenköchin Sarah Wiener beklagt eine wachsende Distanz zwischen
       > dem Essen und seiner Herkunft. Bei manchen Kindern trage das bizarre
       > Züge.
       
   IMG Bild: Sieht eigentlich gar nicht so eklig aus. Oder?
       
       Die Berliner Starköchin Sarah Wiener warnt vor den seltsamen Auswüchsen,
       die die wachsende Entfremdung jüngerer Generationen vom immer stärker
       industrialisierten Essen mit sich bringt. Sie sehe, „dass hier eine
       Generation heranwächst, die sich zum Teil vor einem Apfel auf dem Apfelbaum
       ekelt“, sagt Wiener im aktuellen sonntaz-Gespräch.
       
       „Wir versuchen ja alles, um dem Kind die Verbindung zum Natürlichen
       abzuschneiden“, moniert die Köchin. „Wir haben normierte Fleischpackungen,
       wir dürfen keine Sehnen und keinen Blutfleck zeigen. Nichts soll an das
       Lebewesen erinnern. Es wird alles normiert, gepresst und so angeboten, dass
       wir es im Zweifelsfalle nicht mehr mit natürlichen Grundstoffen oder Tieren
       in Verbindung bringen können“, sagt Wiener.
       
       Die Industrie sei dabei zu erforschen, „wie man es chemisch schafft, fünf
       Apfelschnitze so in Plastik einzuschweißen, dass sie nicht braun werden und
       oxidieren. Was ist denn mit uns los?“
       
       ## Neue Ernährungselite
       
       Sarah Wiener besitzt mehrere Restaurants und ist seit Jahren Dauergast
       zahlreicher Kochshows. Auf Schulabbruch, Sozialhilfe und Gelegenheitsjobs
       folgten für sie die Wende in Form eines Dinners, von dem die eingeladene
       Schauspielerin Tilda Swinton so begeistert war, dass sie Wiener als Caterin
       engagierte. So begann ihre Karriere. Gerade ist ihr Buch „Zukunftsmenü“
       erschienen.
       
       Wiener fordert eine stärkere Auseinandersetzung mit Lebensmitteln und ihrer
       Entstehung. Fleisch etwa: „Welches Tier, welches Teil vom Tier, welche
       Rasse, was hat das Tier gegessen, wo ist es gestanden, wie ist es gezüchtet
       worden, wie ist es geschlachtet worden, wie ist es gelagert worden, was ist
       auf dem Transport passiert - und schließlich: Was koche ich wie daraus? Das
       sind ungefähr zehn Punkte, die Sie bedenken müssen, wenn Sie über die
       Qualität wirklich etwas sagen wollen.“
       
       Im sonntaz-Gespräch formuliert Wiener den Begriff einer neuen
       Ernährungs-Elite: „Die wahre Elite sind die, die sich selbst beschränken
       und ab und zu ein gutes Stück Fleisch genießen können, weil es nachhaltig
       erzeugt und artgerecht gehalten wurde. Bewusst zu genießen, das ist Elite.“
       
       Aus einer Sache zwanzig Sachen kochen zu können und nicht aus zwanzig
       Sachen eine, das sei die Kunst beim Kochen.
       
       Das komplette Gespräch mit Sarah Wiener lesen Sie in der [1][sonntaz vom
       6./7. April 2013]. Am Kiosk, [2][eKiosk] oder gleich [3][im Wochenendabo].
       
       6 Apr 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://bit.ly/gcsTy1
   DIR [2] http://bit.ly/ILRE6W
   DIR [3] http://bit.ly/LYGGQ8
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Edith Kresta
       
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