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       # taz.de -- Südafrika und Zentralafrikanische Republik: Die dubiosen Deals des ANC
       
       > Nach Enthüllungen über Geschäfte mit dem gestürzten zentralafrikanischen
       > Präsidenten Francois Bozizé steht die Außenpolitik der ANC-Regierung in
       > der Kritik.
       
   IMG Bild: Nieder mit Bozizé, nieder mit Südafrika: Seleka-Rebellenauto in Bangui.
       
       BERLIN taz | Fragen nach der Rolle Südafrikas sollten einen Regionalgipfel
       beherrschen, der am Mittwoch in Tschad die Machtergreifung durch Rebellen
       in der Zentralafrikanischen Republik am 24. März besprach.
       
       Während die Staaten der Region kein Interesse daran haben, die jetzt in der
       Hauptstadt Bangui herrschenden Séléka-Rebellen und die von ihnen im Amt
       bestätigte Übergangsregierung von Premierminister Nicolas Tiangaye zu
       isolieren, hatte Südafrika und unter seinem Einfluss die Afrikanische Union
       (AU) eine harte Linie gefahren: Die AU hatte die Zentralafrikanische
       Republik suspendiert, und Südafrika hatte als letztes Land der Welt den
       gestürzten zentralafrikanischen Präsidenten Francois Bozizé noch
       militärisch unterstützt, als die Rebellen bereits in Bangui standen.
       
       Die südafrikanischen Verluste in Bangui beim Kampf gegen Séléka - 13 tote
       Soldaten nach südafrikanischen Angaben, 35 laut Séléka - sind die höchsten
       bei einem südafrikanischen Auslandseinsatz seit Ende der Apartheid und
       geben in Südafrika Anlass zu Kontroversen. Offiziell wurden 200 bis 400
       Soldaten aus Südafrika Ende Dezember und Anfang Januar zur
       Militärausbildung nach Bangui entsandt. Grundlage war ein bilaterales
       Abkommen von 2007, verlängert Ende 2012. Aber Südafrikas Opposition wirft
       der Regierung von Präsident Jacob Zuma nun Irreführung der Öffentlichkeit
       vor.
       
       ## Diamantenexportmonopol und Minenpolizei
       
       Die führende südafrikanische Wochenzeitung Mail & Guardian berichtete
       letzte Woche von dubiosen Geschäftsverbindungen zwischen Bozizé und
       südafrikanischen Geschäftsleuten. Genannt wurden Unternehmen wie die
       Uranbergbaufirma Uramin und die Ölfirma Dig Oil. Ein Joint Venture „Inala
       Centrafrique“ des zentralafrikanischen Staates und der südafrikanischen
       Serengeti Group Holdings des ANC-Kaders Joshua Nxumalo, 2006 gegründet,
       habe ein Diamantenexportmonopol aus der Zentralafrikanischen Republik
       bekommen sollen, geschützt durch eine von Südafrika aufzubauende
       Minenpolizei.
       
       Als daraus nichts wurde, sei eine Nachfolgefirma „Bagamoyo Investment
       Holdings“ mit dem aus Ruanda stammenden und angeblich in den Völkermord
       1994 verwickelten Bozizé-Berater Fabien Singaye entstanden. Zentrale Figur
       bei diesen Deals sei der aus Kongo-Brazzaville stammende und bestens in der
       ANC-Elite vernetzte Didier Pereira. Südafrikas Regierung habe mit ihrer
       Militärhilfe ein sicheres Umfeld für diese Geschäfte schaffen wollen.
       
       ## Die Zeitung „pisst auf die Gräber“
       
       „Sind dafür unsere Soldaten gestorben?“ fragte Mail & Guardian in seiner
       Titelgeschichte, die den ANC zur wütenden Kritik provozierte, die Zeitung
       „pisst auf die Gräber mutiger Kämpfer, die für unser Land und unseren
       Kontinent ihr Leben aufs Spiel setzten“. Die angeblichen Geschäfte habe es
       nie gegeben und Südafrikaner hätten das Recht, überall auf der Welt
       Geschäfte zu machen, so der ANC weiter.
       
       Am Dienstag lehnte es Präsident Zuma auf der öffentlichen Trauerfeier für
       die 13 getöteten Soldaten ab, sich zu der Affäre zu äußern. Aber in anderen
       afrikanischen Ländern wird die Rolle Südafrikas nun kritisch hinterfragt.
       Der neue zentralafrikanische Präsident und Séléka-Chef Michel Djotodia hat
       angekündigt, bestehende zentralafrikanische Deals mit Firmen aus Südafrika
       und China zu überprüfen. Und die Südafrikaner in Bangui? Sie sind geflohen
       und warten nun im ugandischen Entebbe sowie im kongolesischen Genema auf
       Flugzeuge, die sie nach Hause bringen.
       
       3 Apr 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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