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       # taz.de -- Kommentar Kölner Wohnungsbrand: Ankara schürt das Misstrauen
       
       > Das Misstrauen von Migranten haben sich die deutschen Behörden hart
       > erarbeitet. Beim Kölner Wohnungsbrand ist es aber völlig fehl am Platz.
       
       Wer will es türkischen Einwanderern verdenken, dass sie aufhorchen, wenn
       sie die Worte „Brand“ und „türkische Bewohner“ in einem Atemzug hören? Und
       dass sie deutschen Behörden misstrauen? Deren jahrzehntelanger Ignoranz ist
       es zu verdanken, dass eine rechtsextreme Terrorzelle aus Thüringen über
       Jahre hinweg unbehelligt morden und Banken ausrauben konnte.
       
       Die bornierte Haltung des Münchner Gerichts, das die politische Dimension
       des Verfahrens gegen die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe völlig
       verkennt und sich stur an Regeln hält, bildet nur den aktuellen Tiefpunkt
       in einer Kette aus Behördenversagen und fehlendem Einfühlungsvermögen. Das
       Misstrauen, das ihnen entgegenschlägt, haben sich die deutschen Behörden
       hart erarbeitet.
       
       Das heißt aber nicht, dass jeder Vorwurf berechtigt ist. Zu oft ist bei
       rassistisch motivierten Taten ein rechtsextremer Hintergrund vorschnell
       ausgeschlossen worden – doch bei dem Wohnungsbrand, der sich am Wochenende
       in Köln ereignet hat, war das nicht so.
       
       Darum sind die Vorwürfe, die aus türkischen Regierungskreisen fast schon
       reflexhaft erhoben werden, in diesem Fall völlig fehl am Platz. Sie bewegen
       sich auf dem Niveau der Anschuldigungen, die der türkische Premier Erdogan
       in schöner Regelmäßigkeit zu erheben beliebt: dass Deutschland den
       Aktivitäten der PKK freien Lauf lassen würde. Solche offiziell
       verbereiteten Verschwörungstheorien dienen dazu, sich als Schutzmacht der
       türkischen Einwanderer in Deutschland aufzuspielen und die Reihen fester zu
       schließen.
       
       Gegen dieses populistische Kalkül aus Ankara hilft keine Empörung. Es
       reicht auch nicht aus, darauf zu verweisen, dass Wohnungsbrände keine
       Seltenheit sind: Das Misstrauen ist da. Deshalb braucht es
       Fingerspitzengefühl und ein transparentes Vorgehen. Nur so können deutsche
       Behörden wieder an Vertrauen gewinnen.
       
       2 Apr 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Bax
       
       ## TAGS
       
   DIR Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
   DIR Köln
   DIR Rechtsextremismus
   DIR Schwerpunkt Angela Merkel
       
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