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       # taz.de -- Bundesliga-Fußballer Ivan Klasnic: „Ich habe es allen gezeigt“
       
       > Ivan Klasnic von Mainz 05 über seine Unbeugsamkeit und seine neue
       > Einstellung zum Sport nach seiner erfolgreichen Nierentransplantation.
       
   IMG Bild: Jubelnder Klasnic: Nach dem 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf.
       
       taz: Herr Klasnic, Sie sind seit dieser Saison zurück in der Bundesliga.
       Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer aktuellen Situation in Mainz? 
       
       Ivan Klasnic: Der Anfang war schwer, ich bin nicht in den Tritt gekommen.
       Aber ich habe auf meine Chance gewartet. Die habe ich dann bekommen im
       Spiel gegen Düsseldorf. Ich glaube, ich habe das Vertrauen zurückgegeben
       mit meinem Tor. Schade, dass ich mich dann verletzt habe und zur Halbzeit
       mit einem Muskelbündelriss im Oberschenkel rausmusste.
       
       Wie wichtig war es für Sie, dass Sie nach fünf Jahren mal wieder ein Tor in
       der Bundesliga erzielt haben? 
       
       Ich glaube, man muss das jetzt nicht so hoch bewerten. Ich kann nur sagen,
       wenn ich die Chance bekomme, dann schieße ich auch Tore. Wenn ich gesund
       bin, kann ich alles erreichen. Deshalb konzentriere ich mich jetzt darauf,
       wieder fit zu werden. Leider reicht es jetzt gegen Bremen noch nicht.
       
       Bei Werder, Ihrem Exverein, läuft es derzeit nicht optimal. Warum
       eigentlich? 
       
       Man muss einen guten Mix von älteren und jüngeren Spielern haben. Das passt
       derzeit vielleicht nicht so in Bremen. Aber man darf Werder nie
       unterschätzen. Wir müssen gewinnen, damit wir oben dranbleiben. Die müssen
       gewinnen, damit sie nicht weiter abrutschen. Das wird interessant.
       
       Bei dem Namen Klasnic denkt natürlich jeder an Ihre Krankheitsgeschichte,
       die Nierentransplantation. Nervt es Sie, immer wieder darauf angesprochen
       zu werden? 
       
       Ich kann da mittlerweile drüber lachen. Die Bild-Zeitung oder andere
       spielen immer wieder darauf an. Die sagen: Der ist krank. Ich habe es aber
       allen gezeigt, als ich nach der Nierentransplantation wieder gut Fußball
       gespielt habe. Ich habe eine EM und auf hohem Niveau in England und
       Frankreich gespielt. Ich bin zurück nach Deutschland gekommen und habe
       gezeigt, dass ich auch hier mithalten kann. Das Thema Transplantation kann
       man meinetwegen in die Schublade packen. Ich allein muss damit klarkommen –
       und niemand sonst. Einfach nur über das Sportliche zu sprechen, das wäre
       viel besser.
       
       Denken Sie jetzt anders über den Sport? 
       
       Ja, wenn man nicht gesund ist, sollte man lieber pausieren. Man muss nicht
       immer spielen und dabei Risiken in Kauf nehmen.
       
       Was hat Ihnen die Kraft gegeben, sich zurückzukämpfen? 
       
       Ich wollte unbedingt etwas erreichen, was keiner erreicht hat auf der Welt.
       Und das habe ich dann auch getan.
       
       So einfach? 
       
       Ja, man muss immer positiv denken, an Gott und die Familie glauben. Ohne
       Unterstützung wird es schwer. Es ist wichtig, dass man ein Ziel hat und das
       auch verfolgt. Man sollte nicht sagen: Ich habe eine schwere OP gehabt, und
       deswegen kann ich mich jetzt ausruhen: Nein. Ich habe nie aufgegeben. An
       mir sieht man, dass man mit einem starken Willen Schmerzen und Krankheiten
       bezwingen kann.
       
       Früher haben Sie gegen Schmerzen mit Schmerzmitteln angekämpft, was
       letztlich zum Nierenschaden führte. Können Sie heute eigentlich noch
       Sportärzten vertrauen? 
       
       Denen in Mainz schon.
       
       Der Missbrauch von Schmerzmitteln ist laut Fifa eines der größten Probleme
       des internationalen Fußballs. Gerade jüngere Spieler würden viele
       Muskelverletzungen mit starken Medikamenten behandeln, statt diese
       auszukurieren. 
       
       Ich kann dazu nichts sagen. Ich bin nicht die Fifa, ich bin einfach nur ein
       Spieler bei Mainz 05. Jeder muss wissen, was er nimmt.
       
       Gab es Ärzte, die prophezeit habe, dass Sie nie mehr Fußball spielen
       werden? 
       
       Nein, meine Ärzte nicht. Aber es gab schon viele, die gezweifelt haben.
       Doch es gab diesen Basketballer, Alonzo Mourning, der auch gespielt hat
       nach einer Transplantation. Und jetzt bin ich eben ein Beispiel dafür, dass
       man es schaffen kann. Ich glaube, ich habe einiges erreicht, wo ich mir
       selber auf die Schulter klopfen und sagen kann: Ja, mit dieser Erfahrung
       kann ich anderen Leuten helfen.
       
       Sie haben damals angefangen, sich für die Stiftung „Löwenherz“ zu
       engagieren. 
       
       Das ist ein Hospiz in Bremen. Da gehen Menschen hin, um leichter in den Tod
       zu kommen. Es ist schwer, darüber zu sprechen. Ich versuche, ihnen ein
       wenig Mut zu machen. Vielen könnte es besser gehen, wenn die Leute mehr
       Blut spenden würden oder einen Organspenderausweis hätten.
       
       Haben Sie sich vor Ihrer Nierentransplantation auch schon so konkret mit
       diesem Thema auseinandergesetzt? 
       
       Nein, natürlich nicht. Aber jetzt sehe ich das Leben anders. Man muss jeden
       Tag genießen und nach vorne schauen.
       
       Aha. 
       
       Das ist einfach so, wenn Menschen krank werden, dann denken sie nach über
       das Leben, das auf einmal vorbei sein könnte. Dann passt man ein bisschen
       mehr auf, wenn man Husten oder Schnupfen hat. Dann geht man eben mal nicht
       zum Training. Früher, als ich jünger war, bin ich immer zum Training
       gegangen. Das war sicherlich ein Fehler. Man muss das Leben im Griff haben,
       es kontrollieren. Auch das habe ich gelernt.
       
       Wo war’s eigentlich besser: in der Bundesliga oder der englischen Premier
       League? 
       
       In England wird schon ein bisschen schneller gespielt. Die Fans sind dort
       auch näher dran. Es gibt keine Zäune und sehr viele sehr gute Spieler, aber
       in der Abwehr auch ein paar Holzfüße, die nicht Fußball spielen können,
       sondern nur treten. Dafür ist in Deutschland die Stimmung auf den Rängen
       besser.
       
       Wie sehen Ihre Perspektiven nach der Saison aus? 
       
       Darüber mache ich mir keine Gedanken. Es wird viel spekuliert oder
       geschrieben. Ich habe einen Vertrag bis zum 1. Juli bei Mainz, und den
       erfülle ich auch.
       
       Sie hatten einst geäußert, Ihre Profikarriere beim FC St. Pauli beenden zu
       wollen. Wie realistisch das im Moment? 
       
       Das habe ich gesagt. Und das meine ich auch so.
       
       30 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Clarissa Friese
       
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