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       # taz.de -- CDU-Politikerin über East Side Gallery: „Am besten gar keine Bebauung“
       
       > Am besten wäre gar keine Bebauung des Mauerstreifens, sagt Monika
       > Grütters, Vorsitzende des Bundestagskulturausschusses.
       
   IMG Bild: Der NDR Satiriker Tobias Schlegl (auf der Leiter) hat sich seine Meinung zur Mauer gebildet.
       
       taz: Frau Grütters, Hunderte Polizisten, Demonstrationen, weltweite
       Aufmerksamkeit – ist die ganze Aufregung um ein paar bunt bemalte
       Mauerplatten nicht übertrieben? 
       
       Monika Grütters: Nein, die ist überhaupt nicht übertrieben.
       
       Warum nicht? 
       
       Ich finde es doch erstaunlich, dass 24 Jahre nach dem Mauerfall wieder die
       ganze Welt auf uns guckt – und einmal mehr wegen der Mauer. Das zeigt, dass
       die letzten Reste dieser Mauer nicht ohne Not zerstört werden dürfen
       
       Was macht denn die East Side Gallery für Sie so besonders? 
       
       Dass sie ein Originalstück Mauer am authentischen Ort ist, das wegen seiner
       Länge eine ganz anderer Wirkung als andere Stücke hat. Und während die
       Gedenkstätte an der Bernauer Straße für Leid, Trennung und Tod durch die
       Mauer steht, symbolisiert die East Side Gallery deren Überwindung, weil
       Künstler sie sich angeeignet haben. Und das ist in seiner Form einzigartig.
       
       Jetzt ist viel von Pietät die Rede und dass man dort, auf dem früheren
       Todesstreifen, nicht bauen sollte. Aber über laute Sommerpartys an gleicher
       Stelle hat sich keiner aufgeregt. 
       
       Ich glaube nicht, dass man den 28 Kilometer langen Mauerstreifen für
       jegliche Bebauung sperren kann. Und das nur auf die paar hundert Meter an
       dieser Stelle zu beschränken, geht auch nicht.
       
       Was nun konkret diesen Ort angeht: Sind Sie da für oder gegen eine
       Bebauung? 
       
       Es geht ja um geltendes Recht. Da ist nun einmal in der Vergangenheit die
       Genehmigungssünde begangen worden, und da kann man dem Investor nicht
       vorwerfen, dass er sein Recht wahrnehmen möchte. Also muss es jetzt um
       einen Ausgleich berechtigter Interessen gehen.
       
       Dieser Investor wäre angeblich zu einem Grundstückstausch bereit. Sollte
       sich das Land Berlin darauf einlassen? 
       
       Ich finde, wenn es eine Möglichkeit dazu gäbe, also ein adäquates
       Spreegrundstück da wäre, dann hielte ich das für die beste Lösung. Am
       besten wäre gar keine Bebauung. Denn eine Mauer, die immer löchriger wird,
       verliert als Denkmal ihre Botschaft.
       
       Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und der Investor schieben
       sich nun gegenseitig die Schuld zu. Wer hat recht? 
       
       Ich glaube, dass im Moment Investorenschelte fehl am Platze ist. Es geht ja
       nicht darum, dass sich die eine oder andere Seite durchsetzt, sondern dass
       man zu einer gemeinsamen Lösung kommt. Bei der Gedenkstätte Bernauer Straße
       gab es vor Jahren eine vergleichbare Situation, und da haben wir das
       Baurecht verändern können.
       
       Wowereit hatte die Angelegenheit zur Chefsache erklärt. Wird er diesem
       Anspruch gerecht? 
       
       Im Moment noch nicht. Aber ich hoffe, dass der Senat und der Investor jetzt
       konstruktiv aufeinander zugehen, im Interesse der East Side Gallery.
       
       28 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
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