URI: 
       # taz.de -- Flüchtlingscamp in Kreuzberg: „Forderungen an den Bund“
       
       > Zu Beginn des Protests kamen Dilek Kolat und Maria Böhmer zu den
       > Flüchtlingen. Wie stehen Politiker heute zu den Forderungen?
       
   IMG Bild: Das Flüchtlingscamp in Berlin-Kreuzberg.
       
       ## „Wohnraum ist für alle knapp“
       
       „Die Forderungen sind nicht im Interesse des Landes und nach aktueller
       Rechtsprechung nicht erforderlich. Wir brauchen ein funktionierendes
       Asylrecht. Dazu gehört, dass tatsächliche Flüchtlinge aufgenommen und
       diejenigen zurückgeführt werden, die es nicht sind. Eine Abschaffung der
       Residenzpflicht würde zu einem Strom in die Ballungszentrum führen. Im
       Interesse Berlins kann das nicht sein. Gemeinschaftsunterkünfte
       auszuschließen wäre abwegig. 7.000 Asylbewerber leben in Berlin schon in
       Wohnungen, Wohnraum ist für alle knapp.“
       
       Burkard Dregger, integrationspolitischer Sprecher CDU Berlin 
       
       ## „Residenzpflicht abschaffen“
       
       „Ich setze mich weiterhin für die Anliegen der Flüchtlinge ein. Mich
       beeindruckt immer wieder, wie motiviert die neu ankommenden Menschen sich
       in unsere Gesellschaft einbringen wollen, und ich setze mich mit allen mir
       zustehenden Mitteln für eine Verbesserung ihrer Situation ein. Gerade haben
       wir auf der Integrationsministerkonferenz in Dresden mehrere Anträge im
       Interesse der Flüchtlinge eingebracht. Dazu gehören ein erleichterter
       Arbeitsmarktzugang und die generelle Abschaffung der Residenzpflicht. Wir
       haben in Deutschland eine besondere humanitäre Verpflichtung, Menschen, die
       als Flüchtlinge kommen, zu helfen.“
       
       Dilek Kolat (SPD), Berliner Integrationssenatorin 
       
       ## „Schneller Arbeit gewähren“
       
       „Der Integrationsbeirat, den ich leite, hat sich intensiv mit der Thematik
       beschäftigt und rechtliche Verbesserungen für Flüchtlinge und Menschen ohne
       Aufenthaltsstatus in Deutschland gefordert. Ich unterstütze die Forderung
       des Beirats, allen Einwanderern so schnell wie möglich den Zugang zu
       Integrationskursen zu ermöglichen, um dort die deutsche Sprache lernen zu
       können. Ich bin dafür, allen in Deutschland lebenden Einwanderern den
       Zugang zum Arbeitsmarkt spätestens nach sechs Monaten zu ermöglichen. Wer
       einer Arbeit nachgehen kann, fühlt sich wertgeschätzt und kann ein
       selbstständiges Leben führen. Zudem ist er nicht mehr auf den Bezug von
       Sozialleistungen angewiesen.“
       
       Maria Böhmer (CDU), Staatsministerin für Migration und Integration 
       
       ## „Wahl entscheidet über Forderungen“
       
       „Ich persönlich habe einige Sympathien für die Anliegen der Flüchtlinge.
       Die Forderungen richten sich aber klar an den Bund. Die Bundestagswahl
       entscheidet den Kurs der Asylpolitik. Kommt es zu Rot-Grün, dürfte eine
       liberale Flüchtlingspolitik in Koalitionsverhandlungen eine große Rolle
       spielen. Bei der jetzigen Koalition sehe ich dafür schwarz.“
       
       Thomas Kleineidam, innenpolitischer Sprecher der SPD Berlin 
       
       Protokolle: Konrad Litschko 
       
       Dieser Text ist Teil des Schwerpunkts der Wochenendausgabe der taz.berlin.
       Darin außerdem: Eine Reportage aus dem Camp in Kreuzberg und ein Text zur
       heutigen Demonstration.
       
       23 Mar 2013
       
       ## TAGS
       
   DIR Migration
   DIR Flüchtlingslager
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Experten gegen Integrationsministerium: Strukturen sollten aber anders sein
       
       Christine Langenfeld vom Sachverständigenrat für Migration lehnt ein
       Bundesministerium für Integration ab. Das Sozialministerium sei jedoch gut
       geeignet.
       
   DIR Flüchtlingscamp in Berlin: Streit auf dem Oranienplatz eskaliert
       
       Nach einem Messerangriff auf einen Bewohner des Kreuzberger
       Flüchtlingscamps kocht der Konflikt zwischen Protestierern und Anwohnern
       hoch.
       
   DIR Kommentar Flüchtlingsproteste: Das Tor bleibt zu
       
       Polizei blockiert demonstrierende Flüchtlingen am Brandenburger Tor. Ein
       stärkeres Symbol für die deutsche Asylpolitik kann es kaum geben.
       
   DIR Flüchtlingsprotest in Berlin: Mutiger Tanz in deutscher Kälte
       
       Mehrere tausend Menschen protestieren gegen die Asylpolitik. Anreisende
       Flüchtlinge geraten in Polizeikontrollen wegen Residenzpflicht.